Wattsollicksahng? Noch is nüschte passiert. Die Pause zieht sich, die Vorbereitung lädt ein zu allerlei Kaffesatzleserei. Das Einsfünf in der ehemaligen KdF-Stadt hat mich kurz erschrocken, aber die Selbstberuhigungs-Reflexe (wir sind inner Vorbereitung, VW ist weiter im Training, kann mal passieren, Lasso hat getroffen) funktionieren noch. Ich hoffe nur, die Wolfsburger Geldsäcke wiegen sich nun in Sicherheit und geben dafür zum Auftakt die Punkte ab. Zu befürchten ist aber wohl eher, das Allofs und Hecking mit der Kohle mehr anzufangen wissen, als ihre verblendeten Vorgänger. Seis drum, was schert uns dieses seelenlose Gesocks.
Ich für meinen Teil reise am Freitag zu einer Spielbeobachtung nach Engeland. Leicester vs. Middlesborough, ich erwarte einen Leckerbissen und ein paar gut abgestandene Bierchen. Zwei Wochen darauf gehts bei uns weiter – und icke bin dabei! Jawollo, das konnte ich mir nicht verkneifen. Regensburg bietet sich schon deshalb an, weil ein paar alte Herthaner fast umme Ecke íhre Wurzeln im bayerischen Boden verankert haben. Ist nicht nur deshalb schon seit Jahren ein beliebter Anlaufpunkt. Sonst ging es meist Richtung München, auch mal nach Nürnberg, aber so nahe hatten wir es noch nie. Jahnstadion, das klingt nach Heimat. Und ich gebe Maik Franz recht, der nach dem Test-Debakel sagte, es sei wohl ganz gut, mal einen auf den Deckel bekommen zu haben. Lieber in so einem Spiel als später.
Das erscheint mir als die einzige Gefahr, die drohende Überheblichkeit. Wobei, eigentlich unvorstellbar, bei diesem Trainer. Andererseits ist die alte Dame immer für eine seltsame Überraschung zu haben, aber ich will nicht rumunken. Mein Mantra: alles wird gut, alles wird besser, uns kann keiner. Gegen Union freue ich mich auch schon wie ein Schneekönig drauf. Montagabend ist nicht so prickelnd, aber der Rest der Republik will schließllich auch wat von haben. Ist ja fast ein Krieg der Systeme zu erwarten, ganz wie früher zwischen Ost und West, na, nich ganz. Bei Försters machen sie ja seit einigen Jahren schon auf solide, alles ganz spießig-seriös, ohne falsche Bürgschaften, irre Transfers, Blutschulden und was Union früher noch so sympathisch erscheinen ließ. Obendrein gerieren sie sich seit geraumer Zeit als Fan-Versteher der Nation, lehnen rundheraus jedes DFL-Konzept ab und brennen auf der Baustelle heimlich Pyros ab. Damit wollen sie Punkte bei der aufbegehrenden Jugend sammeln und ihr Dissidenten-Image untermauern, das ist unschwer zu durchschauen. Ich für meinen Teil bevorzuge ein gewisses Spannungsverhältnis zu meinem Verein. Wenn mir Hertha dauernd nach dem Mund reden würde, verlöre ich mit Sicherheit schnell die Lust. Das wäre in etwa so, als wenn mir meine Oma immer Nutella-Brote geschmiert hätte.
Ich hätte sie gefressen, am Ende wären mir aber alle Zähne ausgefallen. Danke für Backobst. Ich will Reibung, mich dürstet nach Widerspruch, gebt mir was zu Meckern! Das ist meine Hertha, so soll sie bleiben. Aber bitte, bitte kein Kuschelverein zum Schmusen und Händchenhalten. Da könnte ich ja gleich zum Volleyball gehen. Was ich übrigens auch mal gemacht habe. Damals noch SCC, nunmehr sind die als BR Volleys nahezu unbemerkt zum Spitzenklub mutiert, gewinnen jedes Spiel, sind Meister und Champions-League-Teilnehmer. Wenn es den ersten handfesten Skandal um verschobene
Spiele gibt, gehe ich vielleicht mal wieder hin. Bis dahin friere ich mir lieber den Allerwertesten im zugigen Olympi ab und träume von einer glorreichen Zukunft.