Wie hier bereits gemutmaßt, scheint sich die Alte heuer volle Kanülle auf den Pott zu konzentrieren. Ich kanns absolut nachvollziehen. Sollte das fette Fussi-Mafia-Geschmeide am Ende tatsächlich in Herthas Vitrine wandern, wird sich kaum jemand über die laue Unentschiedenserie mehr aufregen wollen. Stimmt doch, oder? Ja, stimmt. Auch deshalb, weil das Aufregerpotential dank Halbfinalkarten-Chaos kaum noch zu toppen ist.
Ich musste ackern, als der Ticketverkauf am Freitag eingeläutet wurde. Schon Tage vorher wurde ich mit Kartenwünschen zugeballert. Präsi wirds schon richten, der ist Mitglied, hat ne Dauerkarte und sowieso, dachten sich die Konsorten. Hat sich wat, Freunde der sparsamen Bequemlichkeit. Noch auf Arbeit erreichten mich Fotos von kilometerlangen Schlangen vor den diversen Fanshops. Von fünf bis sechs Stunden Wartezeit wurde berichtet. Ich bin nach Feierabend trotzdem mal hingepilgert. Am Breitscheidplatz war die Schlange nicht mehr ganz so ausufernd, aber immer noch lang genug. Nachdem ich in fünfzehn Minuten ungefähr ebenso viele Zentimeter gut gemacht hatte, habe ich die Heimreise angetreten.
Zuhause nochmal den Rechner hochgerüttelt und das Online-Ticketing angesteuert. In meinem Wahn habe ich dabei glatt überlesen, dass die versprochenen fünf Karten – Dauerkarte plus vier extra Tickets – nicht allesamt online erworben werden können. Hätte ich es gelesen, wäre ich noch wahnsinniger geworden, weil auch die Bestellung von lediglich vier Karten jedesmal mit einer Fehlermeldung quittiert wurde. Warum? Weil meine Dauerkartenreservierung vom System bereits dazu addiert worden war. Muss man erstmal drauf kommen. Bevor ich das gerafft hatte, habe ich zwei einzelne, unzusammenhängende Karten erworben. Die werde ich zwar auch los, trotzdem schön doof.
Wobei ich mir wenigstens zugute halten kann, dass ich die Teile nicht sofort auf Ebay einstellen wollte, wie es anscheinend ein paar Spezialisten getan haben. Vier Anwälte sollen von Hertha eigens engagiert worden sein, um dreiste Wiederverkäufer ausfindig zu machen. Angeblich gab es schon Ticketsprerren und Vereins-Exkommunikationen. Das solcherlei Geschäftemacherei sanktioniert wird, leuchtet mir einerseits ein, andererseits finde ich es auch ein klitzkleines bisschen übertrieben, wenn man ein armes Mitgliedswürstchen derart brutal abstraft, weil es sich vom Millionenkuchen ein kleines Scheibchen abschneiden will. Das hätte man vorher wenigstens nochmal laut und deutlich von Vereinsseite kommunizieren können, befand unsere kleine Runde, als wir von der drakonischen Maßnahme Wind bekamen. Spätestens jetzt sollte ein jeder wissen, dass Tante Hertha beim Kartenspiel keinen Spaß versteht.