Was gibt es Schöneres?

Das Wechselbad der Gefühle kam diesmal erst nach dem Abpfiff. Sind wir nun durch oder nicht? An ein Transistorradio hatte wieder mal keiner gedacht, mein Fon war nicht Smart sondern steckte irgendwo im Datenstau. Also mussten wir erstmal vollkommen ahnungslos Richtung Terrassen pilgern, wobei mein Kundenberater von der Sparkasse und ich laut vor uns hinrätselten, was Hertha nun wohl blühen würde. Ein vermeintlich Eingeweihter, der unser Gespräch dreist belauscht hatte und die Lage zu kennen schien, ließ uns mit der voreiligen Kunde frohlocken, Hertha sei sicher, weil die Konkurrenz am letzten Spieltag noch gegeneinander ran muss.

(Zudem mokierte er sich über den Stadionsprecher, der mal sein Chef bei einem Radiosender gewesen sein soll, weil der die Zuschauer nicht sofort aufklärte.) Das war uns erstmal relativ piepe, Hauptsache Hertha war safe.
Auf den Terrassen holte uns fies die Realität ein. Nee, nee, rechnete ein Kollege vor, wir sind noch lange nicht durch, weil 96 und Freiburg uns mit einem schmutzigen Remis noch in die Suppe spucken könnten. Natürlich immer vorausgesetzt, wir vergeigen gegen Hoffentlichnichheim. Was unser versprengter Haufen einfach mal so herthamässig voraussetzte. Aber selbst in diesem Punkt wurde ich zu vorgerückter Stunde noch eines Schlechteren belehrt.
Nämlich so: Ging ich zunächst davon aus, keinesfalls mit drei Toren Unterschied verlieren zu dürfen, teilte mir The Webmaster via Whatsapp mit, dass es tatsächlich nur zwei Törchen sind, die uns von einer möglichen Relegationslotterie trennen. Muss man sich mal vorstellen, zwei lumpige Tore!!
Für normale Scheiß-Vereine kein besonders beruhigender Gedanke, für erfahrene Herthaner ein Weltuntergangsszenario sondergleichen.
Es gibt frei nach Adam Riese übrigens auch noch eine direkte Abstiegsvariante, aber da müssten schon exorbitant viele Tore fallen, und zwar für Hamburg UND/ODER gegen Hertha, dass würde ich an dieser Stelle dann einfach mal ausschließen wollen. Auch wenn uns die gepamperten Kraichgauer im Hinspiel mal eben fünf Dinger reingelegt haben, aber damit sollte es auch gut sein. Toitoitoi und Colocolo.
Zwei Tore also. Erinnert mich an meinen ersten Abstieg. 1979 fehlten zwei läppische Buden zum Klassenerhalt. Damals allerdings mussten wir vorm letzten Spieltag fünf Tore aufholen, drei haben wir nur geschafft, inklusive Schützenhilfe. Diesmal liegen wir zwei vorne und können auf zweieinhalbfache Schützenhilfe hoffen. Sollten doch alle Stricke reißen, dann freue ich mich auf zwei spannende Relegationsspiele. Soviel Sportsgeist muss sein.