See you later Navigator

So, Freunde der gediegenen Eloquenz, es ist mal wieder Zeit für einen Eintrag im Logbuch der Alten Dame. Falls es jemand noch nicht mitgekriegt hat: Der Papst ist tot. Verstorben am heutigen Ostermontag, dem Tag der Wiederauferstehungsfeier. Aus! Ge! Rech! Net!

Die letzten Tage vorm Tod des Heiligen Vaters habe ich in Ulm verbracht, der Stadt mit der welthöchsten Kirchturmspitze sowie Geburtsstätte von Onkel Dieter und Bruder Uli. Ich wollte mich eigentlich auf die Suche nach der legendären Metzgerei Hoeneß machen, habe den Plan aber nicht weiter verfolgt. Sorry.

Erfrischende Abkühlung gleich neben dem Donaustadion

Das Eintrittsbillet fürs Donaustadion hatte ich Glücklicher dank meiner Hertha-Mitgliedschaft ergattern können. Meine Dienstplangestalterin hatte mich zudem über Ostern nicht eingeplant, so konnte ich mal wieder auf Tour gehen. Das erste Mal stocknüchtern, jawoll! Seit der letzten Weihnachtsfeier habe ich dem Alkohol bis auf Weiteres abgeschworen. Wollte mir mal wieder meine Willenskraft beweisen. Bis jetzt bin ich durchaus beeindruckt, so eine Auswärtsfahrt trocken durchzustehen, das muss mir erstmal einer nachmachen. Anonyme Herthaner stronger than ever!

Hoffentlich findet die Alte bald raus aus dem Zweitligairrgarten

Los gings am Karfreitag in der Früh, mit der Deutschen Bahn. Hatte mich für eine Direktfahrt entschieden, Umstiege sind immer mit Risiko verbunden, ich habe da so meine Erfahrungen (siehe auch Eintrag zu Kiel). Gesagt, gebucht. Und dann das: Nach wenigen Tagen teilte mir der DB Navigator eine Fahrplanänderung mit: Statt 6.59 Uhr sollte es um 7.59 Uhr losgehen. Na, von mir aus.

PS: Das Ulmer Münster hat mit den Preußen nix zu tun

Ich war K-Freitag mehr als pünktlich da, wie sich das gehört. Wer nicht kam, war der angekündigte Ersatzzug. Habe um kurz nach acht meinen Unmut bei der bedauernswerten Dame vom DB-Kundenservice abgeladen, via X den Bahn-Personalaccount angemorst. Ergebnis: Null Hilfe, keine Reaktion. Kurz vorm Verzweifeln fiel mein Blick auf die Nachbargleis-Anzeige: Ein Zug nach München, meine Richtung, ab Augsburg ist es nur noch ein Katzensprung. Ende vom Lied: Ich war sogar früher in Ulm, als regulär gebucht. Habe trotzdem kurz überlegt, ob ich wegen der erlittenen Unbill bei der Bahn vorstellig werde, mich dann aber dagegen entschieden. Überpünktlich Ulm erreicht, da wollte ich nicht reklamieren, nur weil ich anders gebucht hatte.

Über Ulm muss man keine großen Worte verlieren, schaut es Euch beizeiten an. Ich besuche die meisten Orte auch nur deshalb, weil Hertha dort spielt. War schon schön, Münster, Schneider, Donau, Fischerviertel und nicht zu vergessen: um Ulm herum! Ein Zungenbrecher mit Hintersinn, ich zum Beispiel war in Blaubeuren (11 Minuten mit der Regionalbahn), der sagenhafte Blautopf hat mich getriggert. Auch ganz nett, wie Baden-Württemberg generell und tatsächlich sehr blau.

Albert Einstein, Sohn der Stadt Ulm

Ich ja nun gar nicht, wie gesagt, also blau. Eine neue Erfahrung, zumindest auf Aufwärtsfahrt. Die zahlreichen Herthaner vor Ort waren gefühlt alle gut dabei. Besoffen wie jedes Jahr, heißt es in dem oft geträllerten Liedchen, was natürlich stark untertrieben ist. Jede Woche trifft es schon eher. Aber Schwamm drüber, man muss auch Gönnen können. Ein Horde junger Männer war dermaßen gut drauf, dass sie uns – ich saß mit ein paar Gleichgesinnten im Innenhof eines Brauhauses – ungefragt ein Bier spendierten. Gut erzogen, danke nochmal. Ich war gerührt und peinlich berührt zugleich, weil ich dankend ablehnen musste. Zur Freude meiner Begleiter, die den überschüssigen Gerstensaft gerne in sich reinkippten. Prösterchen.

Heiß wars. Jede Wolke wurde bejubelt

Zum Spiel: Was auf dem Rasen abging, habe ich eher am Rande mitbekommen, weil vor mir mehrere Schwenkfahnenträger unermüdlich ihrer Arbeit nachgingen. Da müsste noch eine bessere Lösung gefunden werden. Vielleicht sollten die Herrschaften in den obersten Reihen platzieren oder transparente Stoffe verwenden. Das Fahnenmeer sieht toll aus, zugegeben, aber wenn man oldschool einfach nur Fußball gucken will, ist im Auswärtsblock nicht viel zu holen. Wat solls, drei Punkte und jut.

Wenigstens die Siegesfeier werde ich miterleben. Dachte ich. Stattdessen die nächste Hiobsbotschaft vom DB Navigator: Zug von Ulm nach Augsburg hat Verspätung. So viel, dass ich meinen Anschluss in Augsburg verpasse. Großartig. Ein Herthaner aus Augsburg (ja, auch sowas gibt’s) gab mir den Tipp, mit der Regionalbahn zu fahren. Ich prompt aus dem Stadion gestürmt, rein in die Tram voll frustrierter Ulmer, darunter einige Haudraufs. Ein recht korpulentes Exemplar mit ordentlich Tinte und Metall am Körper hat mich anhand meines Schals als Gegner ausgemacht und finster fixiert. War dann aber sehr freundlich, hat zum Sieg gratuliert und sich als heimlicher Schalker geouted. Habe ich unkommentiert gelassen. Besser is das.

Fleißig wie immer: Unsere Ultra-Jugend

Regionalbahn war übrigens nicht nötig, es fahren auch ICE via Augsburg. Warum hat mir der Navigator nix gesagt?! Anyway, kurz nach Mitternacht war ich in Gesundbrunnen. Trotz zwischenzeitlicher Verspätung wegen eines Polizeieinsatzes im Zug (rauchende Fans oder so).

Fazit: Bei der Bahn läuft nach wie vor wenig zusammen, aber irgendwie klappt es doch. Bisschen wie bei Hertha. Wir scheinen gut zusammen zu passen, vielleicht sollten wir das alte Sponsoringmodell nochmal auferstehen lassen.