Sorry für die Verspätung, musste erst noch den Bayernduselsieg verdauen. Duselsieg? Ja, Duselsieg. Ihr Narren glaubt doch nicht ernsthaft, wir hätten gewonnen, wenn die Bajuwarenbonzen einigermaßen ernsthaft aufgetreten wären, statt sich an ihrer selbstverliebten Schönspielerei zu ergötzen?! Ich will damit nicht etwa sagen, dass unser Sieg unverdient gewesen ist. Mitnichten, Brüder und Schwestern. Die Alte hat in Hälfte eins teilweise recht ansehnlich kombiniert, vorbildlich gefightet bis zum Ende sowieso. Man kann momentan bis auf die Tribüne spüren, wie die Jungs mit Spaß bei der Sache sind. Funke, ick hör dir überspringen! Die Jungen toben sich aus, trauen sich was zu, die Altvorderen werden als Rudelanführer gebraucht und respektiert. War nicht immer so, Kevin-Prince lässt grüßen. Der aktuelle Jahrgang scheint dagegen ein verschworener Haufen zu sein, so wat ham wa lange nich jesehn, so schön, so schööön. Die Münchner sind eher wie eine Zweckgemeinschaft aufgetreten, die noch ein Weilchen funktionieren muss, sich ihres zeitnah ablaufenden Haltbarkeitsdatums aber bewusst ist. Natürlich können sie noch immer Deutscher Meister werden, vermutlich werden sie das auch. Nächstes Jahr müssen sich die Großkopferten spätestens neu erfinden und ich bin mir ziemlich (!) sicher, dass sie auch auf den einen oder anderen der Unseren ein gieriges Auge werfen werden. In der Fresshierarchie stehen wir nämlich noch immer hintenan, daran wird sich so schnell auch nix ändern.
Was aber kein Nachteil sein muss, im Gegenteil. Der sportliche Rückstand schärft im besten Fall die Sinne und spornt zur Kreativität an. Ja, verdammt, es tut sich was bei Hertha BSC. Der ehedem verschnarchte Gernegroßkotzklub wächst und gedeiht, ganz organisch und bescheiden. Fast schon zu kitschig, um wahr zu sein.
Was so ein Sieg gegen Bayayayern ausmachen kann. Nach dem letzten anno 2009 war ich sogar noch ein Quantum euphorischer. Trainergott Favre stand im Zenit seiner blauweißen Schaffenskraft, alles schien möglich. Nie hätte ich damals für möglich gehalten, dass schon im Herbst desselben Jahres die glänzende Zukunft in Trümmern liegen würde. So heiß wurde es dann auch wieder nicht gegessen, aber wir waren mehrmals kurz davor, alles über den Haufen zu werfen. Das waren harte Prüfungen, es werden nicht die letzten gewesen sein. Hertha ist ja bekanntermaßen ein Stehaufmännchen, aber es müssen bitteschön nicht immer die ganz großen Ausschläge sein, jedenfalls die nach unten nicht.
Denkt eigentlich schon irgendjemand an Mainz Nullfünf? Nich wirklich, vermute ich mal, jedenfalls keiner von uns glückseligen Fanatikern. Das ist vielleicht ein guter Moment, um mal innezuhalten und sich vor Augen zu führen, wie schwer es erst für die Jungspunde Maier, Duda, Dilrosun und Co. sein muss, vom Bayernbesiegermodus in den graumäusigen Bundesligaalltag umzuschalten. Zum Glück ist das nicht mein Bier, sondern das von Meister Pal, wat soll also schon schiefgehen.