Zweitliga-Blues

Stell Dir vor, Hertha ist unschlagbar und keiner geht hin. So lautet in etwa die Quintessenz der wichtigsten Nachricht aus der letzten Woche. Denn vor dem Spiel gegen Fritze Walters Erbschleicher üben sich sportlich interessierte Berliner und Brandenburger in vornehmer Zurückhaltung. Gerade mal 2172 Tickets (handgezählt) wurden bis Anfang letzter Woche nachgefragt, Dauerkarten nicht mitgerechnet. Da lässt sich natürlich herrlich über die Gründe mutmaßen, als da wären Wetter, Zeitpunkt und nicht zuletzt der Umstand, dass im Grunde alles entschieden sei, zumindest die wichtigen Dinge, Auf- und Abstieg nämlich. Übrigens nicht nur in der besten Zweiten Liga aller Zeiten, sondern auch eine Etage drüber. Da langweilt sogar der Blick auf die Tabelle. Bayern kriegt eh keiner mehr, sagt selbst der sonst so zurückhaltende Franz Kaiser. Und unten geht es nur noch darum, ob Augsburg oder Hoffe gegen Lautern den Platz stürmen darf. Stelle ich einfach mal so fest, schade für Union. Apropos: Die Köpenicker Emporkömmlinge mussten gerade den Preis für ihre übermenschliche Leistung vom Derbymontag bezahlen. Ich behaupte: Hätten die Waldschraten sich bei uns mental ein bissle weniger verausgabt, hätte es gegen Ingolstadt zum Sieg gereicht. Wieviel Punkte jetzt unterm Strich bleiben, können eiserne Rechner an ihren Fingerchen selbst abzählen. Kleiner Tipp: da reicht sogar eine Hand.
Aber auch unsere Helden sind nicht makellos. Mal wieder ein schmutziger, dreckiger, speckiger Arbeitssieg. Wahrlich kein Hingucker. Verfolgt man das Fachsimpeln in den blauweißen Fanatiker-Foren, ergibt sich folgendes Meinungsbild: Alles schön und gut, aber so langt das nicht für die Champions League.

Ja, so sind wir – nie zufrieden, dafür immer was zu Meckern. Es ist ein Kreuz mit diesem Klub und mit den Fans sowieso. Bei soviel gepflegter Langeweile ist das Geschehen in den Bleiwüsten der
nGazetten
nfast interessanter, als das perfektionistische Rasengeschacher der Luhukay-Schützlinge. Die dahinsiechende Bezett wittert gar Explosionsgefahr, weil Lasogga nicht spielen durfte, obwohl er bei Transfermarkt.de auf schlappe fünf Millionen taxiert wird. Welch unschlagbar geniale Argumentationsführung! Als Beweis wird ein Foto gezeigt, auf dem Lasso an der Trainerbank vorbeischlendert und seinem Trainer nicht mal einen kleinen Seitenblick gönnt. Der ihm übrigens auch nicht. Warum auch? Wenn ich die Perspektive richtig einschätze, ist Ex-Kreuzband-Patient und Goldesel-Gast Pierre-Michel einige Trippelschritte zu weit fortgelatscht, um unnötig Augenkontakt aufzunehmen. Und ein kesser Blick in richtung Coach hätte womöglich eine üble Genickstarre zur
Folge, das wäre auch nicht schön oder etwa nicht?! Auch wenn Bild mutmaßt, der vor Gesundheit nur so strotzende Kader bekommt dem Mannschaftsklima womöglich weniger gut. Weil alle fit sind und spielen wollen aber nicht dürfen. Heul, jammer, schluchz.
nKlarer Fall
nvon medialem Doppelpass, gar nicht schlecht. Aber so richtig haut es eben nicht mehr von den Socken. Außer Luhu, dem hat es glatt die Schuhe ausgezogen, der liegt jetzt nämlich malade im Bett. Und kiekt wahrscheinlich Lautern-Videos bis zum Abwinken, der alte Streber. Soll mir recht sein, schließlich bin ich einer der treuen Ticketbesitzer, die kommenden Montag in Block K dem Winterwetter trotzen wollen. Es soll ja wieder kälter werden, wenn man den Meteorologen glauben darf. Die exakte Temperatur für kommenden Montag vorherzusagen wäre zwar unserös, dass es nach 20.15 Uhr aber wieder arschkalt sein dürfte, setze ich voraus. Da ich als Ex-Katholik die Fastenzeit penibel einzuhalten
pflege, bleibt mir immerhin erspart, meine empfindlichen Innereien sinnlos mit kaltem Bier schockzufrosten. Fazit: Von Hertha erwarte ich keinen Schheitspreis, ein leidlich erkämpfter Punktgewinn würde mein Herz dennoch erwärmen.

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