[image caption=“Olympiastadion, du kannst mir sehr gefallen“ image_link=“/wp-content/uploads/2014/06/umgang.gif“ float=“right“ style=“round“/]Luggi Müller war 31 Jahre jung, als er sein erstes Spiel für Hertha absolvierte. Kurz vor 34 hat er sich verabschiedet, mit dem Vizemeistertitel. Ich war übrigens persönlich anwesend, das soll nicht unerwähnt bleiben. Mehr will ich zum Thema John Gijsbert Allan Heitinga höchstwahrscheinlich klar mit Hertha nicht sagen. Außer vielleicht noch, dass ich alleine den Namen Johnny Heitinga ziemlich cool finde. Klingt exotisch, rutscht trotzdem gut über die Zunge. Weil man den Transfer nicht vor der Unterschrift loben soll, halte ich mich auch in der Personalie Ete Beerens bedeckt. Aber ich bin guter Dinge.
Alleine deshalb, weil das WM-Fieber steigt. Der WM verdanke ich quasi mein Fandasein. Meine erste bewusst erlebte Weltmeisterschaft war die Heim-WM 1974. Das muss gegen Ende meines ersten Schuljahres gewesen sein. Ein BRD-Spiel war in Berlin, das gegen Chile, ein Politikum damals. Wenn man von der BRD sprach, kam man entweder aus der DDR oder war ein Extremist. Auch damals ging es nicht nur um Sport. Gegen Chile wurde zum Auftakt wenig überzeugend gewonnen, eins zu null durch ein Breitner-Tor, würde ich spontan wetten (ohne Wikipedia). Interessant war sonst nur noch die deutsch-deutsche Nummer gegen die Zone. So hieß die DDR bei den Reaktionären. Das war noch mehr Politikum, die Bedeutung habe ich Knirps nur ganz am Rande erfasst. Wenn überhaupt. Für mich war es ein Derby, auich wenn weder Wort noch Bedeutung von Derby kannte. Für die unpolitische Nachwende-Generation: Das Deutschland-Derby war so etwa, als wenn heutzutage England gegen Schottland spielt. Oder besser, England gegen Irland. Oder noch besser, Irland gegen Nordirland. Meine Mutter hat auch geguckt, sie ist ein typischer Vierjahresfan. Nur wenn WM ist (oder EM) interessiert sie sich für Fußball. Allerdings eher für Randfiguren und Außenseiter. Typische Aussage: „Mensch, die Afrikaner spielen aber toll, die müssten mal gewinnen.“ Oder die Japaner, Algerier, Hottentotten. Egal für wen, meine Mutter hält zu den Exoten. Die Deutschen spielen in ihren Augen noch immer den Rumpelfußball aus Derwallschen und Ribbeckschen Zeiten. 1954 hingen die meisten am Radio, hinterher sind alle laut jubelnd auf die Straße, hat sie auch mal erzählt. Das war noch mehr Politik als Fußball, stellte sich aber erst später heraus. Womöglich war ’54 die einzige WM, wo Deutschland (West) auch so eine Art Exot war. Beckenbauer ist ein Sonderfall, über Lichtgestalten wird kein böses Wort verloren. Jedenfalls weiß ich noch, dass meine Mutter 1974 beim Spiel gegen die DDR vehement den Einsatz von Günter Netzer gefordert hat. Der kam irgendwann sogar, blieb aber blaß. Was blieb war einzig und allein Sparwasser. Die Legende besagt, dass nach dem Sieg des Arbeiter- und Bauernteams der Franz das Zepter an sich riss und dann wurde der Zenit doch noch überschritten. Beim Finale waren wir bei Freunden in Lilienthal, bei Bremen. Während die Erwachsenen drinnen das Finale guckten, haben mein Kumpel Frank und ich im Garten rumgebolzt. Zwei Obstbäume waren ein Tor, geschossen wurde von einer Anhöhe. Einmal bin ich kurz rein und habe nach dem Ergebnis gefragt. Da stand es Nulleins. Gut, dann gewinnen wir eben Zweieins, habe ich mir gedacht. Meine unverdorbene Kinderseele war sicher, dass Deutschland Weltmeister wird. So lief es zwangsläufig: Hölzenbein ist gefallen, Breitner übernahm Verantwortung, der Bomber zeigte eine seiner unnachahmlichen Pirouetten, Maier hielt seinen Kasten rein. Der Rest ist Geschichte.
Holland hat es noch einige Male versucht, zuletzt in Südafrika. Da war auch Heitinga dabei. Man, haben die Holländer geholzt.Sie wollten es mal auf die Altdeutsche probieren. Das reicht vielleicht fürs Finale, aber nicht für mehr. Diesmal ist Johnny nicht dabei, er kann sich voll und ganz auf seine neue Aufgabe konzentrieren. Und ich? Ich habe ein gutes Gefühl für die kommende Saison.