Nach dem biergeschwängerten Auftakt in Südostberlin wollte ich beim ersten Heimspiel alkmäßig eigentlich kürzertreten, daraus wurde nix. Die Umstände waren einfach zu verlockend, als wären die letzten anderthalb Kriegsjahre wegradiert, dazu ein Wetterchen, das Durst auf mehr machte. Herr-lich!
Ich hatte in der Sommerpause kurz überlegt, ob ich das Wagnis Dauerkarte eingehen soll, aber wirklich nur ganz kurz. Mag mir einfach nicht vorstellen, dass dieser ganze Maßnahmen-Zirkus nochmal von vorne losgeht, falls doch, dann platzt mir aber mal so richtig der Kragen, kündige ich hiermit schon mal an.
Aber lassen wir das leidige Thema, wo doch gerade das von unserem Präsi so schön beschriebene zarte Pflänzchen der Hoffnung Wurzeln zu schlagen beginnt. Trotz der bislang eher mauen Ergebnisse. Gestern hat nicht viel gefehlt, allerdings in beide Richtungen. Der Anzug passt noch nicht ganz, es zwickt und zwackt hier und da, die Alte ist immer für einen Bock gut, so wie Uremovic kurz nach der Pause. Gut, dass Herrn Kempf das Malheur nicht passiert ist, den Kollegen hatten einige Selfie-Hater schon gehörig auf dem Kieker.
Ein Novum gilt es zu verkünden, ich sitze erstmals ganz alleine. Also ohne Dauerkumpels rechts und links. Unabhängig inmitten fremder Herthaner oder wie manche sagen würden: Nackt unter Kannibalen. Nee, nee, wollen wir mal keine unschönen Gerüchte streuen. Der Platz, den ich mir auserkoren habe – am linken Rand der Ostkurve, Block P wie Pokal – erscheint mir nach den ersten 90 Minuten ganz okay. Zumindest ist mir gestern niemand unangenehm aufgefallen, das kann mitunter ja ziemlich anstrengend sein, wenn man eine ganze Saison neben sonem (!) Lautsprecher sitzt. Und vor jedem Heimspiel wird es ja hoffentlich keine Choreo geben. Ist ja toll und schön, aber wenn man unter der Plastikplane hockt, halt auch nur halb so schick. Samstag kam öfter mal ein Hilfscapo vorbeimarschiert und animierte uns zum unterhaken und hüpfen. Gebongt, ich mache mit, sofern es nicht überhand nimmt.
Nochmal zurück zum zarten Hoffnungspflänzchen. Die Ultragemeinde gibt sich betont ausgleichend, sie versuchen es auf die milde Tour. Bin gespannt, wie lange die Kollegen das durchhalten. Das kickende Personal schien noch nicht ganz überzeugt, ob des ungewohnten Kuschelkurses der Hardcore-Fraktionisten. In die Kurve wollte das Spielermaterial erst nach Extra-Aufforderung kommen, gab ja auch nicht wirklich was zu Feiern. Oder hab ich was verpasst?
Ich glaube ja, ich liste mal auf: Plattes Verletzung habe ich verschlafen. Warum die Frankfutter Fanatiker erst mit 25minütiger Verspätung ihren Support gestartet haben, ist mir noch immer ein Rätsel. Und warum genau sich Rune über das Torwarttraining beschwert hat und mit welchen unanständigen Worten, das würde mich auch brennend interessieren.
Abgesehen davon habe ich den Heimauftakt 22/23 durchaus genossen, ganz besonders den zurückgepfiffenen Elfer zulasten des amtierenden Europaleaguesiegers. Danke, Herr Schiedsrichter.