Es ist dieser Tage eine elende Qual. Der Himmel düster-gräulich, es pieselt ohne Unterlass, die Tage noch immer kurz wie eine zu hastig abgepfiffene erste Halbzeit. Die Bewohner mürrisch, ruppig, angefressen, von allen Seiten kotzt es dich an. Willkommen im Berliner Winter.
Von daher ist es durchaus nachvollziehbar, wenn Alte-Dame-Fanatiker nach zwei lauen Testspielen gegen Drittligisten Schluckbeschwerden kriegen. Ich kann mir lebhaft vorstellen, was in den digitalen Kummer-Kästen jetzt abgeht, das ziehe ich mir aber nicht mehr rein. Gehört zu meinen guten Vorsätzen, ich will mir meine schlechte Laune nicht noch zusätzlich vermiesen lassen.
Wobei: Gediegene Jammerei gehört unter Herthanern zum liebgewonnenen Brauchtum, gerne auch im heiter sarkastischen Tonfall vorgetragen. Die meisten werden sagen, das sei im Preis inbegriffen, ich aber sach immer: Zum Glück kriegen die Spieler davon nix mit, weil um Facebook, Twitter und den ganzen Schiet kümmern sich ja deren Socialmedia-Berater, toitoitoi. Und wer will schon Schuld sein, wenn sich das Heulsusensyndrom schlußendlich unserer Mannschaft bemächtigt?!?
Für unsere Liebsten ist immerhin Besserung in Sicht: Sonntag fliegt der Tross nach Türkiye, schön ins Sonnige. Zumindest bis Mittwoch soll sie scheinen, ab Donnerstag ist dann Regen angesagt, sagt zumindest Datenkrake Google. Ich meine, das passt schon, da können sich Ronny und seine Rasselbande umso besser wieder ans grässliche Hauptstadt-Klima gewöhnen. Ja, ja, der Fußballgott ist mit uns, ich habe es immer geahnt.
Der Hauptsponsorengott übrigens auch, wie sonst ist es zu erklären, dass die Deutsche Bahn im Sommer den Abdampfer macht. Bin gespannt, wer sich das Recht erkauft, in den unzweifelhaft kommenden Erfolgsjahren die imposante Hertha-Brust zu schmücken. Im Netz kursieren schon allerlei Vorschläge, nicht unbedingt ernst gemeint, aber mitunter nicht unlustig. Der vielgeschmähte Flughafen BER, zwar nicht neu der Witz, aber auch nicht schlecht. Fehlen durften auch nicht die lokalen Bitter-Biermarken Schultheiss und Kindl. Nichts für Feinschmecker, dafür in Kneipenkreisen stark nachgefragt. Vorsicht ist bei der Sponsorensuche jedenfalls angebracht, denn dass das Thema Trikotwerbung ein sensibles ist, weiß man nicht nur in Bremen, wo sich Werder – unser erster Rückrunden-Gegner – mit dem Hühnerknast „Wiesenhof“ einen formidablen Unsympathen angelacht hat. Ausgewiesene Ausbeuter wie KiK und Konsorten wären ebenso unpassend wie Ramsch-Futtermärkte á la Lidl, Aldi, Plus und Penny. Genug Kohle soll trotzdem bei rumkommen, da böten sich irgendwelche Scheichs an. Aber wenn die aus Katar kommen gibt das auch wieder schlechte Presse. Auch farblich muss es stimmen und das Design muss obendrein zur Fahne passen. Eine heikle Aufgabe für Bilanzmogul Schiller. Das dümmste wäre natürlich, wenn sich gar kein Sponsor fände, auch diese Möglichkeit bestünde, wobei arm auch wieder sexy wäre (siehe Wowereit).
Zum Abschluss noch eine Hausmitteilung: Bei der jährlichen Auswärtsfahrtplanung sind wir einen Schritt weiter. In den vergangenen Jahren war das siebzehnte Auswärtsspiel stets fest gebucht, das fällt diesmal wohl flach. Hoffenheim/Sinsheim wollten wir uns dann doch nicht antun. Noch ist nichts fix, aber die Sondierungen laufen. Sobald die Würfel gefallen sind, lass ich die Katze aus dem Sack. Bis dahin gilt: Bangemachen gilt nicht.