Prototyp

So, Ihr Flitzpiepen, jetzt mal Hände an die Hosennaht: Wer hat sich die Protokolle des Fußball-Weisen von Kalifornien komplett zu Gemüte geführt? Und wer hat schon vorher seinen Senf via Asoziale Medien dazugekippt? Ach, Ihr auch?! Ja, so funktioniert die neue Medienwelt, keiner weiß nix Genaues, aber alle haben es schon immer gewusst. Oder zumindest geahnt.

Zum Glück gibt es Experten und langjährige Beobachter der Szene, die Klinsis 22 Schmierzettelchen akribisch auf Fakten und Fiktion abgeklopft haben. Muss ich mir den ganzen Summs nicht auch noch reinziehen, sondern kann meinen Honig aus dem Nektar der Kollegen saugen. Kern der Aussagen: Herr K. ist zwar total übergeschnappt, aber ganz unrecht hat er auch nicht. Aha!

Dem würde ich mich anschließen wollen, obwohl ich gestehen muss, keinerlei Einblick zu haben. Abgesehen davon, dass ich seit Jahren Dauerkarteninhaber, seit 1992/93 Mitglied und ein- bis zweimal pro Jahr sogar Trainings-Kiebitz bin. Grundsätzlich sagt mir mein Hertha-Gefühl: Im Vergleich zu etlichen Anderen haben wir noch nie etwas gerissen, aber im Vergleich zu wieder ganz Anderen sind wir eigentlich gut mit dabei. Schon mal Bundesliga, mitunter gelingt sogar ein Sieg gegen die Duselbayern, gar nicht so schlecht, könnte man meinen.

Allerdings: Für einen buckligen Traditionsverein mit Stadion in Übergröße muss der Anspruch natürlich ein anderer sein. Denkt sich das Umfeld. Ja-haa, das ominöse Umfeld! Jay-Baby verwendet den Begriff in seinem Pamphlet ebenfalls, er reduziert das Umfeld allerdings auf die Herren Preetz, Schiller, Herrich und Keuter, denen er durchweg unteren Durchschnitt attestiert. Und das sei nicht gut, so Klinsi, denn: „Du bist nur so gut wie dein Umfeld“! Deshalb würden sich die Spieler – sofern sich am Umfeld nichts ändert – allmählich dem Untere-Schubladen-Niveau der Hertha-Geschäftsführung anpassen. Klinsi-Protokoll vom 15. 2.: „Spieler performen bei solchen Vereinen immer unter Wert.“

Puuh, diesen Tobak musste ick erst mal sacken lassen. Aber dann ging mir plötzlich ein Flutlicht auf: Nicht Klinsi, nicht Preetz & Co., neinneinnein, HERTHA ist Schuld! Der Geist der Alten oder besser, das Egregor (Erklärung siehe hier) des Klubs hat Klinsmann so in Bann geschlagen, dass er nicht mehr Herr seiner Sinne war. Herthas immanente Hektik und Nervosität – die Klinsmann ja selbst erkannt und korrekt benannt hat – ist wie ein Virus auf ihn übergesprungen (war schon unter Onkel Dieter so, von Wolle Holst ganz zu schweigen). Daher die hektischen Wintertransfers, seine Großmannssucht, die mystischen Visionen, das ganze Big-City-Gedöns. Dass ich da nicht sofort drauf gekommen bin. Nur so und nicht anders wird ein Schuh draus.

Immerhin hat JK uns damit ein wenig die blauweiß-bebrillten Äuglein geöffnet. Und Moneten-Larsi vermutlich auch. Gut so! Denn unser Finanzmogul wird sich sein Mega-Investment sicher nicht von ein paar halbwüchsigen Geschäftsführer-Darstellern ruinieren lassen. Würde mich jedenfalls ganz und gar nicht wundern, wenn Prof. Ralle Rangnick sich schon in Düdorf unters Herthavolk mischt, um den Odem des geilsten Arbeitgebers der Welt zu inhalieren. HaaaHooooHeeeee!!!