Rom ist auch nicht an einem Tag untergegangen

[image caption=“Hans Albers war ein Hertha-Fan (und mir steckts auch im Blut)“ image_link=“/wp-content/uploads/2014/02/albers.gif“ float=“right“ style=“round“/]Ich erzähl mal wieder vom Krieg. 1987 wars, ich noch blutjung, den Kopf voller Flausen (haha), Hertha irgendwo in den Niederungen. Die Mauer stand noch, der DFB hatte uns gnädigerweise das DFB-Pokalfinale aufgehalst. Wir Frontstädter sollten ja auch nicht leben wie die Hunde. Beim ersten Endspiel in Berlin (Bayern gegen Bayer Uerdingen) stand ich im Uerdinger Block (Ostkurve). 2:1-Sensationssieg mit Friedhelm Funkel gegen Dieter Hoeneß, was für eine Party! Zwei Jahre später, 1987 wie gesagt, der HSV gegen Stuttgarter Kickers. Ich mit Konsorten aus HH unterwegs. Die Hamburger waren im heutigen Gästeblock untergebracht, der war eigentlich pickepackevoll, Karten hatten wir für woanders. Der HSV-Block schlauerweise abgesperrt mit Bullenkette. Für die schweren Jungs von der Waterkant kein Problem. Ein paarmal gehüpft und gesprungen, dann ab durch die Mitte. Die tapferen Beamten wurden einfach weggekegelt, die Meute stürmte in den Block. Hurra, hurra, die Hamburger sind da. Und da blieben sie auch die restlichen neunzig Minuten. Brav bewacht von der Staatsmacht. Dreieins hat der HSV gewonnen, ich durfte mich ein bisschen wie ein Pokalsieger fühlen. Balsam auf die Amateur-Oberliga-Seele.
Die kleine Anekdote nur zum Trost, für all die Hamburger, die jetzt vor dem allerersten Abstieg schwitzen. Sind ja quasi noch jungfräulich. Unsereiner kennt das zur Genüge. Ich könnte dicke tun und sagen: Zweite Liga tut gar nicht weh! Stimmt sogar. Wenn man sofort wieder aufsteigt, jedenfalls. Der Abstieg bzw. der Weg dorthin ist allerdings eine Tortur. Noch ist es nicht soweit, ihr Hamburger, genausowenig, wie wir schon gerettet sind. Aber es sieht wahrlich nicht rosig aus für Rothosen.
Rotschlüpper, HaSenVüße, ich kann mich an schöne Spiele erinnern. Immer ein gern gesehener Gast, immer viele Gäste. Auch wenn wir mal verloren haben. So, wie vor ein paar Jahren, als der unglückliche Burchert zwei dumme Dinger kassiert hat. Allerdings auch glorreiche Siege, einmal hat Bart Goor vier Dinger in einem Spiel gemacht, sechsnull am Ende. Olle Kamellen. Jetzt melden sich die alten Hamburger Helden zu Wort, die Hrubeschs, Steins, Jakobs und Magaths sowieso. Alle haben sie es kommen sehen, das große Weltengericht.
Ich habe es nicht kommen sehen. Ich dachte immer, die mogeln sich schon irgendwie durch. Und irgendwann haben sie wieder eine große Mannschaft und holen einen Titel. Ist ja schließlich der HSV. Deutscher Meister, Pokalsieger, Europapokalsieger. Als einziges Bundesliga-Gründungsmitglied noch nie abgestiegen. So wie ich haben wahrscheinlich viele, ach was, alle haben sie beim HSV so gedacht. Sind wir Frankfurt, Köln, Kaiserslautern? Nee, ins Gras beißen nur die anderen.
Ich werfe mal eine kesse These in den Ring: Mit Ausgeburt des Dinos als Markenzeichen war der Niedergang des Hamburger Sportvereins vorprogrammiert. Nur der Zeitpunkt war offen.
Der Marketing-Klamauk mit den Maskottchen hat im deutschen Fußball viele seltsame Blüten getrieben. Die Knollennase bei Schalke, das Fohlen Günter, der Bayern-Batzi, das Schwabmaten-Krokodil. Auch unser Herthinho (mit zwei H) kam etwas zu gewollt und haarscharf daneben rüber. Berlin und Bär erscheint auf den ersten Blick logisch, ist im Grunde aber plump und unoriginell. Eine typische Onkel-Dieter-Idee eben.
Der Dino erscheint auch erstmal sinnig. Spätestens beim zweiten Nachdenken hätte den Erfindern aber ein Lichtlein aufgehen müssen. Jedes Kind weiß schließlich, welch gräusliches Schicksal die Dinosaurier am Ende ereilt hat. Ein Meteoriteneinschlag soll den Sauriern angeblich das Licht ausgeblasen haben, behauptet die aktuellste Theorie. Nicht von einem Tag auf den anderen, eher peu á peu. Wie beim kleinen Fußball-Vetter eben.
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