Als am Freitag der baldige Transfer von Goretzka zum FC Beste Samariter als endgültig perfekt vermeldet wurde, begannen zwei an sich liebenswerte Kollegen deswegen ein großes Gezeter. Das Gekeife richtete sich erstens gegen die größten Bayern aller Zeiten, zwotens gegen Sportkamerad Goretzka. Erstere wurden gescholten, weil sie in altbekannter Rosinenpickermanier einen Konkurrenten klein halten und die Liga damit noch unspannender machen. Letzterer bekam sein Fett weg, weil er den schnöden Mammon über sein Treueversprechen stellte. Dem hätte man natürlich beipflichten können, zumal Herr Goretzka noch im Sommer geäußert hatte, seine Wechselwilligkeit von der sportlichen Entwicklung bei Essnullvier abhängig machen zu wollen. Als seine Scheinheiligkeit Kalle Nummerigge dann auch noch verlauten ließ, mit der kostengünstigen Verpflichtung habe man das Jungtalent der Bundesliga erhalten können, drängte sich ein kollektives Draufkloppen förmlich auf. Aber irgendwie mochte ich nicht recht in die Heulerei mit einstimmen. Weil ich an Goretzkas Stelle nämlich auch keinen Bock hätte, länger als unbedingt nötig in motherfucking Ruhrpotthausen rumzugammeln. Dann schon lieber Minga, die Hauptstadt mit Herz, P1 und Oktoberfest. Berlin wäre natürlich noch einen Zacken schärfer, da gibt’s keine zwei Meinungen, aber wir können hier leider nur Traumgagen und keine Fantasiegehälter zahlen. Nicht vergessen sollte man auch, dass die Masche des Talenteklaus keine exklusive Bayern-Erfindung ist. Das machen alle anderen auch, nicht zuletzt die Schweinebacken von Tönnies Gnaden. Fragt mal bei deren Kumpelklub aus Nürnberg nach. Der Unterschied ist, dass Münchenhausen an der Spitze der Nahrungskette steht und Schalalanullvier eben nur irgendwo dahinter.
So wie wir. Wobei wir den Vorteil der geilsten Stadt des Universums genießen; was nur zu gerecht ist, wenn man bedenkt, dass Hertha bis vor nicht allzu langer Zeit gerade mal die Hälfte eines eingeschlossenen Inselchens als Heimstatt vorzuweisen hatte. War zwar auch geil, aber nur für Insider. Leider kann Berlins Geilheit unseren Talenteschuppen nicht allein bei der Stange halten. Wenn anderswo mit den großen Scheinen geraschelt wird, dann verdreht es dem ein oder anderen auch mal den Schädel. Das muss und soll es auch, denn nur mit Eigengewächsen wird keine Meistermannschaft auf die Beine gestellt werden können, geben Experten und auch ich zu bedenken.
Abgesehen davon freue ich mich, wie Dardai die Causa Duda abgehandelt hat. Viel Lob trotz zweier Böcke. Auch von Dudas Kollegen habe ich eigentlich nur aufbauende Worte in den Gazetten gelesen. Das hob sich wohltuend von den Kohlenmunks ab, um den Bogen nochmal elegant zurückzuschlagen. Dortselbst hat Fleischmogul Tönnies seinen wechselwilligen Star schon mal verbal auf die Tribüne verbannt. Pfui, was für ein Grobschlächter. Die achso treue Anhängerschar hat sich der Forderung des Klubbosses dann auch gleich zu eigen gemacht und den Bayernstar in spe beim unbefriedigenden Remis gegen HSV II (ätschibätschi) lautstark niedergemacht. Ob das so klug war?
Desweiteren weeß ick nich, ob der Eff-C-Kölle es am Ende doch noch packt, aber ich kanns mir gut vorstellen, seit Samstag umso mehr. Und ich prophezeihe mal: Wenn die Böcke das tatsächlich noch gebacken kriegen sollten, dann würde das dortselbst gefeiert, wie Weiberfastnacht, Rheinhochwasser und Papstbesuch am selben Tag. Das hätte echte Leicester-City-Qualität, sage ich mal. Und was die 5000:1-Außenseiter nach ihrem Nichtabstieg in der darauffolgenden Saison hingelegt haben, wissen wir alle. Ein bisschen könnte sich dann auch der HaEsVau auf die Schulter kloppen; die stolzen Hanseaten haben mit der Pleite dem Wunder vom Dom immerhin ein wenig den Weg geebnet. Und zugleich ihren eigenen Niedergang ein Stückchen weiter befördert. Neue Nahrung für die Rothosen-Lästerei, wobei in dieser Hinsicht seit Jahren schon kein Futtermangel bestand. Ich allerdings trau dem Dinosterben noch nicht ganz, jedenfalls nicht unbedingt in dieser Saison. Grundsätzlich schon, immerhin das haben uns die Saurier gelehrt.