Vor der Saison ist vor der Saison ist vor der Saison. Und da war mein Optimismus in den vergangenen 40 Jahren immer am überschäumendsten. Meistenteils hing die Hoffnung an neuen Gesichtern (Spieler, Trainer, Manager), die alle so wunderbar zu passen schienen, voller Tatendrang waren und bei jeder Gelegenheit zum Besten gaben, wie toll sie Stadt, Verein und Fußvolk finden.
Diesmal ist alles ein bisschen unterkühlter, wenn überhaupt.
Ich weiß, ist ein schnarchiger Vergleich, aber Hertha wirkt wie Endlos-Baustelle BER: Nix geht, weder vor, noch zurück. Und dann verletzt sich auch noch Allagui, zuletzt Hoffnungsträger Nummer eins, letzte Saison leihweise in Mainz.
Alle warten auf Dardais ungarischen Capitano. Ich auch. Aber der will zuviel Kohle (so heißt es). Nicht nur der, alle Personalien hängen in der Luft, Zu- wie Abgänge. Abgesehen von Weiser, Mitch und Ndjeng, Marcel. Letzterer ist kaum weg und schiesst erstmal ein Zaubertor für seinen neuen Verein. Schöne Grüße nach Paderborn. Ganz komisch auch die Hauptsponsorennummer: Schon vor Wochen von der Lügenpresse verraten und an die Öffentlichkeit verhökert, aber herthaoffiziell regt sich nullkommanüschte. Stattdessen obskure Meldungen, irgendeine Behörde duldet den Deal, angeblich soll noch dieses und jenes, außerdem wird gemunkelt, dann muss noch geregelt werden folgendes, pipapo. Alles unklar soweit? Dann weiter im Text.
Was macht der entspannte Sommerpausen-Herthaner in der nachrichtenarmen Zeit? Jenau, einen Heidenrabbatz, wie üblich. Rumstänkern, schlechte Stimmung verbreiten, madig machen, defätistisch rumunken. Einen Blick in die blauweißen Leserpostspalten des Internet geworfen, schon drängt sich das Kotz-Zitat von Max Liebermann (oder war’s Tucholsky?) auf.
Zu allem Überfluss melden die Konkurrenten allesamt fette Abschlüsse. Z. B. die duseligen Hamburger. Die Pfeffersäcke schmeißen mit Kühnes Kohle um sich, als gäbe es ein bayerisches Fesgeldkonto. Auch unsere Kölschen Intimfeinde vermelden einen Sahnetransfer nach dem anderen. Mit Dampframme Modeste gings los, zuletzt Edel-Nachwuchsternchen Bittencourt. Das soll nicht mal alles sein. Dabei nach außen immer hübsch bescheiden, der neue Schmadtke-Stöger-EffZeh. Und nicht ein Sterbenswort vom Europapokal. Scheiß Streber-Jecken.
Und bei uns? Kiffer-Alarm im Strafraum! Na ja, wenigstens was fürs positive Image getan. Apropos kiffen: Je länger ich drüber nachsinniere, desto eher dünkt mir, dass das mit der verspäteten 15/16er Hertha bestens ins Bild passt. Unsere Herthaunser-Nichtabstiegsfeier steigt ja auch mit Verspätung, nämlich morgen (Krumme Lanke). Meine Prognose: Mehr als Nichtabstieg wird für unsere Lausejungs nicht drinne sein, aber das würde mir schon reichen, bin ja nicht blau-weiß-äugig. Ansonsten lasse ich mich gerne überraschen. Du weißt Bescheid, Herthachen, alles kann, nix muss.
PS Gerade wurde Derida reingereicht. Ein flexibler Mittelfeldmann. Bestätigt ist natürlich noch nichts.