Kein schönes Spiel, wenn ich das schon höre. Wenn am Ende drei Punkte bei rumkommen, ist das immer schön. Zumal wenn es gegen den krassesten Außenseiter aller Zeiten geht. Als den hatte vor der Saison Paderborn-Trainer Breitenreiter sein Team verkauft. Das hat eine Hinrunde lang gut funktioniert, bis es keiner mehr glauben wollte. Jetzt spielen die SCP-Gegner so, wie man es erwarten sollte, sehr seriös. Im Rahmen ihrer bescheidenen Möglichkeiten hat das auch Hertha gemacht, mehr kann man nicht erwarten. Damit wäre auch die Frage beantwortet, ob Hertha auch schön UND erfolgreich spielen kann. Sie lautet: nicht wirklich.
Siech gegen Padderborn schön und jut, ein paar Punkte sollten es trotzdem noch werden, am besten schon gegen Hannover und Kölle. Bytheway: Der Kölner Kumpel war gegen SCP auch da, mitsamt Familie, quasi sone Art Vorauskommando. Sein Sohnemann (zehn Jahre) ist jetzt stolzer Besitzer eines Herthaschals, einen Hertha-Osterhasen und ein Hertha-Aufkleber-Set gabs obendrein. Er hat sich tierisch gefreut, der Geißbock kriegt Konkurrenz. Määääh!
Kleine Literaturkritik am Rande: In der Länderspielpause hatte ich Gelegenheit, mal ins Tagebuch der Alten Dame reinzuschnuppern. Kennt ihr nicht? Dann seid ihr zu alt, meine Herren Altherthaner. Aber ich helfe gerne auf die Sprünge. Bei besagtem Tagebuch („Da is dat Ding!) handelt es sich um eine Kurzgeschichtensammlung von sog. Ultras, die jeweils am Saisonende bzw. zum Saisonbeginn in gebundener Form erscheint. Spieltag für Spieltag wird darinnen als Erlebnisbericht nacherzählt und mit allerlei Anekdötchen angereichert. Überwiegend Hertha-Geschichten, aber auch Karlsruhe, Strasbourg und eine Südamerikatour runden das recht üppige Teil ab. So verschieden die Autoren, so unterschiedlich die Qualität der dargebotenen Texte. Ich will hier keine Exegese betreiben, nur soviel: Die sind im Grunde nicht viel anders als unsereiner, nur wesentlich jünger. Genussmittel werden noch relativ hemmungslos konsumiert, nahezu alle nehmen jedes Herthaspiel mit. Meistens wird im „9er“ durch die Lande gereist, immer „der Alten“ hinterher. Herthas (meist dürftige) Auftritte sind dennoch eher Randnotiz, interessanter ist die Reiserei und das ganze Drumherum. Auch die Choreos der jeweiligen Gegner werden fachlich seziert, oftmals fällt sogar ein Lob ab. Nur die Polizei kommt regelmässig schlecht weg. Ich habe mich auch wiedererkannt, meiner einer wird als „Rosinenfahrer“ tituliert. Das sind diejenigen, die sich die Rosinen unter den Auswärtsfahrten herauspicken. Also Bayern, Dortmund, das letzte und das erste Awaymatch, sone Spielchen sind wohl gemeint. Vielleicht auch die naheliegenden, so wie Wolfsburg.
Oder Hannover. Dahin zieht es einige von uns Altvorderen am Freitag. Weil sich für Hoffenheim, der letzte Auftritt der Saison, den wir in den vergangenen Jahren immer mitgenommen haben, niemand so recht begeistern konnte oder wollte. Ich wäre noch immer bereit, aber alleine fahre ich auch nicht. Vielleicht frage ich beim Förderkreis Ostkurve mal nach, ob die noch ein Plätzchen in irgendeinem 9er frei haben. Obwohl das bestimmt megaanstrengend wird, wenn ich nur daran denke, dass ich mir die ganze Zeit irgendwelche Burner-CDs voller Bretter reinziehen muss. Na, mal gucken.
PS: Colo Colo!