Laien-Tribunal

[image caption=“Mommsenstadion (In echt war der Himmel Hertha-Blau)“ image_link=“/wp-content/uploads/2014/11/mommse.gif“ float=“right“ style=“round“/]Der Knockout im Pokal war wirklich mies, das Paderborner Sahnehäubchen hat auch nicht unbedingt Spaß gemacht. Was mir aber wirklich auf die Nüsse geht, sind die Beißreflexe der Panikfraktion. Damit meine ich diejenigen, die nach jedem Fehlpass hektisch am Transferfenster rütteln. Die, ginge es nach ihnen, alle halbe Jahre Trainer, Manager und Platzwart austauschen würden und das auch noch für Kontinuität hielten.

Ich wollte eigentlich immer mal zu der lobenswerten Veranstaltung „Hertha im Dialog“, aber nachdem ich das Protokoll der letzten Versammlung gelesen habe, ist meine Neugierde ein wenig verflogen. Ich beneide die Herren, die dort stellvertretend für unsere Fußball-Kommanditgesellschaft mbH aA Rede und Antwort standen, nicht um ihren Job. In solchen Momenten sogar NOCH weniger. Es gäbe sicher etliches zu bekritteln und zu kritisieren, aber was dort teilweise für Soße geblubbert wird, könnte einen manchmal verzweifeln lassen. Aber was reg ich mich auf, dat is nu mal olle Hertha, das is Fussi. Wäre ja so ganz ohne Klops & Köppe nur halb so spaßig. Ist auch in Ordnung, wenn Preetz, Schiller, Gegenbauer dort auftreten. Nur eine Bitte: Lasst den Trainer da bitte ausm Spiel, der soll sich lieber um seine/unsere Rasselbande kümmern.

Momentan in aller Munde ist ja Mönchengladbach. Ich habe die auch besonders im Auge. Erstens, weil mit Gladbach meine Fußball-Sozialisation anfing (meine erste Saison waren wir Zweiter hinter BMG). Zweitens, weil bei Glädbäcksen mein Ex-Trainergott Lucien Favre wirkt. Favre und Hertha, wir erinnern uns, da war mal was. Der Tag kam viel zu schnell, als unser Schweizer Fast-Meistermacher nicht mehr schalten und walten konnte. Oder durfte, wie dem auch sei. Ich will keine ollen Kamellen aufwärmen, bin mit Luhukay äußerst zufrieden. Will nur daran erinnern, was Favre seit 2011 mit Gladbach auf die Beine gestellt hat. Das ging auch nicht schnurgeradeaus. Da hats zwischenzeitlich gut geholpert. Es gab teure Missverständnisse (wie mit Luuk de Jong), es wurde auch mal bei einem Aufsteiger (Hertha in der vergangenen Saison) verloren. Und im Pokal sind sie auch im Elferschießen rausgeflogen (gegen Bayern München, ähem). Und jetze? Ich lass es mal Günter Netzer sagen, so, wie es die „Welt“ notiert hat: „Er (Favre, d. Verf.) hat Personal, das immer besser geworden ist und ihn immer besser versteht. Gladbach wird für seine Kontinuität belohnt. Der Trainer arbeitet seit langem dort, seine Arbeit hat sich in den Köpfen der Spieler festgesetzt, sie haben seine Gedanken zum Spiel verinnerlicht und spulen sie nun automatisch ab. Das ist klar erkennbar.“

Schlüsselsatz: Gladbach wird für seine Kontinuität belohnt! Wenn ich jetzt in einschlägigen Foren unter dem Stichwort Lucien Favre nachschlagen würde, könnte ich – sofern ich nur weit genug zurückblättere resp. klicke – wahrscheinlich lesen, dass Favre nur ein Durchlauferhitzer ist, genauso wie bei Hertha: Erst hopp, dann flop. Das ganze garniert mit pseudo-fachmännischen Aussagen wie „kann vielleicht kurzfristig motivieren, aber keine Mannschaft entwickeln“, „hat kein Durchsetzungsvermögen“, „kauft die falschen Spieler ein“ etc. pp. Sonntag spielt Favre gegen Borussia Kloppo, die momentan ja eine doch recht ungewöhnliche Performance hinlegen. Würde mich interessieren, welche Erklärung die hiesige Expertenschaft dafür bereit hält? Wie wäre das ganze zu bewerten, sollte Dortmund den großen Henkelpott holen, aber am Ende in die Zweitklassigkeit hinabsteigen? Wird nicht passieren, klar, nur mal angenommen. Aber lassen wir das, wird sonst eventuell zu intellektuell. Wie kriege ich jetzt die Kurve? Ach ja.

Es gibt da noch eine dritte Borussia. Die aus Neunkirchen. Ehemaliger Bundesligist. Und eine vierte. Tennis, Ex-Lokalrivale. Ich war mal wieder da. Gegen Dynamo II. Ich schreib das hier nur, weil es einen regelmäßigen, treuen Leser aus der lilaweißen Gemeinde gibt, den es via Google hin und wieder zu uns verschlägt. Der hatte mich letztens gefragt, ob ich wieder was zu TeBe schreiben werde. Weiß noch nicht, habe ich gesagt. Ihm zuliebe tue ich das jetzt mal.

Also, mein lieber Alex: Es ist immer wieder sehr nett bei euch. Die Buletten handverlesen, die Pausenmusik extraordinär, am Bierstand muss man auch nicht lange warten. Die Weltoffenheit des Publikums sucht ihresgleichen erst gar nicht. Man ist zufrieden mit dem eigenen, kleinen, wohldefinierten Mikrokosmos. Ihr huldigt dem Fußballgott, aber nur, um im nächsten Moment seine Existenz frech zu leugnen. Und das alles aus Daffke. Bei Hertha würde man sagen: Daffke pur.поисковое продвижение сайта эффективно