Nur noch zwei

Als Einstimmung für Darmstadt war das 1:4 nicht gut geeignet, jedenfalls nicht das Spiel. Das Drumherum schon eher. Ich war den ganzen Sonnabend dermaßen beschäftigt mit Einkaufen und Putzen, dass ich gar nicht zum Essen gekommen bin. Habe nebenbei noch die Fußballreportage im Radio verfolgt, im Nu war es Zeit fürs Stadion. Zum Vorgeplänkel diesmal nicht auf die üblichen Terrassen, sondern Ubahn Olympiastadion pur, genauer der Vorplatz. Toller Blick über die Gleisanlagen, zwei Imbisse in Reichweite, alles noch total oldschool, nur Stehplätze. Das erste Bier auf nüchternen Magen hat die Vorfreude zusätzlich angefacht, Wetterchen war ebenfalls zum Eierlegen. Eigentlich ein idealer Fussitag. Eigentlich. Seis drum, die Spielanalyse spare ich mir jedenfalls, haben zwei Besucher, die in meinem Block hinter mir hockten, bereits während der 90 Minuten erledigt. „Hertha kriegt keinen Zugriff, die laufen nur hinterher, warum greift der den nicht an, die haben die Hosen voll“, so ging es die gaaaanze Zeit. Dass die Bullenferkel einfach mal besser, schneller, stärker waren, darauf sind die beiden Laiendarsteller nicht gekommen. Hatten wahrscheinlich noch Dortmund und Bayern im Hinterkopp, wo es trotz überlegenem Gegner ganz manierlich lief. Hatten die Labertaschen also auch nicht ganz unrecht, aber müssen die das Gestümper unserer blauweissen Lehrlinge die ganze Zeit über auch noch kommentieren? Meinetwegen Schönreden, damit kann ich leben, habe schließlich Sinn für Humor, aber dieses penetrante Plattitüden-Nachplappern ist einfach mal schlecht für die Stadionaura, ihr miesen Tratschtüten, ihr.
Unschöner, als es das nackte Ergebnis ohnehin schon war, war dann nur noch die Hiobsbotschaft, dass das nächste Spiel wieder auswärts stattfindet. Na toll. Vor lauter Frust darüber haben sich mit Skjelbred, Langkamp und Brooks gleich mal drei ausgewiesene Tresenkräfte abgemeldet. Die Alte geht wirklich auf dem Zahnfleisch, nicht auszudenken, was gewesen wäre, wenn wir auch noch Europa League hätten spielen müssen?! Jut, dann wäre eventuell die eine oder andere Verstärkung zusätzlich angerückt, aber so richtig hätte das wohl nix genutzt. Vielleicht gar nicht so verkehrt, wenn wir die Internationalität nochmal sausen lassen. Der Gedanke ist natürlich Schwachsinn, aber das wundert hier hoffentlich keinen.
Ich freue mich dennoch auf Darmstadt, auch wenn ich den Stadtnamen nach wie vor unappetitlich finde. Apropos unappetitlich: Bei den Darmstädtern bahnt sich ein spektakulärer Wechsel an. Angeblich soll Hoffenheimchen an 98-Boss Fritsch interessiert sein. Kein Scherz. Weil der Herr Präsident Fritsch so ein hervorragender Wirtschaftsexperte und noch dazu kluger Kommunikator sei, heißt es aus irgendwelchen schlecht informierten Kreisen. Das wär dann mal eine echte Sensation, dachte nämlich, Präsidenten seien von Hause aus immer treu und redlich. So kann man sich auch täuschen.