The Dardai Lama returns

Murmeltiertag bei olle Hertha. Die Meute hat ihr Opfer (sogar deren zwo), der Blutdurst ist gestillt. Vorerst. Fritzens Arne obliegt interimsmäßig die geschäftsführende Sportdirektoren-Position. Man darf gespannt sein. Ich bin nicht wirklich frohen Mutes, sehe mich aber zu Loyalität und Optimismus verpflichtet. Das war immer so, daran wird sich vermutlich auch nichts ändern. Zum Beweis habe ich tief ins Archiv gegriffen. Ein Text aus dem Frühjahr 2007. Bewegte Zeiten aber geradezu obszön banal, verglichen mit dem Irrsinn von heute. Überzeugen Sie sich selbst:

Erinnert sich noch jemand an Helmut „Fiffi“ Kronsbein? Genau, die alte Hertha-Trainer-Legende aus den Swinging Sixties und Glimmering Seventies. Der alte Haudegen führte Hertha Ende der 60er zurück ins Oberhaus, nachdem der Klub Jahre vorher wegen überhöhter Handgeldzahlungen zwangsabgestiegen wurde.

Old Fiffi galt als harter Hund. Geschadet hat’s nicht. Die Spieler spurten, wurden unter Fiffi zweimal hintereinander Dritter in der Bundesliga. Goldene Zeiten. Leider kam der Skandal dazwischen.

Einiges andere auch. Coach Kronsbein ging irgendwann. Und kehrte noch mal in der Trauer-Saison 79/80 an die Spree zurück, um Hertha vorm Abstieg zu bewahren. Klappte leider nicht. Am Ende flossen reichlich Tränen. Bei Fiffi und auch bei mir.

Mein erster Abstieg schmerzt heute noch. Weil er so knapp war – nur 2 Tore haben gefehlt. Hätten die blöden Kölner ein paar Dinger mehr geschossen, wäre Uerdingen weg gewesen. „TOD UND HASS DEM FC KÖLN“, skandierten wir damals. Komisch, dass diese Feindschaft (auch wegen Pokalfinale ´77) heute keinen mehr interessiert. Mich schon.

Vor allem wegen meinem Kölner Kumpel. Der frohlockt schon, dass wir seinen Blöd-Böcken bald Gesellschaft leisten. AUCH UND GERADE DESWEGEN WILL ICH NICHT IN DIE VERDAMMTE 2. LIGA!! Dieter, mach wat! Setz den Stahlhelm auf und lass es krachen!!!

Wir tanzen echt am Abgrund. Merkt nur noch keiner. Ich ja bis vor kurzem selbst nicht.

Die Stimmung letztens im Stadion war auch so merkwürdig gleichgültig. Selbst die „Götz/Hoeneß-Raus“-Rufe klangen halbherzig.

Gewirkt hat’s dennoch. Zumindest teilweise. Götz ist Geschichte, Heine soll retten, was noch zu retten ist. Die weitaus interessantere Personalie fand ich ja Sven Kretschmer. Weiß nur, dass der schon ewig Herthaner ist. Mit kurzer Unterbrechung in Braunschweig. Dass er mittlerweile Scout ist, hatte ich völlig verdrängt. Auch, dass er erst kürzlich wieder für die Bubis reaktiviert wurde.

Zunächst galt ja Micha Preetz als Favorit, zumindest bei der Presse. Kein Wunder, die haben schon lange null Bock mehr auf Dieter.

Daher wird folgendes kolportiert: Preetz’ Position hätte im Erfolgsfall die Hoeneß’sche Machtfülle ins Wanken gebracht. Sowieso soll DH seinen jeweiligen Trainern massiv ins Handwerk pfuschen. Ganz allgemein und überhaupt wird die Meinung kundgetan, DH ist der letzte Diktator, übellaunig und lediglich bestrebt, Ja-Sager und Abnicker um sich zu scharen. Ihm kann keiner. Mit anderen Worten: DIETER ist HERTHA. Deswegen mag man uns nicht. Deshalb wird nix aus uns. Von daheraus sind wir ewiger Verdammnis geweiht. Zumindest bis 2010. So lange läuft nix, unken die Auguren.

Ich fand Dieter Hoeneß früher auch immer doof. Als er noch Manager in Stuttgart war. Wie er sich da neben Daum auf der Bank produziert hat, da konnte man Mitleid mit den Schwaben haben.

Jetze seh ichs durch die blau-weiße Brille. Ich hatte hier auch schon mal an Dieter appelliert, Größe zu zeigen und sich peu á peu von der Kommandobrücke zu verabschieden. Habe keine Reaktion erhalten. Aber ich bin geduldig. Und stets guten Mutes.

Aus diesem Grund sage ich voraus: Das Duo Heine/Kretsche wird in Herthas Ruhmeshalle einziehen. Nachdem sie uns in letzter Minute in den Uefa-Cup führen, erwartet uns in der Spielzeit 2007/08 ein Giganten-Triple aus Meisterschaft, Uefa- und DFB-Pokal. Danach wird Dieter aufs penetranteste gehuldigt, dass er vorzeitig seinen Hut nimmt und den Stab an MP weiterreicht. Und dann wird es erst richtig gut.