Die Ente ist am Bürzel fett

Erika, der Herbst ist da

Meine Auswärtsbilanz ist makellos: Drei Fahrten, drei Siege. Das macht Lust auf mehr, wird aber wohl nix vor 2016. Dass nach Ingolstadt (1:0) und Frankfurt-Bornheim (2:1 n. V.) die erste Heimpleite (deftig) folgte, war nicht schön, tut aber auch nicht wirklich weh (schluchz, heul, stöhn). So gut sind wir noch nicht, wie man gegen Gladbach sehen konnte. Richtig schlecht waren wir allerdings auch nicht, nur hie und da fehlt es an dem einen oder anderen. Trotzdem stimmt der Weg, behaupte ich mal. Und von mir aus kann Ronny trotzdem gerne zu unserer Weihnachtsfeier kommen.

Ich war in den Herbstferien ne Woche unterwegs, mit Sohnemann. Zweimal Fußball, einmal Comic-Museum in Schwarzenbach an der Saale. Für alle Holiday-Freaks ein kurzer Fußball-Reiserückblick: Ingolstadt ist ganz nett anzuschaun, per Bus wird man bis ans Stadion rangekarrt und fast auf seinem Sitzplatz ausgespuckt. Sehr bequem. Die Arena (Audi Sportpark genannt) ist ein herrkömmlicher Beton-Bausatz auf der Wiese, natürlich ausbaufähig (Fassungsvermögen momentan 15.000), hat mich stark an Augsburg erinnert. Auch nicht uninteressant: Wie in Augsburg wurde unsereiner mit „Nur nach Hause“ begrüsst. Ist ne feine Geste. Wat sonst? Ingolstadt beherbergt das Bayerische Armeemuseum. Erwachsene zahlen einen Euro Eintritt, Kinder dürfen umsonst rein. Ja ja, umsonst ist der Tod.
Großes Thema: 1. Weltkrieg, auf ungefähr drei Etagen, dazwischen ganz unerwartet moderne Kunst. Ganz allgemein: Bayerische Gastlichkeit paart sich mit Audi-Kohle. Auch hier san mir also mir.
Zwote Station hieß Frankfurt-Bornheim, Heimstatt des FSV. Coole Stadionmucke, entspanntes Publikum, ganz anders als beim Lokalwidersacher Zwietracht Commerzkacke. Volksbank-Stadion heißt die bescheidene Arena des FSV, das wird gerade ausgebaut, so scheint es jedenfalls. Wer keine Karte und/oder kein Geld sein eigen nennt, kann für umme kieken. Und sowas inner Bankenmetropole, muss man sich mal ausmalen. Ehrlich wahr: Links (!) von der Gegentribüne (!!) gibts noch eine Tribüne, ich nenne sie mal Nebentribüne; die gehört wohlgemerkt noch nicht zum Innenbereich. Von dort hat man einen prima Blick aufs GANZE* Spielfeld. *Lediglich der Blick auf eines der insgesamt zwei Tore wird durch eine Tribüne verdeckt.
Besonderheit: Die FSV-Fans hatten vor Spielbeginn ein Transparent entrollt. Darauf stand: „Der BFC verlor zu Haus“. Fans ich absolut kurios. Ich bin zwar kein Ultrakultur-Experte, aber so etwas ist mir noch nicht untergekommen. Was sollen mir/uns diese Worte mitteilen? Handelt es sich um eine Erinnerungshilfe für Fußball-Enzyklopädiker? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Verfasser dieser Botschaft in mühevoller Kleinarbeit etwas derart profanes auf ne Stoffbahn pinseln. So ganz ohne Hass und Häme. Oder ist es ein raffiniertes Rätselwerk? Die teuflische Ausgeburt eines gewieften Taktikers? Es kann eigentlich nicht anders sein – Verwirrung, Irritation, Ratlosigkeit sollte gestiftet werden! Vielleicht waren unsere Jungs deshalb so seltsam indisponiert. Alle außer Kalou, wohlgemerkt. Der hat das Ding einfach überlesen, der Schlaufuchs.
Und sonst? Frankfurt ist rund ums Bahnhofsviertel richtig schön abgerockt. Im Schatten der Skyline flanieren Junkies und Banker in friedlicher Koexistenz. Zur Eintracht könnte man auch mal gehen, sollte man aber vorsichtig sein, wird gemunkelt. Die seien ein streitsüchtiges Völkchen. Aber Papperlapapp, ansonsten ist Frankfurt am Main ein feines Städtchen, großer Fluss, breite Brücken, gepflegte Gastronomie, Würste allüberall. Erkundenswert allemal.
Sonst noch wat? Ach ja, Pokal-Auslose. Heute Abend im Bezahl-TV. Habe kurz überlegt, ob ich deswegen in die Kneipe gehen soll. „N’abend, zeigen Sie die Hertha-Auslosung oder Konferenz?“ Wär einen Lacher wert gewesen.