Rutsch mir den Buckel runter – aber gut!

[image caption=“Kunstwerk von unbekannter Schülerhand aus Eosander-Schinkel-Schule“ image_link=“/wp-content/uploads/2013/12/figur.gif“ float=“right“ style=“round“/]Manchmal wünschte ich, es gäbe eine Parallelwelt, in der Onkel Dieter Manager geblieben wäre. Dann könnte man jetzt einfach mal umschalten und nachschauen, was denn so passiert wäre, mit unserer ollen Hertha. Wäre Favre Trainer geblieben? Wären wir mit ihm nicht abgestiegen? Oder was wäre wohl geschehen, wenn nach dem letzten Abstieg MP gegangen worden wäre und Gegenbauer gleich mit?? Oder wie die Geschichte verlaufen wäre, wenn Hertha in den 60ern nicht beim übertriebenen Handgeldzahlen erwischt worden wäre? Geschweige denn, welch unglaubliche Entwicklung unser aller Lieblingsklub genommen hätte, wenn einige Spieler in den frühen 70ern nicht schwach geworden wären und auf die angebotenen Bestechungsgelder verzichtet hätten?? Hätte Huub Stevens mehr Fortune gehabt, wenn ihn die Fans nicht von vornherein aufgrund seines Schalker Stallgeruchs abgelehnt hätten? Wo würden wir heute stehen, wenn der Senat uns ein schönes, reines Fußballstadion geschenkt hätte, statt sich die überteuerte Oly-Renovierung einzubrocken?
Nein, das will ich nicht wirklich wissen. Es wäre dies nur meine Antwort auf einen Forumsbeitrag gewesen, der sich mit dem Pro und Contra zu Herrn Preetz befasst. Genaugenommen auf den gesamten Gesprächsfaden, auch Thread genannt. Ich habe ihn mir nicht in Gänze zu Gemüte geführt, das hätte mir nur die gute Grille (sic!) verhagelt. Ich habe es mir auch verkniffen, die Antwort abzuschicken, das wirft nur neue Fragen auf, auf die zu antworten ich mich bemüßigt gefühlt hätte etc.pp. Stattdessen habe ich folgende Botschaft hinterlassen: „War lange nicht mehr hier und dachte eigentlich, das Thema wäre längst ausdiskutiert. Warum gibt es denn noch immer keine Einigung? Ist wenigstens ein Kompromiss in Sicht? Oder kann von einer gewissen Annäherung der Standpunkte berichtet werden? Falls dem nicht so ist, bleibe ich lieber bei den Philosophen, egal ob chinesische oder griechische.“ Der Philosophen-Schluss mag auf den ersten Blick etwas kryptisch erscheinen. Aber ich hatte mich auf einen vorherigen Forumsteilnehmer bezogen bzw. dessen Statement zitiert, das da lautete: „Da lobe ich mir doch die chinesischen Philosophen, welche stets fehlerfrei für sich und andere bestimmen, wie zu diskutieren ist.“ Wer jetzt meint, oha, das hört sich aber nicht nach einem Fußball-Forum an, dem sei ins Stammbuch geschrieben: Doch, genau das ist es.
Apropos gute Laune: Am Tag des Dortmund-Spiels, nur wenige Minuten vor dem Anstoß, hat man mir mein Fahrrad gemopst. Vom Hinterhof, am hellichten Tag. Der anschließende Sieg inkl. märchenhaftes Debüt von Fankurven-Tennie-Torwart Marius war ein Trostpflaster, trotzdem vermisse ich mein schönes Bike schon jetzt. Hatte es im Jahr der Heim-WM 2006 erworben und es hat mir seither gute Dienste geleistet. Immerhin konnte ich den Cops die Rahmennummer mitteilen, damit ist die Chance etwas größer, dass es vielleicht doch noch den Weg zu mir zurückfindet. Fall nicht, geht die Welt auch nicht unter.
Heute ein Fußballspiel, fänd‘ ich auch nicht verkehrt, so wie im Mutterland. Könnten wir diesem schönen Brauch ebenfalls frönen, hieße unser Gegner heute Eintracht Frankfurt. Ein Auswärtsspiel, Tausende Fans in überfüllten Zügen, wegen Weihnachts-Reiseverkehr usw. Für die Ordnungshüter womöglich ein Graus, da können sie nicht nach gestohlenen Fahrrädern fahnden. Mich würde die Atmosphäre interessieren, ob es auf dem Rasen und auf den Rängen friedvoller wäre, Weihnachten ist ja schon etwas Spezielles. Vielleicht auch anderes Liedgut, die Klassiker auf den Stehplätzen geträllert, statt unterm Tannenbaum.
Bei den aufstrebenden Unionern singen mittlerweile 27.000 im Stadion und die ganze Welt berichtet drüber, munkelt man. Wir bei Hertha Unser machen das auch schon seit ein paar Jahren, nur der Rahmen ist bescheidener. Dafür sind die Songs besser, weil auf Hertha gemünzt. Wenn ich Zeit und Muße habe, werde ich die Texte mal an meinen Verein weiterleiten, vielleicht können die damit ja auch was anfangen.
Ansonsten versuche ich, während der fußballfreien Zeit auch tatsächlich möglichst wenig an Fußball zu denken. Weder will ich darüber sinnieren, was im besten Falle alles möglich ist, noch, was schlechterdings alles passieren kann. Stattdessen freue ich mich über den Stand der Dinge, das Hier und Jetzt, die Gunst der Stunde. Und vor allem darauf, dass die Tage endlich wieder länger werden, auch wenn davon noch kaum etwas zu merken ist.
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