Ich behaupte ja immer, dass mich Niederlagen von Hertha mit zunehmendem Alter nicht mehr so tangieren, aber das ist leider Wunschdenken. Auch langjährige Dauerkartenkundschaft härtet nur bedingt ab, wenn überhaupt.
Das Heimspiel gegen den letztjährigen Fastaufsteiger SV Elversberg habe ich ausnahmsweise verpasst, wegen Urlaub. Das lindert den Schmerz nicht wirklich. Ich hatte jenen vermaledeiten Freitag im Vorfeld durchgeplant, soweit das eben möglich ist. War mit Freundin und deren Tochter verreist, beide sportliche Naturen, allerdings keine Fußballenthusiasten. Dachte mir, na ja, die 90 Minuten werde ich notfalls auch durchstehen, ohne permanent auf mein Handy zu starren. Was für ein Irrtum!
Habe mich pünktlich zum Anpfiff in mein Bauwagen-Domizil zurückgezogen und die Kicker-App aktiviert. Aufgrund der sehr bescheidenen Netzabdeckung dauerte es immer eine Ewigkeit bis zur nächsten Aktualisierung. Als sich die Seite erstmals komplett aufgebaut hatte, stand es auch schon Nulleins. Na, dufte.
Die Kommentare, die (wesentlich flotter) parallel auf diversen Chats einflatterten, verhagelten meine Laune zusätzlich. Das Ende vom Hertha-Lied ist bekannt, meine Urlaubsstimmung war nach nur zwei Tagen entsprechend unserem Tabellenplatz. Mir blieb für den Rest der Ferien nur noch gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
Zu allem Überfluss hatte ich am ersten Arbeitstag gemeinsam Dienst mit einem Kollegen, der eingefleischter Schalkefuzzi ist.Grundsätzlich ein liebenswerter Kerl, bei entsprechenden sportlichen Konstellationen aber auch extrem penetrant und schwer erträglich. Ich nehme mir immer vor, sein Gelaber so gut es eben geht zu ignorieren, gelingt mir leider nur bedingt. Gab Situationen, da stand ich kurz vor einer Abmahnung, mindestens.
Der Fußballgott wollte es, dass unsere beiden Vereine in den letzten beiden Spielzeiten, nach dem gemeinsamen Abstieg, nahezu identisch miese Leistungen ablieferten. Solange S04 einigermaßen performt, blubbert der Nervtöter entsprechend rum. Sobald sich der Wind dreht, herrscht Funkstille beim Kohlenmunk. Wenn wir vorbeiziehen, halte ich mich betont vornehm zurück, in der Hoffnung, dass meine Höflichkeit im umgekehrten Fall beim nächsten Mal entsprechend honoriert wird. Aber denkste, jedesmal muss ich mir das triumphierende Gesabbel anhören. Eine enorme Geduldsprobe, kein Vergleich zu meiner seit letztem Dezember selbst auferlegten Abstinenz.
Ich denke stattdessen im stillen Kämmerlein: In den letzten beiden Zweitligajahren ist unsere Alte am Ende stets vor Knappenkirchen gelandet. Deswegen drücke ich den Revierrotznasen (heimlich) ganz feste die Däumchen, dass sie am Ende den Relegationsplatz erreichen.Weil es in dieser Saison wieder so sein wird, dass wir zuguterletzt vorbeirauschen werden. Amen.
 
							
			
						
						
						 
			
		


