Ibisevic, Handballgott

Wie schon vor ein paar Wochen gegen die Werderwürste, ein erneuter Tiefschlag in der Nachspielzeit. Schwacher Trost, dass es ansonsten ein unterhaltsames Spiel war. Es geht eben nix über Siege, ganz egal, wie grottig diese zusammengstümpert werden. Man könnte sich dennoch über herrliche Aussichten freuen, über ein rosiges Versprechen auf die Zukunft, wofür unsere talentgespickte Mannschaft allemal steht. Wenn da nicht das Damoklesschwert der nächsten Transferperiode über uns schweben würde.
Herrn Starks Berufung in die Nationalelf hat ja eine gewisse Schaufensterwirkung, ein lebhaftes Interesse an Lazaro wurde bereits mehrfach kolportiert, von Arne Maier ganz zu schweigen. Marco Grujic ist eh nur auf Stippvisite hier. Selbst wenn Jay Kloppskopp auch in der nächsten Spielzeit keine Verwendung für Magic Marco bei den Anfield-Roten haben sollte, scheint es nicht unwahrscheinlich, dass sich unser Sieggarant demnächst einem international tätigen Fußballunternehmen anschließt. Den Zug nach Europa kriegen wir vermutlich nicht mehr, die Aussichten waren schon vor dem Zwodrei gegen Preussen Doofmund nicht berauschend. Herrjemineh.
Schön ist schon mal – das sollte man bitteschön nie vergessen – dass wir vermutlich nicht absteigen. Das kommt ja in den, ähem, besten Vereinen vor. Der Weg stimmt im Großen und Ganzen und wer weiß schon, welche unentdeckten Talente das Schicksal in der kommenden Saison an den schönen Strand der Spree spült. Zumal wir zunehmend prominente Fürsprecher haben. Der große Sommermärchen-Klinsmann hat sich die Tage in einem Interview verbreitet und die allgemeine Aufmerksamkeit ganz nebenbei ein klein wenig auf unsere jungdynamische Hertha gelenkt. Wenn das mal keine Absicht war (siehe Handballgott Ibisevic). In dem Interview ging es grob gesagt um die Zukunft des deutschen Fußballs (nein, nicht weniger) vor dem Hintergrund des WM- resp. Nations-League-Desasters und der schwachen Eurocup-Bilanz 2018/19. Eigentlich kein Thema, bei dem man tiefschürfende Aussagen zu unserer Alten erwarten würde. Aber olle Klinsi hat es tatsächlich geschafft, dennoch einige versteckte Lobhudeleien auf Hertha einzustreuen. Z. B. so: Auf die Frage, ob es einen Verband gäbe, der für den DFB als Vorbild dienen könne, verwies JK auf die Engländer. Ganz beiläufig hat er gesagt (Zitat): „Die Vereine bauen Wettbewerbe für ihre Jugendmannschaften auf. Da spielt dann mal die U23 von Hertha bei Liverpool. Aus nur einem Grund: Um den jungen Spielern so viel Praxis zu verschaffen wie möglich.“ Wir in einem Atemzug mit dem großen FC Liverpool! Wenn das kein Ritterschlag ist. Ein dezenter Fingerzeig für junge Spieler sowieso. Aber weiter im Text: Als nächstes wird Klinsmän mit einer Kritik von BVauB-Manager Zorc konfrontiert. Susi hatte dem deutschen Nachwuchs mangelnde Qualität besscheinigt. Klinsmann meint, da fehle womöglich ganzheitliches Denken; die Spieler müssten nicht nur kicken lernen, sondern auch in anderen Lebensbereichen geschult werden (Ernährung, Schlaf, Fortbildung). Und dann fügt er an: „Natürlich gibt es auch in der Bundesliga positive Beispiele dafür, ich denke an Hertha, Hoffenheim oder Leipzig.“ Die beiden letztgenannten mögen nicht die allerbeste Gesellschaft sein, aber den Retortenklubs wird immerhin eine gewisse Professionalität attestiert. UND: wir wurden an erster Stelle genannt! Um es auf den Punkt zu bringen: Hertha, der oftmals verlachte Klub ohne Eigenschaften, ist noch nicht der heiße Scheiß, aber zumindest scheint die ärgste Gefahr gebannt, dass schnell mal die Kacke am dampfen ist. Toitoitoi.