Geduld und Spucke

Ich fass mich mal wieder kurz, im Gegensatz zum Schiri am letzten Samstag. Das war mal wieder ein gelungener Auftritt, wobei ich unterm Strich sowieso zufrieden bin. Das man mal ein zwei Spiele vergeigt, kommt in den besten Familien vor. Und wir gehören ja eher zu den zerrütteten, wenn ich das mal so sagen darf.
Stadion della Olympico war wider Erwarten ja dann doch noch voll geworden. Wobei ich mitunter verstehen kann, warum nicht jeder Einwohner dieses Planeten Bock hat, alle vierzehn Tage mal bei Tante Hertha vorbeizukieken. Nein, am Wetter liegts nicht, im Sommer isses ja auch nicht unbedingt voller. Auch nicht an der Laufbahn, die ist blau und schön und urst knorke. Es sind die Regulars, die Dauergäste, zumindest einige davon. Ein Exemplar saß diesmal ziemlich genau vor mir.
Der Typ hatte schon gut getankt, stand öfter mal auf, wog seinen massigen Oberkörper hin und her, deklamierte irgendwas, grölte ein paar Anfeuerungsrufe und verplemperte ständig sein Bier. Immerhin Herthaner, viel mehr Positives gibt es aus meiner Warte nicht zu erzählen, kenne ihn auch nicht, habe auch nicht das Bedürfnis. Rechts von ihm saß ein Paar, ein Typ in Zivil, daneben seine Begleiterin, sie mit Bayernschal. Die hat der Herthaner selbstredend ständig belegt, irgendein Gebrabbel, nicht unbedingt unflätig, aber penetrant bis zum getno. Haben die beiden Laufgäste sich geduldig reingezogen. Als Ibisevic die Kugel reingemacht hat, tobte der Mob natürlich los, der Proll kippt sein Bier erstmal seinem Zivi-Nachbarn halbwegs übern Latz, ich umarme dem Bierkipper, im Überschwang der Gefühle.
Wat solls, Spiel ging weiter. Je länger Hertha führte, desto mehr triezte der Biertrinker das Pärchen neben sich. Feixte lauthals und feierte vorsorglich schon mal den unerwarteten Dreier. Man, halt bloß die Klappe, dachte ick mir. Noch ist die Katze nicht im Sack.
Dann die letzte Minute, der Assistent zeigt an – fünf Minuten!!! Altheeer, hat der nen Knall? Egal, der Typ vor mir feiert weiter, alles steht schon auf den Sitzen, notgedrungen. Hertha kloppt die Kugel panisch nach vorne, die Roten Giganten drücken wie Opa mit Verstopfung uffm Lokus.
Das Berliner Feierbiest tobt, schreit, jubelt, flippt aus. Die beiden neben ihm haben endgültig die Schnauze voll. Den blauweissen Siegesrausch und die zu erwartende Häme wollen sie sich ersparen. Wenigstens das. Dann ein Freistoß, die Zeit ist längst rum. Der Rest ist bekannt.
PS: Ich bin mir sicher, da hat keiner gespuckt. Das war feuchte Aussprache, passiert mir auch hin und wieder im Eifer des Gefechts. Sogar mir, sollte ich hinzufügen.