Old Diddl Maus

Ich kann mich an eine Mitgliederversammlung erinnern, bei der ich tatsächlich mal körperlich anwesend war. Vielleicht war es auch eine dieser OFC-Veranstaltungen. Muss so 2003/04/05 gewesen sein, jedenfalls war Onkel Dieter noch der große Zampano. Unser Manager musste sich mal wieder heftige Kritik gefallen lassen, es lief auch damals schon nicht alles rund. Das ganz große Hertha-Chaos gehörte aber schon der Vergangenheit an, immerhin. Passiert ist dann auch nicht viel. Old Didi hat zweimal ordentlich die Backen aufgeblasen, hat sich auf die breite Brust geklopft und wie immer keinen Widerspruch gelten lassen. Was an Gemurre dann noch übrig blieb, hat er einfach weggegrinst. Dem Dicken wurde knapp zusammengefasst vorgeworfen, dass er bei Hertha nur eine Ego-Show abziehe und der Klub ihm im Grunde scheißegal sei. Das hat er sich natürlich nicht bieten lassen. Seine Vereins-Verbundenheit hat er mit den Worten bekräftigt, dass sein Herz Blau-Weiß schlage. Das hat er mehr oder weniger wörtlich so gesagt, ich kann mich gut erinnern.

Die Mehrheit hat ihm das wohl abgenommen, ich auch, vielleicht hat Onkel Dieter es sogar selbst geglaubt. Einige wenige haben höhnisch gelacht. Ich hatte die Begebenheit lange vergessen, aber dieser Tage hat Dieter Hoeneß eines seiner mittlerweile raren Interviews gegeben. Es waren ein paar Zündstoff-Zitate dabei, die wurden von den üblichen Verdächtigen pflichtgemäß wiedergekaut, das war es dann auch. Selbst die BZ hat eingesehen, dass damit kein Radau zu machen ist und hat die einzelnen Punkte in einem längeren Beitrag seziert und als das bezeichnet, was sie waren: heiße Luft.
Die blauweiße Herzensangelegenheit des Onkel Dieter hat sich im Nachhinein auch in Luft aufgelöst, das hat der Ex-Manager in besagtem Interview ohne Zögern eingeräumt, indem er kundtat, dass er nunmehr den Bayern die Däumchen drücke. Ich glaube dennoch, dass dem Uli sein kleiner Bruder bei Hertha wichtige Aufbauarbeit geleistet hat. Wir hatten ein paar schöne Jahre zusammen, die möchte ich nicht missen. Seine jetzt getätigten Aussagen zeigen aber auch, dass es im Sommer 2009 die absolut richtige Entscheidung war, einen Schlussstrich zu ziehen.

Auch am aktuellen Manager gibt es Kritik, würde mich nicht wundern, wenn die aus denselben Reihen kommt wie anno Marcelinho, als es noch gegen Onkel Dieter ging. Damals hieß der Favorit der Kritiker übrigens Michael Preetz. Was lernen wir daraus? Das möge jeder für sich selbst entscheiden, ich kann schließlich nicht alles vorbeten. Nur soviel: Ich bin pro Preetz.
Und auch pro Luhukay. Ich bin überhaupt pro Hertha, auch wenn mir nicht alle Nasen gefallen, die sich in die Angelegenheiten des Vereins einmischen.
Das Bayernspiel endete wie zu erwarten war, nämlich mit einer Niederlage. Ein komisches Gefühl hat sich mir hernach bemächtigt, das die BZ in die gar nicht mal so schlechte Zeile „Gar nicht mal so schlecht verloren, Hertha“ gepackt hat. Wenn man sich schon über knappe Niederlagen freuen darf, dann ist irgendwas aus dem Lot geraten. Kollege Elmrock meint, das sei alles der Geldwäsche geschuldet. Ich werde ihn beizeiten bitten, seine Theorie hier ein wenig genauer zu erläutern, das könnte spannend werden.

Krasser als die München-Dominanz ist nur noch das Dortmund-Paradox. Die schwattgelben Kloppsköppe kommen einfach nicht aus den Töppen, stolpern und stümpern durch die Liga. Dabei spielen sie eigentlich nicht viel anders, als zu hochgelobten Tempofußballzeiten. Ich kanns immer noch nicht glauben und ich bin nicht der Einzige. Auf unser schweres Restprogramm wird stets verwiesen, um die Brisanz unserer Situation zu verdeutlichen, dabei kommt noch der Letzte zu uns, der BVB. Das macht mir wirklich Angst, weil wir gegen den Letzten meistens mies ausgesehen haben. Jetzt ist der Letzte auch noch ein gefühlter Bayern-Jäger. Diese Liga ist kein leichtes Mädchen, Hertha.
Bangemachen gilt trotzdem nicht, nächste Woche gehts erst noch gegen Gladbach mit Raffael, Favre, Marx, unsere jüngere Vergangenheit. Fast so jung wie Onkel Dieter.