Ich habe viel von Ernüchterung gelesen, in den Tagen nach dem Ingolstadtnullnull. Kann ich nur allzugut nachvollziehen, schließlich fließen bei einem Hertha-Spielchen immer ein paar Biere, das gehört komischerweise dazu. So gesehen ernüchtert mich jedes Spiel, spätestens vierundzwanzig Stunden nach Abpfiff. Gemeint war es wahrscheinlich ganz anders, ahne ich zumindest. In Ligazwo rechnet man naturgemäß immer mit einem Sieg, erst recht wir Olympiastadion-Regulars – Remis kannste knicken, Hertha! Sehen und sagen selbstredend auch die Spieler so, alles andere würde ihnen als mangelhafte Berufsauffassung ausgelegt. Ich habe trotzdem ein gutes Spiel gesehen. Kann sein, dass es meiner Perspektive in Block K 3, Reihe 28 geschuldet war. Die Kollegen, die das Spiel in der Kneipe verfolgt haben, waren jedenfalls schon ernüchtert, da hatten sie das letzte Bier
nnoch
nlange nicht bestellt. Klarer Fall, auf Leinwand in
HD-Qualität sieht man jeden Fehlpass, jedes taktisch unbotmäßige Verhalten wird gnadenlos analysiert. Der modernen Technik bleibt kein Mittelmaß verborgen, mir schon eher. Ich gebe aber gerne zu: Wir sind aufs Ganze betrachtet momentan leider nur Mittelmaß, höchstens. Und in der 2. Klecker gibt es einige Emporkömmlinge, die in der Lage sind, uns ans Bein zu pinkeln. So wie Ingolstadt.
Bei unserer letzten Tour de Unterhaus verpasste ich einem Beitrag aus Daffke mal folgenden Titel: „Nach Ingo ist ne Stadt benannt“. Irgendein Schlaumeier hat kommentiert, dass die Zeile so überhaupt nichts mit dem Inhalt des Textes zu tun hätte. Das muss ein enttäuschter Ingo gewesen sein, habe ich geschlussfolgert. Ich weiß bis heute nicht, ob meine Vermutung eher richtig oder total daneben lag. Diesmal schwebte mir als Titel folgende Provokation vor: „Das Schalke 04 der 2. Liga“.
nnnVielleicht wäre „Die Knappen der 2. Liga“ noch besser gewesen, wahrscheinlich aber zu intellektuell. Hier lesen ja nicht nur gewiefte Akademiker mit, sondern auch Kreti, Pleti, Hinz und Kunz. Mit der Zeile ist es eh nix geworden, weil Lautern gestern Aue weggeduselt hat. Hätten wir das Teil gegen die Miniatur-Bayern gewonnen, hätte ich das Wort „Ingoalstadt“ (sic!) in die Überschrift berufen. Verballhornungen, nicht nur von Städtenamen,
sind eine alte Leidenschaft von mir. Jetzt muss ich mir was anderes ausdenken. (In diesem Moment der Textverfassung existiert noch keine Überschrift, dass mache ich meistens spontan als Sahnehäubchen. In Deinem Moment des Lesens dieses Textes, lieber Leser, bist Du natürlich längst im Bilde, was mir hernach für ein Geistesblitzchen durch den Schädel huscht. Ist das nicht quantenphänomenal?).
:@ „Château Chuzpe“ vollständig lesen