Eine unschöne Überraschung nach dem Urlaub war, dass mein Briefkasten beinahe aus den Nähten platzte. Mein lieber Nachbar hatte vergessen, das Ding beizeiten zu entleeren. Bei neun Tagen Abwesenheit normalerweise kein Problem, ich bin ja nicht der Bundeskanzler. Aber diesmal kamen ein paar Dinge zusammen, als da wären die FuWo am Montag, davor noch das neue 11Freunde, das ADFC-Magazin, diverse Briefchen und der übliche Freitagswerbeblock, den der Briefträger besser gleich in die blaue Tonne kloppen sollte, dann müsste ich das nicht immer tun. Und last not James (ein alter Kalauer meines Lehrers, ich glaube Latein) hatte Hertha mal wieder was auf dem Herzen. Ach ja, beinahe hätte ich es vergessen, die Mitgliederversammlung steht an. Und davor das etwas intimere Stelldichein Hertha im Dialog. Ich wollte da immer schon mal hin, hab es aber bislang nicht einrichten können. Auch diesmal klappt es nicht, habe andere Termine, ähem. MV war ich außerdem schon im Sommer, das reicht erstmal wieder für ne Weile. Wobei ich diesmal eigentlich hin sollte, es steht nämlich die Fortsetzung der Satzungsfrage an. Hatte ich schon komplett verdrängt, nun drängt es mit Macht auf die Tagesordnung.
Zwei Anträge wurden eingereicht, denen zufolge Hertha seine Heimspiele künftig für alle Zukunft schwarzaufweiss innerhalb der Berliner Stadtgrenzen auszutragen habe. Schlusspunktaus. Soweit so lapidar. Ins Grübeln kam ich beim Lesen einer der Begründungen. Mitglied Kay H. will das nämlich so und nicht anders, „um die Identifikation zwischen Verein und Stadt für immer aufrecht zu erhalten“.
Hierzu stelle ich fest: Allzu groß scheint die Identifikation der Stadt mit Hertha, zumindest des übergroßen Teils ihrer Einwohnerschaft, schon jetzt nicht zu sein, da reicht ein Blick auf die Zuschauerzahlen. Könnte natürlich sein, dass noch ein paar weniger kommen, sollte Hertha tatsächlich dereinst seine (Heimspiel-)Zelte hinter der Stadtgrenze aufschlagen. Vielleicht würde sich das aber auch wieder ausgleichen, wenn stattdessen ein paar mehr aus Brandenburg kämen, die es sich sonst dreimal überlegen, alle zwei Wochen den Weg aus der Pampa nach Charlottenburg anzutreten. Die Formulierung „für immer“ halte ich auch für äußerst gewagt, ist nämlich noch gar nicht so lange her, genaugenommen noch keine Hundert Jahre (und schon gar nicht 125), dass Berlin seine Grenzen mal eben ein wenig weiter gezogen hat. Charlottenburg beispielsweise gehörte auch zu jenen Widerspenstigen, die sich lange mit Händen und Füßen gegen eine Eingemeindung in den Berliner Moloch gewehrt haben. Erst die politische Neusortierung nach dem ersten Weltkrieg machte jenes Groß-Berlin möglich, wie wir es heute kennen. Mit anderen Worten, als Hertha gegründet wurde, da war Charlottenburg noch ziemlich weit weg von Berlin. Die zweite Begründung (von Mitglied Andreas F.) will gar nicht weiter begründen, sondern will schlicht festgestellt wissen, Hertha kommt aus Berlin und sollte auch ausdrücklich laut Satzung wirklich hier und nicht etwa zwei Kilometer außerhalb der Stadtgrenze spielen. Nehme ich zur Kenntnis, stimme aber nicht zu. Weil nämlich … ach wat, das würde zu weit führen und bringt eh nüscht.
Lieber nochmal kurz das sonntägliche Kuriosum gegen Dieseltown ins Gedächtnis gerufen. Entgegen meiner frühreren Unkenrufe hat sich der Videobeweis als doch nicht ganz so herthafeindlich wie befürchtet erwiesen. Dass mit Schiri Krug fortan ein ausgewiesener Gelsenkirchener in der Kölner Assi-Zentrale nicht mehr dazwischenfunken darf, sollte auch kein Nachteil sein. Wobei da immer noch Wolfgang Stark ist, aber jut, wollen mal nicht gleich alle Verschwörungstheorien beschwören. Ich bin erstmal froh, dass sich Starks Niklas seine Knieverletzung Richtung Wade verschoben hat, berichtet zumindest der Kicker.
Ansonsten sah das Spiel teilweise vogelwild aus, aber muss wahrscheinlich so sein, wenn vorne drei Tore fallen sollen. Kann mich erinnern, dass der künftig weltbeste Trainer Nagelsmann nach unserem 1:1 in Sinsheim kundgetan hat, es sei schwer, gegen Hertha Tore zu schießen. Die Äußerung ist einigen unserer Spieler wohl zu Kopf gestiegen, die denken, es verteidigt sich von alleine. Wobei man nicht vergessen sollte, dass die Gegner in der Bundesliga zwar auch nur, aber immerhin eben auch mit Wasser kochen. Will sagen, die wissen ebenfalls, wo der Bartel den Moscht holt, jawohl. Wenn ich dagegen die Kritik mancher Kritiker lese, könnte man meinen, wir müssten ständig spielen, wie die Einäugigen unter den Blinden. Seis drum.
Ein gutes Drittel der Saison ist rum, Platz elf und vierzehn Punkte stehen zu Buche. Kleine Quizfrage zum Schluss: Wer hatte diesen Platz mit exakt der gleichen Punktzahl (aber bessere Tordifferenz) zum gleichen Zeitpunkt in der letzten Saison inne? Jahaaa, tusch, täterätääää, unsere Lieblinge in Königsblau. Krasser Zufall, wa?!