Besenwagen

Angesichts solcher Spiele, wie dem samstäglichen gegen Augschburg, ließe sich sagen: gibt solche Tage. Bei Hertha müsste man hinzufügen, solche Tage gibt es öfter mal. Wobei dieser Tag dann doch irgendwie speziell war, weil es die Alte doch tatsächlich geschafft hat, auf den letzten Metern einen halbwegs versöhnlichen Abschluss hinzulegen. Mittlerweile isses ja so, dass Hertha – zumindest Zuhause – loslegt wie von der Tarantel gepiekst, um nach spätestens fuffzehn Minuten in den Lethargiemodus zu wechseln. Schwer nachvollziehbar, aber ich muss ja nicht alles verstehen.
Angesichts des formidablen Fußballwetters fiel weiterhin auf, dass die Saison zeitlich irgendwie ungünstig liegt. Schönes Wetter gibts nämlich nur zu Saisonbeginn und fast ganz am Schluss. Weil Wohlfühlwetter so eine Seltenheit ist, haben wir uns spontan entschieden, noch eine dritte und vierte Halbzeit am Ubahnhof Olympiastadion einzulegen. Es gibt dort zwar keine Biergartenmöbel wie auf den Terrassen, aber dafür hats eine akzeptable Akustik, zwei preiswerte Imbissbuden und ein geräumiges Pissoir. Und alle paar Minuten erinnert eine vorbeirauschende Ubahn daran, dass die große, weite Welt gleich umme Ecke liegt. Sport wurde auch geboten, zwei Mädels haben einen sauberen Ringkampf hingelegt, ansonsten haben wir uns aufs Wesentliche beschränkt. Ums mit einem aktuellen Politslogan zu sagen: Berlin roocht Kippe, Berlin kippt Bier. Shalömchen allerseits.
Noch zwei Spiele, dann machen wir einen dicken, fetten Haken an die Spielzeit 17/18. Welches Spiel bleibt in Erinnerung? Das in Bilbao fand ich trotz Niederlage großartig, alles andere ist schon jetzt m.o.w. verblasst. Halt, vorhin aufm Klo bin ich beim Lesen der Arminia-Postille „ÖlfFroinde“ doch noch über eins gestolpert und zwar (Ironie, Ironie) in der Titelgeschichte über Domenico Tedescos total irres Jahr uffm Pott. Darin bezeichnet eben jener Tedesco den Siech von Schalalala gegen Hertha als bestes Spiel seiner Mannschaft (bis dato). Das adelt in gewisser Weise auch uns, zumal man sich vor Augen halten muss, dass die Kohlenmunks nur dank Elfer und Geschenk zwonull gewinnen konnten. Wir ham wat jut, Ihr Revierbanausen von Fleischers Gnaden.
Zurück zum Wesentlichen, nämlich zu uns: Nicht abzusteigen ist für mich immer noch das A und O, von daher bin ich nicht unzufrieden. Die Schöngeister unter uns werden jetzt natürlich die Augenbrauen hochziehen und mit den Schweinsäuglein rollen. Vermutlich auch jene zwei Fanexemplare, die in Block 40.1. direkt hinter uns hockten und während des Spiels kübelweise Häme ausgekotzt haben. Zwei echte Ätztypen, ums mal eightiesmässig auszudrücken. Ich kann mir einfach nicht erklären, wie man sich mit solch einer miesmacherischen Einstellung eine Hertha-Dauerkarte anschaffen kann?! Irgendwas muss da in der Kindheit verdammt schief gelaufen sein. Komisch auch, dass mir die beiden Quälgeister bislang nie aufgefallen sind. Lag womöglich an unserem Genossen Blocksängersolist (hatte den Kollegen zu Saisonbeginn an dieser Stelle mal vorgestellt), der hat die beiden Meckerfritzen mit seinem Stadionbarriton vermutlich immer übertönt. Dafür nochmal ein nachträgliches aber aufrichtiges Dankeschön!
Dauerkarte, das Thema muss ich nochmal anschneiden. Ich habe mich noch immer nicht entschieden, ob und wo und überhaupt. Aber was soll ich mich mit solch existenziellen Fragen quälen, erstmal gehts sowieso nach Hannover, ein bisschen das schöne Wetter ausnutzen. Mal kieken, was die Leinestadt sonst noch zu bieten hat.