Zeit ist relativ, das ist spätestens seit Einstein eine Binse. Auch mir als altem Statistikheini war natürlich nicht entgangen, dass olle Hertha seit einer gefühlten Ewigkeit gegen den Lieblingsfeind nichts mehr gerissen hatte. Dass es am Ende zehn Jahre waren, muss ich geschickt verdrängt haben. Wie man das eben so macht, mit den Unannehmlichkeiten des Lebens. Erst gegen Ende des Spiels am Freitagabend habe ich es richtig realisiert. Ich war nämlich mit Sohnemann im Olympi, der ist mittlerweile neun Jahre alt. Und da isses aus mir rausgeplatzt: „Mensch Junge, als wir das letzte Mal gegen S04 gewonnen haben, da warst du noch nicht geboren!“
Noch was Kurzes zum Thema, Kinder, wie die Zeit vergeht: Beim letzten Mal hatte ich thematisch u. a. den HSV vor der Flinte, dieses nicht tot zu kriegende Dinoviech. Ich hatte erwähnt, dass die Pfeffersäcke seit geraumer Zeit nix gegen uns reißen, kein Tor, kein Punkt, kein Garnix. Während ich das arglos schrieb (Sonntagvormittag), dachte ich bei mir, na ja, jede Serie reißt mal. Und auch das dachte ich: Muss ja nicht unbedingt diesmal sein. Musste dann aber doch sein. Zum Glück Freitag gleich nochmal. Wenn schon, denn schon, da ist das Schicksal konsequent.
Bin aber nicht nur Statistiknerd, sondern auch Newsjunkie, vor allem was Herthachen betrifft. Dachte immer, dass mir nichts entgeht. Daher war ich doch ein klein wenig überrascht, als mich Sportkamerad Elmrock vorm Anpfiff mit einer unerhörten Nachricht konfrontierte: Haste schon jehört, Real Madrid ist heiß auf unseren Darida?!
So war es in Bild zu lesen, stand so aber zuerst in der seriösen Süddeutschen, die berichten normalerweise nicht so intensiv über den Werdegang der Alten, es sei denn, gibt was Wichtiges. Dass Real sich mitunter in der Bundesliga umschaut, erscheint nicht ungewöhnlich, nur bei Hertha schauen sie vermutlich eher selten vorbei (wobei der sehr spezielle Mister Mourinho auch schon da war). Aber wozu gibts Computer, Internet und den ganzen Schiet. Reals Scoutingabteilung also soll nach einem nimmermüden Laufwunder mit Herz und Willen gefahndet haben. In einer einschlägigen Datenbank wurden sie fündig, in Person von eben unserem Darida bzw. Kollege N’golo Kanté von Leicester City, unserem aktuellen Pendant aus Engeland.
Laut SZ waren die Spanier leicht irritiert, als die Namen der beiden aufpoppten. Die königlichen Rekrutierer hatten wohl Spieler mit höherem Glitzerfaktor erwartet. Ob die Madrilenen tatsächlich ein Angebot raushauen, erscheint mir dennoch unwahrscheinlich. Falls doch, tippt Elmrock auf mindestens 20 Millionen Euro. Wenn das mal reicht.
Wäre jedenfalls ein ordentlicher Schluck aus der Pulle, rein finanziell betrachtet. Die 5,5 Milliönchen, die Hertha letzten Sommer auf den Tisch gelegt hat (Freiburg hatte 2013 noch 7,5 Millionen nach Pilsen überwiesen), sind selten gut angelegt. Auch ohne Reales Interesse.
Egal Real. Ich finde es hauptsächlich beruhigend, dass wir es nicht unbedingt nötig haben, unser Tafelsilber zu verscherbeln. Aber sich kurz und rein platonisch an einem Haufen Kohle zu ergötzen, das sollte schon gestattet sein.
Kurz vorausgeblickt: In dieser Welt wartet nächsten Samstag Ingolstadt. Die strotzen auch nicht gerade vor Glamour, haben sich aber bislang als erstaunlich widerspenstig erwiesen. Alles andere als einen schnöden Sieg mag man sich gegen Firma Audi nicht vorstellen. Womit das Problem bei dieser Art von Gegner bereits vollumfänglich diskutiert wäre.
Hatta von mir 😉
Dank sei dem Probeabo!
20 mios sind aber selbst zum Ergötzen viel zu tief gegriffen,
für sowat gehn doch heutzutage schon Augsburger one season hits übern Tapeziertisch
Doppelt zum Ergötzen, Dreifach schlag ich ein
So siehts nämlich aus