Auf dem Nachhauseweg wurde ich zufällig Zeuge eines Gesprächs unter Herthafans. Wobei ich nicht sicher bin, ob es wirklich überzeugte Fanatiker waren oder nicht doch eher unbedarfte Wohlstandsjünglinge auf der Suche nach etwas Zerstreuung. Der Gesprächsfetzen, der mir in Erinnerung blieb, lautete etwa so: „Bevor ich das nächste Mal zu Hertha gehe, müssen sie mir erstmal was Vernünftiges anbieten.“ Der arme Junge, dachte ich bei mir. Bei so einer Laumann-Einstellung ist die nächste Enttäuschung doch schon vorprogammiert. Ich habe mich auch gefragt, was ihn wohl dazu bewogen hat, dem Spiel gegen Freibug beizuwohnen? So dolle waren die letzten Hertha-Spiele ja auch wieder nicht. Kann eigentlich nur Dardais Siegversprechen von letzter Woche gewesen sein, des Trainers kühner Keine-Ausreden-Satz, von wegen neuer Rasen und so. Nur mal angenommen, dieser verwöhnte Fußballkunde sieht am nächsten Samstag einen unterirdischen Hertha-Auftritt inkl. Niederlage bei den eigentlich schon abgestiegenen HaSenVüssen, dann ist er gezwungen – sofern er gegenüber seinen Kumpels nicht als eitler Sprücheklopfer dastehen will – das nächste Heimspiel am Ostersonnabend (20.30 Uhr, Olympiastadion) in einer verrauchten Kneipe mit verkeimten Zapfhähnen zu verfolgen. Die Folge werden nicht nur Durchfall und Erbrechen sein, sondern obendrein Haareraufen plus bittere Häme der Kollegen, weil er das von Frank Zander unermüdlich herbeigesungene „Absolute Spiel“ verpasst hat. Das ist nämlich das ungeschriebene Hertha-Gesetz, es passiert immer das, was niemand erwartet. Positiv wie negativ. So isset, Leute, kann man nüscht machen.
Von daher bin ich, was das nächste Spiel bei den bedauernswerten Rotschlüppern anbelangt, auch einigermaßen reserviert, was meine Erwartungshaltung angeht. Denn wer jetzt glaubt, dass wir kommenden Samstag nach dem abermaligen Debakel der Truppe von Kühnes Gnaden dortselbst leichtes Spiel haben, dem sei folgende Statistik vor den Latz geknallt: Die Hamburger haben nach ihren letzten Bayern-Klatschen in der Ferne das folgende Spiel nicht einmal verloren! Hier nochmal zum Nachlesen: Saison 14/15 gabs am 21. Spieltag ein 0:8, die Woche drauf 1:1 gegen Gladbach. Saison 15/16 folgte dem 0:5 am 1. Spieltag ein 3:2 gegen die Schwabmaten. 16/17 rappelte es erneut 0:8 im Karton, das war am 22. Spieltag. (Es folgte eine Pleite im DFB-Pokal, aber hier gelten andere Gesetze). In der Bundesliga kreuzte anschließend (aufgepasst) unsere olle Hertha im Volkspark auf – und verlor 0:1.
Ich wäre mit einem verkrampften 0:0 an der Küste schon zufrieden, aber selbst bei einer wie auch immer gearteten Niederlage würde ich am Ostersonnabend zu vorgerückter Stunde pünktlich auf meinem Klappsitz in der HANNE-SOBEK-ARENA Platz nehmen. Ich kann einfach nicht anders.
danke für den in berlina schnauze jeschriebnen blog. dit freut mir. ick als hertha sympatisant (fan wär übatrieben, ick richt mein leben nicht nach der ollen dame aus, abba wenn ick se sehe, dann bin ick fast fan(atisch) dabei,och wenns da nich so häufich fantastisches jibt üba wat man sich freuen könnte)
und diesa blog is eben mehr als reine stati oder spielberichte, it is seele in the blog.the reader feels the emotions. zumindestens jeds mir so. die liebe zum thema fußball an sich. och übba bloggrenzen hinweg.
ABBA
ick krick n rappel wenn icks in da tagesschau odda sonstwo höre odda wie in diesem fall lese
VORprogrammiert
pro (lateinisch) = vor
dann würde es vorvorprogrammiert heißen,
also besseres sprech wäre: der sieg ist programmiert, der sieg ist absehbar, der sieg und die meisteschaft sind unausweichlich 😉
beste grüße und mach weita so
Danke für die warmen Worte und den wertvollen Hinweis.
Laut Duden gibts an „vorprogrammieren“ allerdings nichts auszusetzen. Dr. Stephan Bopp zufolge (immerhin promovierter Linguist, siehe Google) könnte man das Wort tatsächlich als „überflüssiges Blähwort verdammen“ … allerdings fügt der Herr Doktor u. a. hinzu (Zitat): „Mit vorprogrammiert ist oft gemeint, dass etwas einer Sache innewohnt, dass es unausweichlich ist (…)“ Seiner Meinung nach konnte sich vorprommamieren zu Recht im deutschen Wortschatz behaupten. Dem schließe ich mich natürlich gerne an, allerdings werde ich in Zukunft noch gewissenhafter auf meine Wortwahl achtgeben. Räusper.