Wi Ei Pi

Nach den unschönen Vorkommnissen vom Bayernspiel habe ich mich mal höchstpersönlich auf die Ehrentribüne begeben, also zumindest ganz in die Nähe derselben. Hertha hatte mir zwei Ehrenkarten zum Geburtstag spendiert, inklusive Zutrittsberechtigung zum VIP-Bereich, nicht dass jemand denkt, ich hätte die Seiten gewechselt. Obwohl man sich durchaus daran gewöhnen könnte. Speis und Trank, allet für umme und für jeden Geschmack etwas dabei, von pikant bis zuckersüß, ohne Fleesch und mit. Die Toiletten blitzsauer, edel verkachelt, ein unauffälliger Mitarbeiter legte mir diskret ein paar Papiertücher neben das Waschbecken, zum Händeabtrocknen natürlich. Trinkgeld hatte ich leider nicht dabei, Geldbeutel war am Platze, vor Diebstahl braucht man sich unter Geldadligen selbstverständlich nicht zu fürchten, ahem. An den Wänden zig Monitore, auf denen die Bundesligaspiele übertragen werden. Wir – also Sohnemann und icke – waren überpünktlich da, also noch vor Öffnung der Stadiontore, um die entscheidende Phase der Samstagnachmittagspartien live mitzuerleben. Pünktlichkkeit ist um diese Jahreszeit eigentlich ein Unding, aber wenn man im Warmen von netten und gutaussehenden Damen umhegt und verköstigt wird, spielt das Wetter keine Rolle.
Natürlich wurde ich von den neidischen Kollegen angefunkt, ob ich nicht ein paar Buletten nach draußen schmuggeln könnte. Hat sich was, Freunde, sowas profanes wie Buletten gibt’s bei VIPs nicht. Dafür Currywurst satt, allerdings nicht aufm Pappteller serviert, sondern im Porzellanschälchen, Ketchup und Soße darf man nach Gusto selbst rüberkippen. Der Dekadenz sind keine Grenzen gesetzt.
Als das Spiel anfing, war ich ziemlich satt, da war gerade noch Platz für ein Bierchen. Rülps. Die Erwartungshaltung war nach dem Beinahe-Sieg gegen die Bonusbayern erwartungsgemäß überbordend, zumal der Gegner auf etliche Leistungsträger verzichten musste, die Frankfurter Abwehr war entweder gesperrt oder verletzt und soll Presseberichten zufolge nahezu komplett ausgefallen sein. Und: Hertha-Schreck Alex Meier hockte nur auf der Bank. Was sollte also groß passieren? Genau das, was eben passiert, wenn alle ein rauschendes Torfestival erwarten: herzlich wenig. Zumindest von Hertha kam nicht viel. Frankfurt hatte zunächst sogar die besseren Möglichkeiten, die ersten Verwarnungen haben sich stattdessen Dardais Buben abgeholt. Sorgen habe ich mir trotzdem nicht unnötig viele gemacht, mein Astrologe hatte vorher noch gesagt, Mars und Uranus sind günstig für Hertha, da sollte nicht viel schiefgehen. So kam es dann ja auch, wieder ein unwiderruflicher Beweis für die Unfehlbarkeit dieser uralten Sternenkundler-Tradition.
Obendrein hat die Top-Ansetzung des Tages auch an diesem Wochenende wieder Skurrilitäten und kleine Aufreger hervorgebracht. Rein sportlich schonmal des Vedators Einsnull, diese verteufelt knifflige Szene, wo hernach keiner wusste, wars Elfmeter, Vorteil, Abseits oder gar Kalou? Sehr schön anzusehen auch Herrn Maximilian Mittelstädts Bilderbuch-Flanke und Daridas anschließender Kopfballtorpedo. Zungeschnalzer des Abends war die Einwechslung von Viermillionen Mann Duda, der in den verbleibenden zweieinhalb Minuten noch mit ebenso vielen Fehlpässen auf sich aufmerksam machen konnte und damit den Beweis geliefert hat, dass wir uns mit dem verspäteten Hoffnungsträger ein wenig in Geduld üben sollten. Vielleicht klappts ja schon am kommenden Sonntag beim ganz zweifellos wiedererstarkten HaEssVau.