[image caption=“Another one of those daze“ image_link=“/wp-content/uploads/2014/03/freiburg.gif“ float=“right“ style=“round“/]Mein Tipp bei Kicktipp war Einsnull, mit dem Nullzunull kann ich aber auch gut leben. Ein gewisser Teil der knapp Vierzigtausend im Stadion hat das anscheindend anders bewertet, davon zeugten ein paar gut vernehmbare Pfiffe. Da sieht man wieder, wie zuverlässig gewisse Gesetzmäßigkeiten im Fußball greifen. Hier ist es die Erwartungshaltung, die den sportlichen Errungenschaften stets ein gutes Stückweit vorauseilt. „War aber auch ein Grottenkick“, solche und ähnliche Urteile waren am späten Freitagabend schnell gefällt. In der nach Herthaspielen stets gut besuchten Westend-Klause durfte ob der dürftigen Darbietung nach Herzenslust gemeckert werden. An sich eine Berliner Lieblingsbeschäftigung, daher sollten notorische Miesepeter trotz magerer Heimbilanz eigentlich dennoch Grund zur Freude haben. Ich ahne allerdings, die Unkenrufer werden meiner bestechenden Logik nicht ohne Weiteres folgen wollen.
„Ein dickes Lob haben sich wie immer die ihr Team bis zur letzten Minute anfeuernden Fans verdient – und das trotz der dürftigen Darbietung auf dem Rasen.“ Wer diesen oder ähnliche Aussagen für bare Münze nimmt, der glaubt auch an die Gerechtigkeit der DFB-Justiz. Wer aber genau hinhört, wird erkennen, dass beim Kurven-Support durchaus qualitative Unterschiede auszumachen sind. Am Anfang ist sowieso immer Halligalli, das liegt an der unschlagbaren Vorfreude. Es gibt aber auch Spielsituationen, da klingt der Singsang der treuesten Sangesbrüder und -schwestern nicht nach tiefstem Herzen und voller Brust sondern wie Dienst nach Vorschrift. Nichts läge mir ferner, als den 12. Mann zu diskreditieren, ohne Stimmungskanonen wäre mir der Stadionbesuch längst verleidet. Aber Fans sind halt auch nur Menschen und keine Maschinen. Sie haben – wie Profis auch – gute und weniger gute Tage.
Es soll vorkommen, dass Mannschaften von einer Euphoriewelle getragen werden, dass der Funke vom Publikum auf die Spieler überspringt. Das funktioniert besonders gut, wenn die Elf auf dem Rasen in Topform ist und das Maximum abruft. Idealerweise so, wie im ersten Spiel gegen Frankfurt. Wenn sie das nicht kann, so wie am Freitagabend, dann wären die Fans gefordert. Sie, wir alle zusammen, hätten das Spiel vielleicht entscheiden können, behaupte ich, wenn man den Gegner ernst genommen hätte. Freiburg mag nur Siebzehnter sein, aber was hat das in der Bundesliga schon zu bedeuten? Jedenfalls nicht, dass wir die mal eben im Vorbeigehen abfertigen, inklusive Mundabputzen. Freiburg ist immerhin eine von bislang zwei Mannschaften (Stand Samstag, 18.28 Uhr), die den Bayern einen Punkt abknöpfen konnten. Außerdem haben die lange Zeit Euro-Doppelbelastung gehabt, nicht zu reden von den Abgängen, die mal wieder vor Saisonbeginn verkraftet werden mussten. Wir können froh sein, gegen die nicht verkackt zu haben, die besseren Chancen hatten sie allemal. Auf den Punkt gebracht: Wer nach Spielen wie dem Freiburg-Nullnull meint, Pfeifen sei ein adäquates Ausdrucksmittel, der steckt mental noch in der 2. Liga, aber mindestens.