[image caption=“Herziges Motiv auf der Abteibrücke“ image_link=“/wp-content/uploads/2013/10/preetzherz.gif“ float=“right“ style=“round“/]Hätte ein Sieg den sicheren Abstieg bedeutet? Wäre ein Remis verdient gewesen? Darf man sich über eine knappe Niederlage bei den Großkopferten freuen? Wie ich an diesem ersten Sonntag nach neuer/alter Zeitrechnung zweifelsfrei nachweise, dieses Zwodrei wirft vielerlei Fragen auf. Zum Beispiel auch die hier: Herrschen in der Bundesliga jetzt schon englische Verhältnisse? Oder kommt mir das eher spanisch vor?
Sind immerhin schon zehn Punkte, die uns vom Spitzentrio trennen. Und Platz vier reicht ja leider nicht für die direkte CL-Quali, es liegen somit noch ein paar Hürden vor der Erfüllung des großen Traums – Finale umme Ecke 2015!
Wir sollten uns jedenfalls vor den ganzen Lobgesängen in Acht nehmen, die nun auf olle Hertha einprasseln. Bruder Peps Arie von der besten Mannschaft, die bislang gegen seinen Luxuskader antreten durfte, zum Beispiel. Davon kann man sich nix kaufen. Von den nächsten Gegnern werden ähnliche Töne kommen, die bekannte Einlull-Methode eben. Gelsenkirchen, ick hör dir läuten. Ich lass mich von derlei Manövern jedenfalls nicht blenden und schiebe die Favoritenrolle auf Wedding-Kevin und die königsblauen Knappen.
Kleiner Blick noch auf eine Schlagzeile der letzten Woche, nämlich die Vertragsverlängerung von Micha the Manager. In einem einschlägigen Forum war darob ein großes Wehgeschrei zu vernehmen. Wirklich repräsentativ war die Heulerei eher nicht, eine (ebenfalls nicht repräsentative) Umfrage beim Mopo-Blog förderte dagegen eine Pro-Preetz-Haltung zutage. Die blauweisse Schar ist sich mal wieder nicht einig, das ist nichts Neues. Ist überhaupt ein Manager bzw. ein sportlicher Leiter denkbar, der sich im Wohlgefallen sämtlicher Anhänger suhlen darf? Kann eigentlich nicht sein, oder doch?
Das kriegen ja nicht mal die Spieler hin, die meisten jedenfalls. Das Fanurteil ist schnell gefällt und meist unrevidierbar. Cigerci ist ein Kandidat, der es eher schwer hat, vielleicht auch, weil sein Leihgenosse Skjelbred so raketenmässig eingeschlagen hat. In der Kneipe, in der ich das Spiel bei Bauern München verfolgt habe, verballhornte ihn einer der Kneipgäste als „Kikeriki“. Durchaus nicht unlustig, auch wenn sich mir nicht sofort erschloss, ob das Hahnengekrächz nicht doch der mangelnden Sprachbegabung des Biertrinkers geschuldet war (siehe auch den Stadionsprecher-Absatz im letzten Kapitel). Eine Fußnote, mehr nicht.
Alles kann, nichts muss, sag ich immer. Sieben Fragezeichen habe ich bereits vergeben, das ergab die letzte Zeichenzählung. Lange nicht genug, ein paar habe ich noch in petto. Wobei ich mir über die ganze Fußballsoße momentan weniger Gedanken mache als über das abgehörte Handy der deutschen Kanzlerin. Neuester Dreh: Angeblich hat Obama schon ganz lange davon gewusst. Woher die Info kommt? Trommelwirbel, Täterätäää: aus US-Geheimdienstkreisen! Dabei sollen die Schlapphüte doch im Geheimen agieren, suggeriert doch schon der Name ihres Dienstes. Wahrscheinlich will jetzt jeder Mal ein paar Geheimnisse ausposaunen, ob wahr oder unwahr, interessiert sowieso nicht.
Das alte Lied, der Bock ist mal wieder der Gärtner. Es kann sogar noch irrer kommen. Aufgepasst: Am Ende ist Pfeifenbläser Snowden ein raffiniert getarnter CIA-Agent, der die Weltöffentlichkeit mit Falschinformationen (und ein paar echten) versorgt. Das alles, um die neue Weltordnung holterdipolter etablieren zu können. Was die neue Weltordnung sein soll? Keine Ahnung, findet man aber alles im Internet, ist wirklich eine tolle Erfindung, müsst Ihr mal reinkieken. Statt immer nur hier bei Hertha Unser rumzulungern.
Was mich viel mehr beschäftigt, als die Abhöraffäre der Bundeskanzlerin ist unser an den HSV ausgeliehener
Stürmer „Laso“, der auch gestern wieder in Freiburg traf. Nach wie vor unverständlich, wie dieser Spieler abgegeben werden konnte und wie er nun beim HSV eingeschlagen ist. In der Hamburger Presse wird er sogar schon mit „Horscht“ Hrubesch verglichen. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass ein Spieler, der sich bei Hertha nicht durchsetzt in einem anderen Verein gross rauskommt. Ich denke da z.B. an Olic, die beiden Boatengs, Samba, Lakic etc. Kann mir nicht vorstellen, dass Lasogga nach Saisonende zurück an die Spree kommt.
Grüße aus Gelsenkirchen an alle Herthaner.
Norbert Nigbur
Dass der Michel was kann war doch allen klar. Es wird doch sicher auch alle für Ihn freuen, wenn er jetzt in einer Tour netzt. Ist allemal besser als auf der Bank zu schmoren. Da im Augenblick nur für einen Stürmer Platz ist und Ramos die Nr. 1 ist, ist es doch das Beste was ihm und Hertha passieren konnte. Entweder er kommt zurück und wird besser denn je sein, oder er wird Geld in die klammen Kassen bringen. Uns das wird mehr sein als man jetzt für möglich hält.
P.S. Ramos hat ja nur ein Tor weniger. Ich würde auch eine kleine Wette annehmen, dass selbiger am Ende der Saison mehr als Lasso auf dem Konto hat. Das liegt aber nicht an Lasogga…
Wenn ich das ausgeklügelte System von „Trainergott“ Luhukay betrachte, denke ich immer an Berti Voigts. Berti wurde nämlich seinerzeit von den Reportern oft gefragt, wer denn der größte Star im seinem Team sei. Dann antwortete Berti immer wieder in seinem breiten rheinländischen Akzent, wie aus der Pistole geschossen: „Die Mannschaft ist der Star“. Und er beendete seine Aussage mit einem kurzen, prägnanten „ja“ am Ende, was gewissermaßen seine persönliche Unsicherheit zum Ausdruck brachte. So ähnlich ist es jetzt auch bei der Hertha. Machen wir uns nichts vor. Es gibt im Moment nicht wirklich einen Spieler, der aus der „grauen Masse“ heraussticht und ich behaupte- um mal in den Worten von Hertha-Schönwetter-Fan-Wowereit zu sprechen- das ist auch gut so. Was hat es uns denn gebracht, von den Launen eines einzelnen Marcelinhos, Pantelic oder Ra-Ra-Raffaels abhängig zu sein? Konnten Sie uns vor der Pein des Abstiegs in Liga II bewahren oder unserem Verein zu nachhaltigem Glanz verhelfen? Wohl kaum. Jetzt spielt die „alte Dame“ in einem höchstflexiblen System, in dem sich jeder Spieler unterzuordnen hat, selbst Pummelchen Ronny mit seinem Eisenfuß. So muss sich der Gegener immer wieder auf kleine Überraschungen gefasst machen und kann sich nicht darauf beschränken, lediglich die zentrale Anlaufstation der Hertha durch Manndeckung auszuschalten. Schon nicht blöd, was Luhu aus seinen Möglichkeiten macht. Nur zur Erinnerung: Berti wurde mit seiner damaligen Gurkentruppe, in denen Spieler wie Ziege, Bode, Todt oder Dieter Eilts (!) zu ungeahnter Höchstform aufliefen schließlich Europermeister.