Au weia. Au wei, au wei, au weia, sach ich nur. Ich bin ja eigentlich als Meister des Schönredens verschrien, aber was uns olle Hertha am Sonntag angeboten hat, kann man nur noch als Offenbarungseid bezeichnen. Au wacka.
Ich hatte den Text hier schon vorformuliert, es sollte ein Siegestext sein. Ein bisschen Understatement, wie es sich für noble Gewinner gehört. Bei Pal wollte ich mich entschuldigen, weil ich ihn als Pausenclown bezeichnet hatte. Nicht nur sein Co-Trainer-Gespür wollte ich loben, sondern auch seine sonstigen Ansprachen. Vorsichtig, bescheiden, mit Augenmaß, so hat er sich medial dargestellt, unser Rekordspieler. Und was macht er in seinem ersten Heimspiel? Der Novize geriert sich als Hasardeur und bringt Ronny als verkappten Sechser. Ich dachte, ich kiek nicht richtig. Kalou von Anfang an war mir persönlich auch ein bisschen zuuu optimistisch. Der war immerhin erst seit anderthalb Tagen wieder bei der Mannschaft. Noch voll im Afrikarausch. So allmählich wird mir klar, warum Luhukay so aufgestellt hat, wie er es tat: Nämlich vorrangig mit den Leuten, denen er vertrauen konnte. Das war nicht besonders ansehnlich, aber doch relativ stabil. Zumindest solange, wie ihm die Mannschaft noch halbwegs gefolgt ist. Ich vermute, gegen Freiburg hätten wir mit einer Luhukay-Aufstellung wenigstens ein Nullnull geholt. Was solls, Lamentieren bringt eh nix mehr.
Wer soll uns jetzt noch weiterhelfen? Wo sind die Typen, die das Heft in die Hand nehmen? Sandro Wagner hat mir noch am besten gefallen, was Einsatzbereitschaft und Körpersprache anbelangt. Muss man sich mal vorstellen. Und ausgerechnet der wird von den Treuesten der Treuen (ähem) verlacht und geschmäht. Was für ein Armutszeugnis. So hält man die Klasse jedenfalls nicht.
Wie denn dann? Wenn ich mir die Konkurrenz angucke, wird mir ganz anders. Einige mögen individuell schlechter besetzt sein, siehe Freiburg oder Paderborn, die haben allerdings auch nichts zu verlieren und sind eingeschworene Haufen. Über Hamburg brauchen wir uns keinen Kopp machen, die sind noch nie abgestiegen, das wirkt, da stört auch so ein Nullacht in München nicht wirklich. Stuttgart? Kann sein, aber es müssen ja auch mindestens zwei ins Gras beißen.
Was wir jetzt bräuchten, wäre das berühmte Momentum. Irgendeine Aktion, mit der niemand rechnet. Als Auslöser käme dafür am ehesten noch die Ostkurve in Betracht. Wo die so gerne Transparente malen. Habe alleine am letzten Spieltag drei, vier verschiedene Botschaften gelesen. Ich warte ja immer noch auf den absoluten Treuebeweis: „SCHEISS-EGAL, AUCH WENN IHR VERLIERT, WIR HABEN EUCH TROTZDEM LIEB!“ Da wären die Jungs sicher mächtig gerührt und würden sich nochmal richtig den Arsch aufreißen. Aber wie ich unsere Hardcorefanatiker einschätze, kommt demnächst eher so ein Ding: WENN IHR NOCHMAL VERLIERT MÜSST IHR SCHEISSE FRESSEN. Oder so ähnlich. Vielleicht fällt Micha Preetz auch mal was Gescheites ein, nicht nur ein neuer Trainer. Wobei: Wenn man dem Tagesspiegel glauben darf (darf man?), wachsen die wesentlichen Entscheidungen nicht immer auf seinem Mist. Jedenfalls nicht unbedingt die Guten. @Micha: Wird Zeit, Manager, diese Halbsaison könnte Deine letzte sein.
Dabei habe ich immer für Old Micha plädiert: Gebt ihm Zeit, habe ich gepredigt, er sammelt Erfahrungen, das wird schon, jeder Fehler macht ihn reicher. Ich halte auch nichts von dem Argument, Preetzinho tauge nur für die Zweite Liga. Blanker Blödsinn, das. Aber wenn es diesmal nichts wird, dann wars das, daran führt kein Weg vorbei. Antifarmer wäre auch hinfort, schwuppdiwupp. Ein Vakuum ohnegleichen täte sich auf. Noch sehe ich keinen Ersatz, aber ich bin ja auch kein Hellseher, jedenfalls kein echter. Trotzdem hätte ich eine Idee, will hier aber keine Namen verbrennen. Und noch was: Neben Präsi und Manager (und vermutlich Trainer) bräuchten wir auch auf einer anderen Position frischen Wind. Wer von Euch Vögeln glaubt, zu wissen, welch kommende Vakanz ich meine, schreibe mir am besten ne Postkarte. Oder er schweige für immer.