Vorm Spiel is nachm Spiel is vorm Spiel

Bilbao hat dann doch noch geklappt, einer Kollegin sei Dank, die wurde krank, ich sollte ihre Schicht übernehmen. Na gut, Frau Sekretärin, ausnahmsweise… (Jubel! Schrei! Kreisch!). Ich war natürlich komplett unvorbereitet, hatte entsprechend keine Karte, dachte mir aber, vorm Stadion werden bestimmt massenhaft Kartenbesitzer rumlungern und ihre Tickets feilbieten. Mit einem Wort, Schnäppchenalarm. Denkste, Puppe. Kein einziger wollte sein Ticket loswerden, stattdessen lange Schlangen an den Kassenhäuschen, vorm Osttor staute sich ein Pulk, sah aus wie ausverkauft. Na ja, nicht ganz, aber jedenfalls nicht wie die vorhergesagten maximal 25.000 Piepels, die offiziell erwartet und medial entsprechend belächelt wurden. Schlussendlich wurden dann sogar fast 30.000 gezählt und verkündet, wobei von denen aber nicht alle da waren, wie ich bestätigen kann. Sogar aus unserem schwerst herthaabhängigen Zirkel fehlte die eine oder andere Nase, darunter sogar stolze Kartenbesitzer, die ihr Ticket einfach mal so verfallen haben lassen. Nobel geht die Welt zugrunde. Europa zieht hier einfach nicht, jedenfalls nicht der Verlierercup, keine Ahnung, wieso. Okay, ich könnte mir schon ein paar Gründe zusammenreimen, bin ja nicht umsonst gelernter Dichter, plausible Gründe gäbe es zuhauf sogar, aber ist im Grunde auch scheißegal, warum selbst so ein Leckerbissen wie Atheltic Club de Bilbao das Rund nicht zu füllen vermag. So isses und so sind wa eben, Deckel druff, Mund abputzen, nächstes Spiel.
Das war schon heute, in Hoffe, bei dem sagenhaften Herrn Nagelsmann. Um den talentierten Trainer-Jungspund hat sich ja ein nahezu unfassbarer Hype entwickelt, eigentlich schon, bevor er überhaupt die Profis von Hopps Spielzeugtruppe übernommen hat. (Ich bin ja der felsenfesten Überzeugung, dass Milliardär Hopp in Wahrheit Bayernfan ist und seine Retorten-1899er in Wirklichkeit als FC-Bayern-Farmteam konzipiert hat. Dass Nagelsmann sich jetzt unwidersprochen als Ancelotti-Nachfolger in Stellung bringt, ist nur das letzte Indiz einer endlosen Kette. Icksagseuchwiesis).
Anyfuckingway, Pal Dardai ist auch nicht aus Blödmannsdorf, wie wir heute wieder gesehen haben. Sogar Heavy Rotation beherrscht unser Meistercoach, dabei sind die neuen Megastars Davie Selke und Valentin Lazaro noch nicht einmal komplett rekonvalesziert, oder wie sagt man so schön, so schöööön?
Und es geht ja Mittwoch auch schon wieder weiter, keine Atempause, Geschichte wird gemacht (Fehlfarben, wer erinnert sich?). Lever Bayerkusen gastiert im diesmal womöglich sogar etwas besser besuchten Zugluft-Stadion. Bei den Chemikern weiß man auch nicht so recht, was man von ihnen halten soll. Auf dem Papier ein harter Brocken, die zählen ja zu jenen, deren angestammten Platz zuletzt (und auch aktuell) andere belegt halten. Ich hätte die notorisch satten Betriebssportler im Geiste tabellarisch eigentlich wieder ziemlich weit vorne einsortiert, aber was heißt das schon? Zumal ich mich mit einem Bayer-Tipp erst letzte Saison total verhoben habe, die waren nämlich mein Überraschungsmeister. Ihr bestes Spiel haben die Vögel dann ausgerechnet am letzten Spieltag im Olympi abgeliefert. So hatte ich nicht gewettet, Herr Völler!
Als Schlusspointe noch rasch ein Blick über die Grenze, Richtung Rheinland/Kohlenpott. Die Kölschen kacken zum Start ein bisschen ab, haben in London aber ganz großes Kino hingelegt, nicht so sehr sportlich, dafür mehr volkstümlich. Zwanzigtausen Jecken durch Soho skandiert, das war schon ziemlich einmalig, kriegt kein anderer Klub hin, wir sowieso nicht. Aber nur kein Neid, dafür gibts für Stögers Spaßgesellen in Doofmund gerade mächtig auf die Mütze, null zu vier bis fünf, nach ner runden Stunde. Klingt erstmal deftig, aber Doppelbelastung bleibt Doppelbelastung. (Und ich Experte habe Trainer Bosz als ersten Abschusskandidaten getippt, nur nebenbei).