Da radle ich auf meinem leidlich abgefuckten Citybike durchs schöne Charlottenburg, denke an nix Arges, als plötzlich vor mir eine sattsam bekannte Figur über das Kopfsteinpflaster der Windscheidstraße schlurft.
Vielleicht 1,90 Meter groß, das spärliche Haupthaar kurz geschoren, Kopfhörer über der fast kahlen Rübe. Sieht doch aus wie …, nee, kann nicht sein. Oder doch?!?. Ich steige ab, schiebe mein Rad auf den Bürgersteig, in der stasimäßigen Absicht, noch mal einen vergewissernden Blick von vorne auf die Type zu werfen.
Beim Überholvorgang Schulterblick nach rechts, da erblicke ich doch tatsächlich das Antlitz von Ingo Goethe äähh Schiller (der musste jetzt sein). Sein blasser Teint und der schleppende Gang vermitteln einen etwas desolaten Eindruck, fast schon will ich meinen Blick beschämt abwenden. Man will ja kein Elendsvoyeur sein. Wobei unser ehemaliger Herr der Zahlen (Achtung, Euphemismus) eigentlich ausgesorgt haben dürfte.
Aber Geld alleine macht nicht glücklich, schon mal gar nicht, wenn man sein Haus eher mittelprächtig bestellt hinterlassen hat. Fussigott vergelts. Gut möglich auch, dass ihn die Sorgen nachts nicht zur Ruhe kommen lassen. Ja, so wird es sein, ganz bestimmt, die Sorgen um unser aller Hertha, ist ja schließlich noch Mitglied (hoffe ich doch).
Hundertprozent sicher, dass da wirklich der Schiller Ingo übers Schlorrendorfer Trottoir trippelt, bin ich aber erst, als er einem jungen Herrn üm Vorübergehen freundlich zunickt. Und jetze kommts: Ebenjener Jungspund steht am Straßenrand neben seiner Vespa, quasselt fröhlich mit einem vermeintlichen Kumpel, kiekt kurz in meine Richtung – wat sollick sagen: Nico Schulz!
Nicht zu fassen, aber so ist es wirklich gewesen. Heute, Dienstag, 30. Juli 2024, gegen 12 Uhr mittags. High Noon. Diese doppelte Hertha Morgana hat meine Vorfreude auf den kommenden Sonnabend nochmal ins Unermessliche gesteigert.
Die EM ist vergessen (war was?), Olympia weit weg (Peking? Tokio? Köpenick?), Regionalliga-Start (Hertha II siegt in Greifswald, 03 knickt Zwickau) ein netter Aperitif, das Leckerli aber fängt am Wochenende an: Herthachen im Olympi, da jauchzt die Seele vor Wonne! Jawollo mit der ollo, horrido und juchei, da simma dabei.