Kein Zuckerschlecken

Die Stimmung ist mies, der Jahreszeit entsprechend. Nicht ganz auf dem Nullpunkt, aber knapp davor. Die jüngste Pleite beim Jahn, fast mit Ansage. Selbst ein Remis wäre zu wenig, unkte einer der berüchtigten Hertha-Reporter bei der Spieltags-PK am Donnerstag an die Adresse unseres Trainers. Es klang wie eine Drohung.

Die Voraussetzungen für eine abermalige Hertha-Blamage waren allerdings auch denkbar günstig: Spiel gegen den Tabellenletzten, Aufsteiger und designierten Absteiger, der zu allem Überfluss eine Woche zuvor beim Aufsteiger Ulm ein derbes 1:5 kassiert hatte. Da muss man als Hauptstadt-Klub natürlich glasklar siegen, zumal wir auswärts durchaus aufzutrumpfen wissen. Hach ja.

Dieses Wackelbrett sollte bei Hertha Trainingsstandard sein, damit die Balance stimmt

Ich hatte zwar keinen Kantersieg getippt, etwas mehr Inspiration allerdings schon erhofft. Ganz abgesehen von den üblichen Tugenden, die auch Trainer und Sportdirektor stets einfordern, als da wären Gier, Wille, Grasfressen.

Das blieb unterm Strich: Wenig bis nix, nicht mal ansatzweise. Das denkt der Tribünen- und TV-Experte: Wir haben die Jungs doch schon besser gesehen, richtig gut sogar, warum also nicht immer so?! Immerhin hat der geübte Fanatiker sogleich die Schuldigen ausgemacht: Trainer Cristiano Fiéllino und Zicke-Zacke-Zecke wurden bereits als Rausschmisskandidaten ausgeguckt. Nach tiefschürfender Analyse, versteht sich. Kann man natürlich machen, soll schließlich schon Wunder bewirkt haben. Problem: kostet eine Kleinigkeit und garantiert keine Besserung.

Auf der Choreo-Tabelle stehen wir weit oben

Falls stimmt, was kolportiert wird, genießt Fiél intern große Wertschätzung. Die Installation von Armin Reutershahn wurde auch als Zeichen gewertet, dass man bei Hertha der Ansicht war, es fehlte im Staff ein ganz spezielles Element; eben ein alter Fahrensmann, der den Jungspunden das fehlende Quentchen Zweitligamentalität eintrichtern kann und an den entscheidenden Kleinigkeiten feilt. Mithin eine Art Wiedergänger des hochgelobten Rainer Widmayer, ehedem das taktische Hirn von Pal Dardai. Klingt eigentlich ganz vernünftig. Aber ob das reicht?

Mein genialischer Vorschlag: Als symbolische Aktion mannschaftsintern ein neues Saisonziel ausloben. Ab sofort wollen wir jedes Spiel gewinnen, am besten zu Null. Den krassen Druck gibt es schließlich nicht mehr, weil der Aufstieg seit Samstag ohnehin abgehakt ist.

Blickrichtung Westen, da wo Olympi (leider nicht im Bild)