Alles schon dagewesen

Jedes 0:5 fühlt sich anders an, behaupte ich mal. Aber so richtig gut eher selten. Vielleicht dann, wenn durch unseren Fauxpax ein anderer sich retten und dadurch wiederum ein Dritter, sagen wir Wolfsburg, Hoffe oder der HSV, ins Gras beißen müsste. Vorausgesetzt, wir wären nach der Klatsche noch Dritter, so wie jetzt. Sowas ist mir in über vierzig Jahren Herthamanie aber noch nicht untergekommen. Kaiserslautern schon, vor ein paar Jahren in Frankfurt, weswegen einstmals Nürnberg runter musste. Ein Drama vor dem Herrn. Aber dem FCK wars wohl eher schnurz.
Fünfmal Klingeling zum Wochenausklang. Oder Anfang, wie man will. Sahen schön blöd aus, die Töre, von Jarsteins Aussetzer bis zu Jarsteins vergeblicher Parade gegen Traöre. Fünf dumme Dinger. Und das alles bei frühlingshaften Temperaturen, beim Angrillen in KrummElms Lanke. Immerhin schönes Wetter, darüber konnte man wirklich nicht meckern. Und ne schöne Radtour. Herr-lich. Durchn Grunewald, Avus rechts liegengelassen, Koenigsallee immer geradeaus, Onkel-tom-Straße bis Quermatenweg. Dann scharf rechts. War das schön. Hätte sogar alles noch viel schöner sein sollen.
Allerdings auch wesentlich schlimmer. Wurde dann aber doch noch erträglich, weil Pal nach der Partie vorm unvermeidlichen Sky-Mikro mal wieder die goldrichtigen Worte fand: Keine Ausreden, kein Blah, kein Blubb. Ich versuche des Trainers Quintessenz mal ungefähr zu rekapitulieren: „Hat Gladbach verdient gewonne, auch fünf Tore gehen in Ordnung. Hat man gesehen, wer ist Champions League und wer nicht. Gladbach ist eine Champions League Mannschaft, wir sind eine fleißige Mannschaft.“
Das waren die salbungsvollsten Worte, seit es Sonntagsspiele gibt. Soviel Pathos muss sein.
Damit ist aber auch genug. Maul abwischen, vorausgeblickt. Hannover heißt die nächste Hürde. Ich kann mir gut vorstellen, wie denen jetzt zu Mute ist. Ach woher, schon seit Wochen, Monaten beinahe. Hatten wir auch schon, nicht nur einmal. Tun mir auch fast echt leid. Aber da darf es trotzdem kein Pardon geben. Sorry, kleiner HSV. Ihr, die ihr euch „die Roten“ nennt, ohne zu wissen warum. Seit gestern auch mit neuem Trainer. Nummmer drei in dieser Spielzeit. Auch das hatten wir hier schon mal. Ist noch nicht allzu lange her.
Hangover mit Thomas Schaaf wäre mir zwar lieber gewesen, aber von mir aus, dann eben so. Vielleicht ist es ganz gut, dass 96 noch eine Minichance hat, die Klasse zu halten. Bei zehn Punkten Rückstand sind noch achtzehn Punkte zu vergeben. Das ist happig, aber machbar. Immerhin ein Strohhalm, theoretisch.
Wenn wir in Gladbach gewonnen hättten, wäre ich gegen Hannover skeptisch gewesen. Übermut tut selten gut, sagt schon der Volksmund. Nach der deftigen Packung ist mir wohler. Ja, auch das ist eine Tugend. Wenn man es nämlich versteht, sich Niederlagen schönzureden. Ich bin darin Meister, haue ich mal ganz unbescheiden raus.
Sollte es wider Erwarten dennoch nix mit einem grandiosen Wiedergutmachungssieg am Freitag (20.30 Uhr, Olympiastadion) werden, fiele mir auch dazu eine passende Erklärung ein. Jede Wette. Ehrlich gesagt, wüsste ich den passenden Grund jetzt schon, aber das behalte ich lieber noch für mich. Sonst habe ich nächste Woche nix zu quaken. Wäre nicht förderlich für die Klickquoten hier, wenn ich nix Gscheites posten könnte. Höchstens ein paar Bilder ausm Stadion, vorm Stadion, nachm Stadion. Bier trinkend, rauchend, dämlich quatschend, Maulaffen feilhaltend. Dann doch lieber altklug daherreden, nahezu sinnfrei und ohne Botschaft. Ick sach nur Hashtag, Freunde, Hashtag.