[image caption=“Wes Brot ich ess“ image_link=“/wp-content/uploads/2013/08/dino.gif“ float=“right“ style=“round“/]Habe heute Vormittag kurz in den Doppelpass reingezappt, großes Thema war natürlich das „Duell der Krisenklubs“ (so formulierte es die Online-Ausgabe einer Zeitung). Hin und wieder ist dieser Fußball-Frühschoppen ja ganz unterhaltsam, oft aber auch nur schnarchiges Geblubber. Nach rund 20 Minuten habe ich ausgeschaltet. Wer sie nicht kennt: Die Sendung ist überwiegend mit mehr oder weniger prominenten Medienmenschen bestückt, in wechselnder Besetzung. Komplettiert wird die traute Runde mit einem Klubfunktionär, diesmal war es der knuffige Herr Dufner, ehedem Sportdirektor in Freiburg, nunmehr bei Hannover 96 fürs sportliche Wohl und Wehe zuständig. Selbstredend musste die Herrenrunde auch das unappetitliche Lolita-Thema anschneiden, Moderator Wontorra reichte es dann ausgerechnet an Herrn Claus Strunz zur Beurteilung. Das der u. a. als HSV-Intimus – weil Ex-Chefredakteur des Hamburger Abendblatts – vorgestellte Journalist die peinliche Berichterstattung quasi als Presse-Pflichtaufgabe darstellt, überrascht nicht, ist er doch als langjähriger Springer-Mann exakt dem Hause verbunden, in dem auch die Lolita-Geschichte ausgeheckt wurde. Strunz berichtete dann auch pflichtschuldig betroffen von einem guten Bekannten („seit 40 Jahren Hertha-Fan“), dem es bei Ramos‘ Einsnull schwergefallen sei, jubelnd aufzuspringen, wo die Spieler doch durch die glibberige Affäre so besudelt seien. Die Stichworte „Verantwortung“ und „Vorbildfunktion“ durften im Kurz-Pladoyer des sittenstrengen Pressevertreters ebenfalls nicht fehlen.
Der Mann war immerhin auch mal Chefredakteur bei „BamS“. Wie es im Fußballprofizirkus hinter den Kulissen zugeht, sollte in Top-Journalisten-Kreisen eigentlich bekannt sein. Merke: Junge Athleten mit dicker Brieftasche üben eine große Anziehungskraft auf frühreife Heranwachsende aus. Ich könnte hier und jetzt noch eine Menge Binsenweisheiten raushauen, lasse es aber. Die Verlogenheit und Heuchelei dieser grotesken Debatte ist einfach zu offensichtlich. Schade nur, dass so etwas mit Vorliebe an Hertha exemplarisch abgearbeitet wird. Das ist der Hauptstadt-Malus, damit müssen wir leben, damit muss der Verein umgehen. Und das hat er bislang ganz ordentlich hinbekommen, soweit ich das beurteilen kann. Meine größte Sorge ist, dass unser Trainergott schon relativ bald die Faxen dicke hat und sich einen Job mit weniger Sperrfeuer sucht. Gut immerhin, dass Jos Luhukay diese Feuertaufe auf der sportlichen Erfolgswelle ertragen muss, das macht vieles erträglicher.
Noch ein Wort zum Sport. Große Verwirrung hat nicht nur bei uns auf der Tribüne ausgelöst, dass John Brooks in Minute 23 dem Kollegen Niemeyer weichen musste. Nach dem Spiel war die Rede von Oberschenkelproblemen, der „Kicker“ schreibt jetzt noch davon. Luhukay selbst sagte, er habe Siegeswillen einwechseln wollen. Das ist ihm gelungen, mit dem alten Käptn war mehr Galle in unserem Spiel. Little Big John wird sich die ungwöhnliche Trainer-Maßnahme hoffentlich nicht allzusehr zu Herzen nehmen, seine Zukunft fängt ja gerade erst an.
Bei den HaSenVüßen ist uns in Block L die Nummer 31 besonders aufgefallen. Trickreich, schnell, immer für eine überraschende Aktion zu haben. Wer ist das, wollten wir wissen. Gut, dass links neben mir ein HSVer saß, ein junger Bursche in den Zwanzigern mit Freundin. Selbst der hatte keine Ahnung, wer das sein sollte. Ich habe heute mal nachgekiekt, Jaques Zoua heißt der Mann, gebürtiger Kameruner, zuletzt beim FC Basel, nunmehr anne Waterkant, das Spiel gegen Hertha war sein drittes in der Bundesliga. Für Zoua bislang kein Zuckerschlecken, die angeblich 15.000 mitgereisten Hamburger haben die Jubiläumsvorstellung ihrer Mannschaft trotzdem stoisch ertragen. Einer von denen hat mir nach Spielschluss sogar gratuliert, ist mir bislang auch noch nicht passiert. Ich habe ebenfalls gratuliert, wie es sich gehört, zu 50 Jahren Bundesliga. „Ja, wir sind der Dino!“, freute sich daraufhin der Hamburger.