Mehr als das, was Hertha mit dem aktuellen Kader abliefert, sei nun mal nicht drin, hat Pal Dardai just dem Kicker gesagt. Optimum Platz fünf, wenn es am Ende Platz acht werden würde, wäre der Chef auch nicht böse, meinte er auch noch. Von mir gibt es keine Widerworte, nicht hier, nicht heute, nicht übermorgen. Ich will nur mal daran erinnern, dass vor einiger Zeit noch jahrelanger Abstiegskampf angedroht war. Dass wir jetzt stehen, wo wir stehen, ist aller Ehren wert. Hey, halloo?? Hört mir überhaupt einer zu?? Ach, druff jesch*****…
Aktuell zählt eh nur die gar nich mal so ferne Zukunft, 2025, das laute, nahe, steile, schnieke Stadion. Am allerallerliebsten in Berlin, zur lieben Not auch ganz knapp hinter der Stadtkante. Als nächstes ist der Senat am Zug. Für die politischen Entscheider eine Abwägungsfrage. Sie lautet: Was ist uns die piefige Hertha wert?
Die Herthachenfrage ließe sich ganz nüchtern unterm Zahlenaspekt begutachten. Also wieviel Kohle lässt der Stadionbesucher alle zwei Wochen zwischen August und Ende Mai in der Stadt und was kostet uns der Spaß?
Glaube mal keiner, so ein Event sorgt nur für gute Laune. Ein Heimspieltag ruft immer auch einen Haufen Polente auf den Plan, zudem muss hinterher jede Menge Müll weggeräumt werden, S-Bahn-Sonderzüge etc.pp – herrjemineh, was das alles kostet! Macht sich keine Hertha-Pappnase ne Vorstellung von. (Kleiner Einschub: Die Hansestadt Bremen will die Kosten – 1,2 Millionen Euro pro Risikospiel – auch lieber auf die DFL abwälzen. Da wird noch geklagt, wenn ich nicht irre.) Der ganz normale Vandalismus ist da noch nicht mal eingepreist. Diesen Kosten-Kokolores könnte man den jährlich fünf Millionen Mieteinnahmen gegenüberstellen. Also, ich brauch da nicht lange rechnen.
Könnte aber noch dicker kommen: Denn wer weiß, vielleicht findet sich ja doch noch ein solventer Nachmieter mit ner fixen Idee für das faschistoide Muschelkalkoval im schönen Westend. Allerdings müsste das nicht bedeuten, dass wir jetzt nebenan bauen können, ganz im Gegenteil. In so einem Falle wäre der Senat resp. das Land Berlin erst recht fein heraus. Zwei Fliegen mit einem Umzug erledigt: die prolligen Fußballfans vor den Toren der Hauptstadt, das Olympia-Areal als Standort für eine neugeschaffene Freilufttheater- und Operetten-Liga. Chapöchen.
Machen wir uns besser nix vor, liebe Freunde der seichten Brot-und- Spiele-Kultur, Hertha ist hierzulande einfach mal keine Herzensangelegenheit, Berlin ist nicht Gelsenkirchen oder Bottrop. Selbst die blauweißen Hardcore-Junkies fremdeln ganz gewaltig, wie man am nicht enden wollenden Ostkurvengezeter – pinke Loser-Trikots lassen grüßen – unschwer ablesen kann.
Schreibt euch das hinter die Ohren, ein für allemal: Hertha ist unsexy, altbacken, peinlich und notorisch erfolglos, mit der alten Dame lässt sich kein Staat und kein Senat becircen.
Bestes Beispiel für unser Dilemma: Preetzens Aprilscherz mit den abgrundtiefhässlichen Trainingsklamotten. Ich habe das auch erst für bare Münze genommen, wirklich wahr. Weil es so wunderbar ins Bild passt, weil es so typisch, so einzigartig dämlich und herthamäßig wäre.
Jetzt festhalten: Genau DESHALB bin ich auch FÜR den Stadionneubau! Obwohl ich ganz genau weiß, dass wir uns damit einen krassen Finanz-Klotz ans Bein binden und ergo unser eigenes Grab schaufeln. Und so steht es in Fußballgottes Drehbuch geschrieben: Kurz vorm Umzug nach Ludwigsfelde, wir schreiben die Saison 2024/25, steht olle Hertha einigermaßen überraschend sportlich solide da, hat sich sogar fürs internationale Geschäft qualifiziert. Jubel, jubel. Aber leider, leider können wir die Mannschaft nicht mehr adäquat verstärken, weil nicht unbeträchtliche Geldmittel in die Stadionschuldenttilgung abfließen. Dann – oh Graus, wir haben es alle geahnt – verkehrt sich der erhoffte Heimvorteil in der nigelnagelneuen Bett@Home-Arena gänzlich unerwartet ins glatte Gegenteil: Weil die nörgelnden Fans im seelenlosen Neubau etwas zu dicht dran sind, rutscht einst hoffnungsvollen Jungprofis im Angesicht erregt pöbelnder Massen das Herz in die Buchsen. Verunsicherung allüberall, Pfiffe in nie gehörter Phonstärke lassen Kickerbeine erlahmen. Nix, aber auch gar nix geht mehr. We tried, we failed, winning muss warten.
Aber – und das ist ja das schöne – die blauweisse Hertha wird nie untergehen, wird sich berappeln, in Liga drei den Zuschauerrekord brechen und eines schönen Tages wieder ganz (oder fast ganz) oben anklopfen. Und dann gehts wieder von vorne los. Wir wollen umziehen, wieder nach Berlin, ins schöne, altehrwürdige Olympiastadion mit der geilen blauen Laufbahn, damit sich unsere Profis voll und ganz aufs Wesentliche konzentrieren können. Erinnert sei nur an die Heimspielsaison 2016/2017, das Kultjahr! Das olle Olympi müsste vorher zwar dringend renoviert werden, aber hey, was kostet die Welt?
Todschickes Teil, Hertinho!
Janich jesehn vorher..living in the eighties
Preetz verkauft die Hertha im aalglatten Werbe- respektive Unternehmensberater Jargon und verkörpert heute schon die „Marke“ HBSC, die dann morgen gemeinsam mit den in China akquirierten Grossinvestoren global „positioniert“ wird. Ich schlage vor der Michael wechselt zu Wolfsburg. Da passt er irgendwie besser hin.
Das ist wirklich witzig. Es muss unbedingt ein neues Stadion her, weil man im Olympi einfach zuviel gewinnt. Ganz klar. Hertha-Logik.