Zwei Mal Deutscher Meister in 120 Jahren. Wenn das bedeutet, dass wir durchschnittlich alle 60 Jahre den Titel holen, dann wird es höchste Eisenbahn. Aber wollen wir mal keine utopischen Forderungen stellen, schließlich hat Hertha Geburtstag. Ich glaube, es ist heute das erste Mal in meinem Leben, dass ich an Herthas Geburtstag gedacht habe. Dabei gab es schon rundere Daten, zum Beispiel den Hundertsten. Das muss 1992 gewesen sein, was habe ich da bloß gemacht? Ich war wohl im Urlaub. Hertha war ein notorischer Zweitligist, ohne Aussicht auf Besserung. Ich war fünfundzwanzig und träumte vor mich hin, Deutschland war frisch wiedervereinigt, wollte aber nicht so richtig aufblühen, wie vom schwarzen Pfälzer prophezeiht. Hat mich aber nicht gestört. Was der unter Aufblühen verstand, war eh nicht meine Welt.
Zum Geburtstag hat Hertha immerhin 8 Millionen Euro
nbekommen. Daf&
nuuml;r geht Raffael nach Kiew und verdient dort kolportierte zwanzig Millionen in vier Jahren. Dafür muss er Fußball spielen und darf sich im Winter richtig den Arsch abfrieren. Deswegen wollte seine Frau eigentlich nicht dorthin, wird gemunkelt. Aber was macht man nicht alles für zwanzig Mios. Pech wäre natürlich, wenn die Weltwirtschaft wirklich zusammenbricht, wie von einigen Weisen geweissagt. Ich weiß zwar nicht, was ich mir genau darunter vorzustellen habe, aber es klingt immer sehr bedrohlich. Fast wie Krieg. Wirtschaft ist ja fast wie Krieg. Es geht darum, Märkte zu erobern, Strategien zu entwerfen, Konkurrenten auszustechen. Wettbewerbsfähigkeit klingt nicht ohne Grund wie Wehrfähigkeit. Nur schießt man nicht mehr aufeinander, sondern man entzieht sich gegenseitig die Lebensgrundlagen. Zumindest bei uns, in der zivilisierten Welt. Totschießen dürfen sich die anderen. Mit
unseren Waffen, immerhin.
„Kaffee und Kuchen“ vollständig lesen