Hurra, Pfannkuchen sind da

Bin mir noch nicht ganz sicher, was ich von der neuen Hertha halten soll. Dass mit der Installation von Jay Klinsmän ein paar Veränderungen einher gehen würden, war absehbar, aber eine derart radikale Generalüberholung unserer Alten habe ich dann doch nicht erwartet, nicht im entferntesten. Wobei man sagen muss, dass die Veränderungen bislang hauptsächlich PR-Maßnahmen sind. Die haben es allerdings in sich. JK haut ja ein Ding nach dem anderen raus und hat Old Herthachen ganz nebenbei schon mal zur Schlagzeilenkönigin gemacht, ick sach nur Jogginghosenverbot. An der Transferfront tut sich auch einiges, seit neuestem wird mal wieder in die oberen Regealfächer gelinst, mir wurde schon ganz schwindelig. Xhaka und Draxler, das sind natürlich Hausnummern und laut Klinsi genau die Sphären, in denen wir künftig schweben.
So lange aber nicht absehbar ist, wie die ganze Chose endet, wird in den Redaktionsstuben das Pro- und Kontra-Spielchen durchgekaut: Ist Windhorstens warmer Geldregen nun gut oder schlecht? Wie immer wird der Bürzel am Ende fett, auf gut deutsch, kieken wa mal. Es wird sich vermutlich niemand dagegen wehren, sollte sich Hertha demnächst zur Mitfavoritin aufschwingen, schon gar nicht, wenn am Ende tatsächlich mal ein Glitzerdings von blauweiss gestreiften Hemdsärmeln in die Höhe gereckt wird. Wobei, es gab schon des öfteren Phasen, da an Spree und Havel Gladiolenträume reiften. Das letzte Mal 2009 mit dem damals noch taufrischen Favre. Davor, um die Jahrtausendwende, befeuert von Onkel Dieters vorauseilenden Investitionen, getätigt im sicheren Glauben an stetig fließende Gelder aus Leo Kirchs Klingelbeutel. Der Geldhahn hat dann leider doch nicht wie versprochen gesprudelt, was Onkel Dieter nicht daran hinderte, seinem (und unserem) Traum bis zum Erbrechen hinterherzuhecheln. Die absehbare Bauchlandung fiel recht deftig aus, wobei sich zum Glück (oder besser, dank Herthas Charme, hö hö) immer wieder Geldgeber fanden, die einen Totalabsturz verhindert haben.
Um auf den Punkt zu kommen: Es hätte für meinen Geschmack ein Geschmäckle, wenn Hertha dank windiger Finanziers a lá KKR und LW die Kurve kriegen würde, ein Titel auf Pump, sozusagen. Nur, was wäre die Alternative? Der in den letzten Jahren propagierte und eingeschlagene Weg, mit Talente-Aufbau und -Verkauf zum Erfolg zu kommen, ist mühselig und allerlei Unwägbarkeiten ausgesetzt. Zudem scheint dem Anhang für die Ochsentour die Geduld zu fehlen, wie die zunehmende Nörgelei während der stabilen aber letztendlich nur durchschnittlichen Dardai-Jahre gezeigt hat.
Ein Träumchen wäre es, sollte Hertha tatsächlich auf Schulden zum Erfolg reiten und sich am Ende des Tages aus den Klauen des geldgeilen Prinzen befreien, in dem die geliehene Kohle plus Zinsen zurückgezahlt wird und man wieder ganz auf eigenen Beinen steht. Realistisch erscheint das nicht, schon gar nicht Hertha-like. Typischer wäre, wenn der windige Horst sein Geld angesichts anhaltender Tristesse und bislang unbekannter Klauseln wieder abzieht und die Alte im Regen stehen lässt, samt einem halbfertigen Stadion und mordsmäßig aufgeblasenem, überteuertem Kader. Natürlich werden es alle schon vorher gewusst haben (icke sowieso, ihr jetze ooch), die bescheidenen Unioner lobpreisen und Münchhausen oder die Brausebullen werden verdientermaßen Meister. Na, Prosit Neujahr.