„Von mir aus kann jedes Spiel mit einem Elfer gegen uns beginnen“, meinte Kumpel Elms noch vor der Halbzeit. Ja, ja, so weit isses gekommen. Momentan scheint die olle Hertha nix und niemand aus der Bahn kegeln zu können. Wobei ich nicht jedes Wochenende den Ausfall einer Stütze wie Rekik, Torunariga oder eben Grujic beklagen mag. Wo war in der Szene eigentlich der Kölner Videofritze? Wo blieb hernach der solidarische Aufschrei von Steuerbetrüger-Uli und seinem Spießgesellen Rummel-Kalle? Wahrscheinlich mit den Gedanken längst auf der bierdurchtränkten Theresienwiese. Vergelts Gott, ihr Sau-Batzis, Freitag wird abgerechnet.
Jo mei, was haben wir Bauklötze gestaunt! Spitzenreiter schallte es aus der Ostkurve. Nee, stimmt gar nicht, da wurde SPIETZENREITER gebrüllt. Mit langem IE. Hatte ich zuvor nie drüber sinniert. Erst im nachhinein, beim Klönschnack am U-Bahnhof Olympiastadion, direkt neben dem Pissoir. (Ein Riesending, aber nur für Herren, sehr zum Leidwesen der anwesenden Damen, und damit ein Unding). Jedenfalls gesellte sich ein Pärchen (Katrin und Helgo) zu uns. Jener Katrin war das mit dem SPIETZENREITER aufgefallen. So eine Petitesse fällt nur jemandem auf, der sonst nie zum Fußball geht. Allzuoft wird SPIETZENREITER bei uns ja auch wieder nicht gerufen, schlicht aus Mangel an Gelegenheiten. Wir als intellektuelle Vorhut des Vereins haben das Thema natürlich liebend gerne aufgegriffen.
Warum also singen die Fans SPIETZENREITER und nicht Spitzenreiter? Mit einfachem i wie in Frittenbude oder Tittenfetischist? (Kleines Gossen-Bonmot für die Freunde gepflegter Vulgärsprache, he he). Nach kurzer Begriffs-Meditation sind wir zu dem Schluss gekommen, dass der Kurven-Jubelruf möglicherweise aus dem Süddeutschen übernommen wurde. Wahrscheinlich aus der Münchner Ecke. Dortselbst kommt man ja öfter mal in die Verlegenheit, selbiges zu rufen. Das wurde dann vermutlich einfach gecovert. Musikwissenschaftler Dr. Schlicke meinte, langes IE klinge auch schärfer. Lassen wir das einfach mal so stehen.
Apropos übernommen: Ich habe noch ein paar gesangliche Übernahmen vernommen. Zum einen die Torhymne von Hoffenheim (Sieben Tage lang von bots) und irgendwas, dass ich schon mal bei Union gehört habe. Fällt mir jetzt nicht mehr ein, was genau, aber stimmt schon, das kannte ich von Union. Hat mich schon arg verwundert, aber mir solls recht sein.
Ich muss noch mal was loswerden: WAHNSINN! Wir sind Zweiter! Vizereiter, Vizereiter! Und die Rekorde purzeln nur so: Noch nie vier Elfmeter nach vier Spielen gegen uns, noch nie hat ein Spieler nach vier Spielen viermal getroffen (Duda), noch nie hatte Hertha zu diesem Zeitpunkt zehn Punkte (sieben nach alter Zweipunkte-Rechnung) auf dem Konto. Ich habe mich schon dabei ertappt, wie ich eingefleischte Hertha-Unken, die lieber vorgestern als gestern Dardai, Preetz und sonstewen in die Wüste schicken wollten, in ihrer irren Euphorie bremsen musste. Andere bremsen sich mitunter selbst, die ehemals größte Zeitung zum Beispiel. Hammer-Hertha, wurde das Stück zum Spiel überschrieben. Darüber stand „Plattenhardt spricht schon vom Titel“. Im Text war dann zu lesen (Zitat Platte): „Wenn wir so weiterspielen, können wir am Ende über Platz eins sprechen. Jetzt ist mir das zu früh.“ Das lass ich mal so stehen.