Torhungriger!

Als Jordan Torunarigha im Laufe des Pokalspiels am letzten Dienstag klar erkennbar angefasst wirkte, dachte ich erst, dass ihn ein Gegenspieler übelst provoziert haben muss. Torunarigha ist ja als emotionaler Typ bekannt, vermutlich nicht nur bei den eigenen Kollegen. Und Trash-Talk ist bekanntermaßen in unserer Lieblingssportart ein probates taktisches Mittelchen, um einen Spieler psychisch zu bearbeiten. Einen der spektakulärsten Erfolge auf diesem Fachgebiet erzielte Marco Materazzi im WM-Finale von Berlin, als er dem großen aber offenbar auch leicht reizbaren Zinedine Zidane derart hässliche Sachen sagte (irgendwas mit Schwester und Nutte), dass dieser seinen Widersacher mit einem beherzten Kopfstoß zu Boden schickte.

Wie wir mittlerweile wissen, hat sich der Sachverhalt bei JT ein wenig anders zugetragen. Das – und vor allem die folgenden Unterstützungsaktionen für Torunarigha – lässt mich das unschöne Aus im Achtelfinale seltsamerweise etwas leichter wegstecken. Ja, es ist honorig, wenn die niederträchtigsten Auswüchse des Stumpfsinns geächtet werden, aber so lange Fußball gespielt wird, so lange wird vermutlich auch Gift und Galle gespuckt. Auch heute wieder, allerdings hielt sich das Gezeter im üblichen sportlichen Rahmen. Dabei weiß ich gar nicht, was es heute zu Meckern gab?! Einen Zwei-Tore-Vorsprung im Pokal noch aus der Hand geben, DAS tut weh. Dagegen ist das läppische Einsdrei gegen die schnuckeligen Meenzer bloß Pipikram.

Dabei hatte ich mich so auf das Spiel gefreut, allen voran auf unsere Nummer 25, natürlich auf Franky Zander, auf ein bisschen Februarsonne im Vorvorfrühling, auf ein stressfrei gefülltes Olympiastadion mit kleinem aber feinem Gästeblock und nicht zuletzt auf unsere frisch renovierte Mannschaft, aber hallo. Ich bin auch bis zum Schluss geblieben, wie sich das gehört, während einige Pappenheimer sich schon vor dem Nullzwo verpisst haben und so u. a. das sehenswerte Anschluss-Eigentor verpasst haben. Eines Tages wird die Alte so ein Ding in den letzten Minuten noch spektakulär umdrehen und dann werden sich die Damen und Herren Frühaufsteher ganz gewaltig in den Arsch beißen. Auf YouTube, Twitter und Facebook ist dann auch geschissen. Hä Hö He.

Sportschau habe ich selbstverständlich auch geguckt, in der Zusammenfassung wirkt so eine Pleite meistens etwas erträglicher. Ich wurde dann auch nicht enttäuscht, zumal unser Coach hernach noch sein schönstes Lächeln aufsetzte und verkündete: „Jetzt bekommen die Jungs erst mal zwei Tage frei und dann bereiten wir uns auf Paderborn vor.“ Ich bin da komplett bei Jürgen.