[image caption=“Lasche Hörer-Tipps reichten Egmonte nicht zum Sieg“ image_link=“/wp-content/uploads/2014/03/tippspiel.gif“ float=“right“ style=“round“/]Eine Phrase, die ich länger nicht mehr vernommen habe, ist die von Sieg und Niederlage, die ja manchmal ach so eng beisammen liegen. Dabei stimmt es schon. Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass Gewinnen und Verlieren zwei Seiten der gleichen Medaille sind. Beim Fußball wird das durch jenen Akt des Schiris symbolisiert, der stets vor Anpfiff mittels Münze entscheidet, welches Team anstößt bzw. welcher Torwart am Schluss, wenn es gerne mal hektisch wird, die Krakeeler des Gegners im Nacken hat. Oder von der Nachmittagssonne geblendet wird, je nachdem.
Weil ich niemals nichts für wahr hinstelle, ohne es mit den eigenen sieben Sinnen geprüft zu haben, könnt Ihr mir also ruhig glauben. Für die üblichen Skeptiker liefere ich ausnahmsweise die Beweisführung. Also gut aufgepasst, Möchtegern-Besserwisser.
Seit neuestem bin ich nicht mehr nur Blogger, Hobbykoch, Freizeitfotograf, Teilzeitvater und Fabrikjournalist, sondern betreue nebenher zusätzlich die 3. F-Jugend eines Berliner Vereins im schönen Bezirk Charlottenburg. Als Co-Trainer, wenn man so will. Für diejenigen, die mit der Klasseneinteilung im Fußball nicht so vertraut sind: Bei der F-Jugend (oder F-Junioren) handelt es sich zumeist um Sieben- und Achtjährige. Das ist ein Alter, wo die Jungens den Ball am liebsten mit ins Bett nehmen, Technik und Taktik spielen eher untergeordnete Rollen. Die Philosophie meines neuen Zweit-Vereins lautet, etwas verkürzt: Mit großem Hurra nach vorne, am besten über die Flügel, hinten hilft der liebe Gott. Das haben die Burschen am Samstag nahezu perfekt umgesetzt, am Ende stand es 4:8 aus unserer Sicht, sofern ich mich nicht verzählt habe. Am Ende – das war neu für mich – gab es noch ein Elferschießen. Jeweils ein Elternteil stand im Tor (das haben nur die Papis gemacht, Alice Schwarzer hätte getobt), die Jungspunde durften raufschroten.
Bei der F-Jugend wird ohne Schiedsrichter gespielt, das soll sich alles von alleine regeln. Hat auch perfekt geklappt. Von berüchtigten Eltern, die am Spielfeldrand rumzetern und mit Kesselflickerflüchen ihren Alltagsfrust verarbeiten, war nix zu hören und zu sehen. Am Ende waren alle selig, wer hätte das gedacht.
Nachmittags habe ich der Bundesligakonferenz im Radio gelauscht. Fester Bestandteil der Sendung ist ein Tippspiel, Moderatoren gegen Hörer. Ich rufe hin und wieder an, bislang war immer besetzt. Oder eine Automatenstimme teilte mir mit, dass ich leider verkackt hätte, etwas vornehmer ausgedrückt natürlich. Ich also gestern aus alter Gewohnheit zum Hörer gegriffen, warte auf das Besetztzeichen – plötzlich eine menschliche, ganz reale Stimme am anderen Ende der Leitung! Wahrscheinlich hat wieder kein Schwein hingehört, aber es stimmt wirlich – Icke war der Tippkandidat im Radio, olé, olé, olééééé!!!
Hört sich klischeemässig an, aber mir schossen wirklich die krudesten Gedanken durch den Schädel: Soll ich die Gelegenheit nutzen und Mega-Werbung für Herthaunser.de machen, einen übelst krassen Witz erzählen oder einfach nur völlig Gaga-Tipps raushauen?!?
Am Ende hat die Vernunft gesiegt. Ich habe meine Nervosität mit Seriösität gedeckelt und total die Nullachtfuffzehn-Tipps rausgehauen. Am verwegensten war noch mein vermutetes 1:1 von Hannover gegen Dortmund. Das hat mir dann auch das Genick gebrochen, am Ende siegten die Radiofuzzis 6:4. Zum Trost gibt es ein Buch, von einem Herrn Redelings zum Thema Fußball-WM. Nicht schlecht, oder?
Als Zuckerl wartete am Abend noch Glädbäcksen versus Haupstadtklub. Das von Rupert Murdochs Sklavenheer als Topspiel der Woche proklamierte Allerweltsereignis war zugleich Inhalt der Abschlussfrage der beiden Info-Radio Mods: „Herr H., was glauben Sie, wie geht das Spiel aus? „Ich würde sagen eins zu zwei.“ Im Studio ein kurzes, aber unüberhörbar betretenes Schweigen. Ob wegen meiner tumben Parteilichkeit oder weil die Hörfunk-Freaks selbst nicht dran glauben mochten, ich werde es wohl nie erfahren. Die coolere Antwort, die mir wie so oft leider erst im Nachhinein einfliel, ging übrigens so: „Gladbach gewinnt drei zu null!“ Daraufhin wäre ein erstauntes Raunen durch die endlos langen Flure an der Masurenallee gerollt. „Wie?? Als Hertha-Fan tippen Sie gegen Ihren Lieblingsverein?“ „Na ja“, so hätte ich die Pointe eingeläutet, um dann locker rauszuhauen: „Da wird die Überraschung gegen die Bayern umso größer.“ Statt Trost-Buch hätte man mir einen Vertrag als Co-Moderator angeboten. Aber dann hätte ich nicht mehr zu Hertha gehen können. Glück gehabt.