Tschö mit nö

Ob sich Pal damit einen Gefallen getan hat? Beleidigte Leberwurst steht unserer Trainer-Ikone jedenfalls nicht besonders gut zu Gesicht. Man könnte es auch so interpretieren: Mal wieder eine Hertha-Schnurre abseits des grünen Rasens, dafür ist die Alte ja stets zu haben.

Worum geht’s? Kicker-Reporter Steffen Rohr hatte vor ein paar Wochen die Frage in den Raum geschmissen, ob für unseren Chefcoach im Sommer womöglich mal wieder Schluss mit lustig ist und seine These anhand augenfälliger Unzulänglichkeiten zu untermauern versucht. Das übliche Geplärre halt, wenn die Ergebnisse hinter den Ansprüchen zurückbleiben. Für Dardai offenbar ein unverzeihlicher Affront.

Muss er mal für kleine Mädchen? Wie dem auch sei, Dardai macht die Biege …

Bei der obligatorischen Spieltags-PK vorm Paderborn-Knüller jedenfalls hat er den Kicker-Mann mit voller Absicht gegen die Wand laufen lassen. Während der arme Kerl seine erste Frage formulierte („Es geht am Freitag nach Paderborn, wieder gegen einen Tabellennachbarn. Welche Art von Spiel erwartest du? Welche Art von Fußball hat der Gegner? Hat Paderborn nach dem Abgang von Florent Muslija im Januar seine Spielweise in irgendeiner Form verändert?“) versuchte Dardai nicht einmal ansatzweise, seine offenkundige Abneigung zu verhehlen. Statt der üblichen Spitzbuben-Grinsebacke sah man einen Trainer, der wohl am liebsten über die vor ihm aufgebaute Werbebande gehüpft wäre, um den unliebsamen Fragesteller höchstpersönlich hinauszubefördern.

Als Rohr kurz darauf einen zweiten zaghaften Anlauf nahm („ich würde gerne meinen Job machen, Pal, ich versuchs nochmal“), sprang Monsieur Chefcoach tatsächlich auf und stapfte aus dem Raum. Und tschüss.

Pressesprecherin Vera Krings (links) lächelt weg, Fabi Reese schickt ne WhatsApp

Zurück blieben eine leicht perplexe Pressesprecherin, die die Szene charmant zu überspielen versuchte und ein braver Fabi Reese, der in den verbleibenden Minuten die Rolle des Ausputzers übernahm, eine Rolle, die er gewohnt souverän meisterte. Kein Wunder, sind doch die Herren Berufsfußballer heutzutage alle medienaffin by nature.

Was soll man von diesem Auftritt halten? Als bekennender Pal-Fan bin ich grundsätzlich loyal, allerdings hätte ich mir in diesem Fall schon ein wenig mehr Über-den-Dingen-stehen gewünscht. Dardai Senior ist schließlich lange genug dabei, um die medialen Mechanismen verinnerlicht zu haben.

Da hatten sich Kicker und Pal noch lieb: Titelgeschichte anno Höhenflug

Oder steckt doch mehr dahinter? Ist der Chef so dünnhäutig, weil hinter den Kulissen kräftig am Trainersessel gesägt wird? Interessant in dem Zusammenhang ein Ickser (ehemals Tweet) des ehemaligen Top-Hertha-Reporters Uwe Bremer (Moinpost). Dort nämlich raunte Bremer vieldeutig folgendes:

#Dardai @HerthaBSC -PK: Was sind die Hintergründe?

Der Text im Fachmagazin las sich wie eine bestellte Geschichte, um den Trainer zum Abschuss freizugeben. Wer hat daran Interesse? Hier an Investor #777Partner zu denken, ist natürlich reine Spekulation …

Spekulation, natürlich, klar, aber wie das so ist mit Spekulationen, mitunter ist was dran. Wobei ich eher der Ansicht zuneige, dass Dardai seine Lunte bewusst kurz hält, um seine Jungs auf den letzten Metern dieser Übergangssaison noch mal ein bisschen wachzukitzeln. Plausibel oder nicht, soviel Loyalität sei mir gestattet.