Liebes Tagebuch,

Habe gerade aus dem Fenster geschaut und ein kleines Winter-Déjà-vu gehabt: Flocken rieseln in meinem Hinterhof! Da kein Wölkchen den blauen Himmel trübt und meine Wetter-App zudem angenehme 15 Grad anzeigt, kann es sich nur um Pollenflug handeln, folgert mein Erfahrungsschatz.
Am Wochenende war es leider nicht ganz so sonnig, trotzdem bin ich meiner Bürgerpflicht nachgekommen und habe an der diesjährigen Sternfahrt des ADFC teilgenommen. Schon zum dritten Mal, übrigens. Ist der Hammer. Meine Lieblingsstrecke startet am S-Bahnhof Jungfernheide, dann geht es via Moabit über Wedding, Prenzlauer Berg, Kreuzberg nach Neukölln, Tempelhof, Wilmersdorf bis zum 17. Juni. Höhepunkt ist ab Grenzallee, wenn der Tross ausgehend vom Britzer Tunnel über die Stadtautobahn rollt. Alleine dafür lohnt es sich, jeglichen Widrigkeiten der Witterung zu trotzen. Mit mir waren laut Veranstalterangaben weitere Hunderttausend am Start. Natürlich nicht alle im Britzer Tunnel, geschweige denn Jungfernheide, aber insgesamt. Mehr als bei Hertha, nur mal nebenbei.
Aber Sternfahrt ist auch nur einmal im Jahr, an jedem ersten Sonntag im Juni. Da hat die Liga meistens Pause, fußballmäßig gibts nur noch Amateuergeplänkel, Junioren-Turniere oder Streitigkeiten vor verschiedenen DFB-Gerichten. Wobei das auch spannend sein kann, wenn ich mich recht erinnere. Zwinkersmiley.
Und natürlich ist Hochkunjunktur für Wechsel- und Wechselgerüchte. Die großen Knaller werden woanders gehandelt, aber für unsere bescheidenen Verhältnisse bin ich bislang durchaus zufrieden. Geburtstagskind Richard Golz (herzlichen Glückwunsch!) gefällt mir ebenfalls, obwohl ich es nur bedingt einzuschätzen vermag. Die nackten Zahlen – sprich: Qualifikationen – lassen schon mal aufhorchen: Neben diversen Torwarttrainer-Lizenzen besitzt Richie auch Sportmanager-Qualitäten. Mich hat vor allem überzeugt, dass man Golz in Hamburg durchaus dicke Tränen nachweint. Golz wäre mit Sicherheit ein prima Nachfolger für Oliver Kreuzer geworden, manch einer behauptet sogar, Golz wäre sogar ein noch besserer Vorgänger gewesen. So besehen ist das Vorgehen unserer Geschäftsführer eine bescheidene Kopie der Giganten-Bayern, nämlich: den Gegner da zu treffen, wo es ihn am wehesten tut. In unserem Fall kriegt das nur kaum einer mit, was allerdings kein Nachteil sein muss.

Das leidige Block-K-Dauerkarten-Thema ist derweil in die nächste Phase getreten. Momentan sieht es so aus, als ob immerhin einige von uns in der kommenden Saison in Block L eine neue Heimat finden. Besonders schmackhaft hat Hertha uns die erzwungene Umsiedlung nicht gerade gemacht, das finanzielle Entgegenkommen bewegt sich im unteren Rahmen, wurde in geschäftsmäßig-kühler Kaufmannsmanier abgewickelt. Der Webmaster stellte treffend fest: „Wir haben uns mehr Professionalität gewünscht, nun müssen wir auch damit klarkommen.“

Ich überlege noch, ob ich Sonnabend zum Benefizspiel für Alves gehen soll. So richtig Laune habe ich nicht, kann natürlich sein, dass sich das noch kurzfristig ändert. Das Fieber steigt voraussichtlich erst wieder, wenn die Vorbereitung losgeht. Wenn ich richtig gerechnet habe, ist unser erstes Testspiel gegen Falke-Fink am 27. Juni. Meine Schwester wohnt neuerdings dort umme Ecke, gut möglich, dass ich an dem Tag auch mal bei ihr vorbeischaue.сюда