[image caption=“So wirbt der BFC im hippen PrenzlBerg“ image_link=“/wp-content/uploads/2014/07/bfc.gif“ float=“right“ style=“round“/]Eigentlich wollte ich an dieser Stelle über Pierre M. Lasogga schreiben. Bzw. darüber, wie sehr es mich ankotzt, dass ein Spieler, der angeblich mal der Liebling der Fans gewesen sein soll, von eben diesen (zumindest einigen davon) auf primitivste Art und Weise mit Unflat besudelt wird. Für solche Abartigkeiten ist der Begriff unterste Schublade eine verniedlichende Untertreibung. Darüber wollte ich schreiben, eigentlich. Bis mir auffiel, dass ich mich damit auf eine Diskussion einlassen würde, die mindestens genauso abartig ist, wie die Verfasser der entsprechenden Drohbotschaften. Die sind nämlich einfach nur saudumm, höflich ausgedrückt. Das wirklich Dumme dabei: Ihre grenzenlose Blödheit ist wiederum ein hervorragender Nährboden für all jene, die sich gierig auf jedes Bröckchen dieser Verbalexkremente stürzen, um sie sogleich an die allergrößte Glocke zu hängen, besser bekannt als Schmierenpresse. Im Endergebnis muss ich mir von meinem lieben Kollegen, einem ausgewiesenen Schalke-Fanatiker, anhören, wie sehr es ihn innerlich befriedigt, dass sein Klub aktuell keine Negativschlagzeilen produziert. Danke für Nichts, Ihr Arschlöcher.
Spieler kommen, Spieler gehen, zwischendurch knutschen sie das Vereinswappen auf ihrem Trikot. Wenn es die Hertha-Fahne ist, applaudiere ich ihnen dafür sogar. Ich mochte Lasogga, als Spieler und als Mensch und ich mag ihn noch immer. Ich wünsche ihm alles Gute für die Zukunft, dass er gesund bleibt und eine nette Frau findet. Wenn er denn Bock darauf haben sollte. Andererseits bin ich erleichtert, dass die Transfer-Hängepartie jetzt endlich vorbei zu sein scheint. Ich bin zudem ehrlich überrascht, dass wir eine so stolze Summe für den Burschen kriegen. Danke auch dafür, lieber Pierre! Lass Dich in Hamburg noch ein bisschen tätowieren und vergiss nie, Hans Albers war ein Hertha-Fan.
Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich bin mehr als einer. Einerseits bin ich Herthaner, andererseits Deutschländer. Und als solcher stehe ich im Viertelfinale. Darüber freue ich mich. Wahrscheinlich umso mehr, als mir in meinem Herthaner-Leben Achtel-, Viertel- und sonstige Finals eher selten vergönnt sind. Das Spiel gegen Algerien habe ich im Kant-Kino verfolgt. Im übersichtlich gefüllten Saal eins, vor einer Riesenleinwand. Ich werde dortselbst mir auch das nächste Spiel anschauen, kann ich nur empfehlen. Weil es zudem wieder Sommer werden soll, will ich noch darauf verweisen, dass man auch draußen gucken kann. Auf einem nur unwesentlich kleinerem Bildschirm. Es gibt Bockwurst und Caipi und und und. Ich habe in der Halbzeit einen ayurvedischen Glückstee getrunken, das hat geholfen. In jeglicher Hinsicht. So, Werbepause ist beendet, Geld verdiene ich später.
Eigentlich wollte ich noch über Algerien schreiben bzw. über das Außenseitertum ganz allgemein. Ich habe die Presse (nicht nur die schmierige) vor dem Achtelfinale wie üblich aufmerksam verfolgt. Außer über #Schande #Rache #Gijon wurde viel darüber sinniert, die Nordafrikaner bloß ja nicht zu unterschätzen. Von wegen #Gijon #WM82 #Spanien #diehaunwawegwienix #Amateure. Nicht zuletzt Bundeskanzlertrainer Joachim Löw wurde explizit ins Stammbuch geschrieben, seine Rasselbande nochmals auf #Gijon #Schmach #JuppDerwall #PanzerArroganz hinzuweisen.
Und was ist dabei rumgekommen? All die Warner und Mahner bekritteln hinterher, dass wir die „Wüstensöhne“ nicht achtkantig aus dem Turnier hinausgefegt haben. Natürlich muss auch der ZDF-Reporter nach einer halben Stunde (spätestens) bemerken, dass es immer noch nullnull steht. Gegen Algerien. Dritte Welt. Ramadanfastenmittelalterschmonzes. Und wenn Per Mertesacker den Widerspruch unmittelbar nach Spielschluss dezent anklingen lässt, stürzen sich wieder alle wie die Geier drauf. Von wegen #Pöbeln #Anpflaumen #Wut-Interview #Lasoggaleasstgruessen. Was für ein Irrsinn.