Nix für Ungut

Ist noch ne Weile hin bis Saisonbeginn, ein paar unschöne Botschaften von der Alten sind aber schon eingetrudelt. Zwei Langzeitverletzte lassen Grüßen, die Sportkameraden Darida und Selke sollen letzten Augurenberichten zufolge erst Mitte Oktober wieder einsatzfähig sein. Da bläht sich natürlich die Nachrüstungs-Spekulationsblase kräftig auf, ob und wenn ja wen man denn bitteschön für nen schmalen Taler an den schönen Strand der Spree lotsen könnte. Ich sach immer, lass die mal machen, was anderes kann ich eh nicht tun. Die gute Nachricht: Zuletzt hatten die Bengels eine Woche frei, da konnte sich keiner verletzen.
Ein paar wesentliche Dinge hatten sich schon in den Wochen zuvor geklärt, als da wären Spielplan, Trikotfarbe und wer erstmal bei der U23 mitspielen muss.
Zum Spielplan: Ich hatte es beinahe geahnt (siehe letzter Beitrag vom 26. Juni), es kommt schon wieder ein Aufsteiger zum ersten Spieltag. Nürrnberch, der Altmeister, der depperte. Ich bleib dabei, das ist scheiße undankbar. Nur mal nebenbei: Die letzten drei BuLi-Heimspiele gegen Clubbens gingen allesamt verloren. Darunter auch eins am 1. Spieltag, wer erinnert sich noch düster? Ick weeß, sind olle Kamellen. Ich will ja nur mal die Sinne schärfen.
Zum neuen Trikot: Grundsätzlich nicht schlecht, aber mit dem Sponsor drauf im Grunde unverkäuflich. Ich habe mich übrigens bis heute noch in kein T€Di-Geschäft reingetraut, aber ich weiß zumindest, wo eins zu finden ist. Siegt Neugier oder Ekel? Ihr werdet es erfahren. #naseruempf
Nochwas zwischendurch, bevor ichs vergesse: Ich muss mich noch entschuldigen. Folgendes ist passiert: Während der WM ist mir ein saudummer Tweet rausgerutscht. Wenn ich auch nur halbwegs prominent wäre, hätte mich das Ding glatt die Karriere gekostet. Ehrlich wahr. Das Social-Media-Malheur ist mir während eines Argentinienspiels passiert. Wer sich nicht mehr erinnert: Während der Übertragung wurde öfter mal Herr Maradona gezeigt, wie er auf der Tribüne den Diego raushängen lässt. Aber so richtig, mit Hampelmann, ordinär und obszön, die ganze Palette. Voll maradonamässig eben.
Die Kameras haben ihn derart oft eingefangen, dass ich spontan dachte: Menschenskind, wenn der Diego im Olympi als Dauergast erscheinen würde, kämen alleine seinetwegen zehntausend Zuschauer mehr, aber mindestens. Aber hallo! Habe also @michael.preetz die Frage getippt, ob eine Verpflichtung Maradonas seitens Hertha eine Überlegung wert wäre? Für die Tribüne, natürlich. Das war der Clou.
Freunde, glaubts mir oder nicht – es gab NULL Reaktionen. Kein Like, kein Hate, kein Retweet, nicht mal ne Antwort von Meikel Prietz. Erst war ich natürlich mega enttäuscht, ich fand den Gag nämlich irre komisch. Zunächst. Ich hatte zu dem Zeitpunkt allerdings auch schon ein paar Bierchen intus.
Etwas später dämmerte mir: Moment mal, vielleicht war das doch nicht ganz so lustig. Womöglich ist es sogar ziemlich unterirdisch, sich über jemanden lustig zu machen, der offensichtlich nicht mehr Herr seiner Sinne ist. In diesem Fall waren das zwar Diego und icke, aber Millionen User sahen natürlich nur mitleidig auf Diego, von meinem Zustand hatten sie keinen Schimmer. Das soll keine billige Ausrede sein, heute weiß ich, ich hätte mit meiner Eitelkeit einfach ein bisschen hinterm Berg halten müssen. Ich hätte ganz einfach darauf verzichten sollen, einen dumme-Jungen-Scherz auf Kosten eines offensichtlich derangierten Weltmeisters zu machen. Das dämmerte mir im Laufe des Abends, nachdem ich erst eine Weile still vor mich hingekichert hatte und immer wieder auf mein Smartie linste, ob der geniale Hashtag #DiegofuerHertha schon der Burner im Netz ist.
Plötzlich also war ich total entsetzt von mir selbst, wie konnte ich nur?!! Ich überlegte, der Verzweiflung nahe, ob ich das unsägliche Tweet-Ding wieder löschen soll, aber nein, davor habe ich auch wieder zurückgeschreckt. Ich dachte, wenn jemand mitkriegt, dass ich das gelöscht habe, dann merkt der (oder die) ja erst recht, was für einen Bockmist ich da verzapft habe. (Ich glaube übrigens, es waren nicht nur ein paar Biere zuviel, da war noch irgend was anderes, ich habs vergessen und verdrängt). Jedenfalls habe ich ein paar Tage (so kams mir jedenfalls vor) mit unheimlich schlechtem Gewissen zugebracht, ich fühlte mich unendlich schuldig und peinlich berührt. Das ist noch viel schlimmer, als ein ausgewachsener Kater, ich schwörs euch.
Also nochmal: Danke an alle, die diesen potentiell schicksalhaften Tweet nicht retweetet haben und noch größeren Dank an all jene, die ihn großzügigerweise einfach komplett ignoriert haben. Danke, Follower und Twitteraner. Das nenne ich wahre Crowd-Intelligenz, hätte nicht gedacht, dass es so etwas in diesen (digital) aufgeregten Zeiten überhaupt noch gibt. Dafür ein ganz fettes Like mit Herzchen und KussSmiley.
So, jetzt gehts mir besser. Jetzt kann die Saison von mir aus beginnen, komme, wer da wolle. Wir haun se alle wech, aber sowat von. Mit Ansage, Kollegen, mit Ansage.