Kalle alaaf

Ich habe mir am Sonntag die erste Halbzeit des sog. Nordderbys angesehen, danach hatte ich genug. Es war ein ziemlich grausamer Kick, der vom Moderator als solcher auch gebrandmarkt worden wäre, wenn Hertha mitgespielt hätte. Aber wenn der stolze HSV und die sympathischen Werderaner ihr Hassduell ausfechten, dann finden allerlei Petitessen Beachtung, etwa ein nicht geahndetes Foul von van der Vaart oder der dreißigste Geburtstag von Herrn Behrami. Dass da zwei Mannschaften vor sich hin stümpern und nicht der leiseste Hauch Spielkultur erkennbar ist, scheint dem SkyMod völlig Wumpe zu sein. In der Westend-Klause, dort habe ich mir die 45 Minuten angetan, war kaum was los, außer mir noch sechs Gäste, was vermutlich auch am Wetter lag. Ossi, treue Leser werden sich erinnern, war ebenfalls da, diesmal mit weiblicher Begleitung. Sein Kommentar, warum er sich das Spiel anschaut: „Ich will es mir nicht entgehen lassen, dabei zu sein, wenn ein Relikt der Bundesliga untergeht.“ Ich traue dem Braten noch nicht, aber selbst in Hamburg scheint man sich mit dem Aussterben des Dinos schon abgefunden zu haben, wird gemunkelt.

Wobei wir auch noch nicht aus dem Schneider sind. Wenn es ganz schlecht läuft, können wir immer noch auf den Relegationsplatz rutschen. Ziemlich sicher ist, dass die Bayern gegen uns ihre nächste Meisterschaft eintüten. Das wäre am nächsten Sonnabend der Fall, denn Wolfsburg wird in den verbleibenden vier Runden wohl kaum 32 Tore aufholen. Wobei ich im Gefühl des souverän herausgespielten Remis gegen Kölle sogar tollkühn eine mögliche Überraschung in München in Betracht gezogen habe. Warum auch nicht?
Na ja, vielleicht, weil wir in der Allianz-Arena noch nie auch nur ein einziges Pünktchen gegen Bayern geholt haben. Letztes Jahr haben wir einsnull geführt und kurz vor Schluss das zwodrei gemacht. Anschließend hat uns der große Pep als bislang stärkster Gegner geadelt. Das war das höchste der Gefühle. Der einzige Grund, der für uns spricht, ist der, das nichts für uns spricht. Es sei denn, Dr. Mull verbuddelt noch rechtzeitig ein paar Hühnerknochen im Anstoßkreis, als kleine Erinnerung für die Schuldzuweisung nach der Porto-Pleite.ColoColo.

Ganz ehrlich, das Köln-Spiel war ein Nullnull der sonnigeren Sorte. Ich wollte das trotzdem nicht groß feiern, geschweige denn mit Bier begießen, zumal ich gesundheitlich etwas angeschlagen bin, aber das schöne Wetter und Kollege Kalle konnten mich dann doch überzeugen. Und siehe da: Zwei Bierchen, schon habe ich mein Halsweh nicht mehr gespürt! Gleich noch ein paar Mollen hinterher gezischt, viel hilft viel. Zuguterletzt noch inne Kiezdisco, also fast das gleiche Programm wie in Hannover.

Mein letztes Auswärtsspiel der Saison ist auch schon eingeütet, Leicester City gegen Queens Park Rangers. Zur Einordnung: Leicester sah lange wie ein sicherer Absteiger aus, jetzt haben sie zwei Spiele in Folge gewonnen und sehen wieder Land. Das Restprogramm scheint machbar, außerdem haben sie ein Spiel weniger absolviert als die Konkurrenz, nächste Woche treten sie beim Letzten an. Im Winter waren „The Foxes“ am Mainzer Stürmer Okazaki dran, auf den jetzt angeblich auch Gladbach scharf ist (Mein Tipp: die Fohlen werden nächste Saison Meister). Das Spiel gegen QPR ist am 24., also Pfingstsonntag. Einen Tag vorher tritt Hertha zum Halali in Hoffenheim an. Ich hoffe, wir finden auf der Insel eine Kneipe, die auch Bundesliga überträgt. Und bitte, lieber Fußballgott, lass den Drops bis dahin gelutscht sein.