Es isch wie es isch

[image caption=“Steinskulptur, fast so schön wie ein Tor von Ronny“ image_link=“/wp-content/uploads/2014/09/skulptur.gif“ float=“right“ style=“round“/]Stellte ich mir ein Häufchen Elend vor, es würde aussehen wie Christian Streich an diesem denkwürdigen Freitagabend im Presseraum des Dreisamstadions: Leichenbitterblässe, eingefallene Schultern, Blick ins Nirwana. So hätte ich auch ausgesehen, wäre da nicht Ronny gewesen. Streich versuchte zu erklären, zu deuten, zu verstehen. Stattdessen nuschelte der Trainer des SC Freiburg nur noch ein „es isch wie es isch“, dann wars auch gut.

Zur Häme besteht kein Grund, aber in Wahrheit geht es Streich noch Gold. Das weiß er auch. Er war es schließlich, der letztes Jahr unserem Verein Rückendeckung gab, als in Berlin die Lolitagerüchte hochkochten. Außerdem erwartet im beschaulichen Breisgau niemand Wunderdinge, höchstens den Klassenerhalt. Obwohl es auch dort eine BZ gibt. Aber die Badische Zeitung ist nicht annähernd so penetrant, wie die hiesige Version. Als Beispiel nur zwei Sätze aus der Samstagsonlineausgabe: „Mit einer Chance für Felix Klaus ging der erste Durchgang zu Ende, der an Spannung und Intensität nichts zu wünschen übrig gelassen hatte.“

Habe ich mir nicht ausgedacht, ist ein Original-Zitat. Musste ich mir dreimal durchlesen, bevor ich es glauben konnte – keine Wünsche übrig! Fast schon grotesk. Unser Micha Preetz würde Tränen der Rührung vergießen, wenn er solche Schmeicheleien hierzulande lesen dürfte. Kriegt er aber nicht, nichtmal nach einem Sieg gegen Bavaria Monaco. Und obwohl Ronny für den heimischen SCF brutalstmöglicher Spielverderber war, endet der BZ-Bericht mehr als versöhnlich: „Ein schwacher Trost trotz allem – der aber für die bevorstehenden schweren Aufgaben in Hoffenheim und gegen Leverkusen Mut geben sollte.“ Ein Satz, der jedem Poesiealbum zur Zierde gereicht. Ich würde ernsthaft ein Abo in Erwägung ziehen, wenn sich die Breisgau-BZ einen Berlin-Teil zulegen würde. Doch ich bezweifle, dass das Blatt mit solch einem Kuschelkurs in Deutschlands Mecker-Mekka Erfolg hätte. Seisdrum.

Nochmal zum mitschreiben: Unvorstellbar, dass eine hiesige Zeitung sich nach so einem Spielverlauf solch ein Urteil erlaubt hätte. Nichtmal der Kurier, die ehrlichste Boulevardzeitung der Welt. Gut, wahrscheinlich hätte man auch ein wenig am Schiri herumgekrittelt, aber eine Berliner Mannschaft hätte todsicher eine ganze Ladung Fett abbekommen, für ihre Dämlichkeit, in der Nachnachspielzeit noch so einen Freistoß zuzulassen. Ihr wisst gar nicht, wie gut ihrs habt, Ihr Freiburger Wohlfühlprofis!

Was Trainer Luhukay und seine tapferen Jungs im Falle einer Pleite daheim um die Ohren geflogen wäre, mag sich jeder selbst ausmalen. Das weiß übrigens auch der nette Herr Streich, der seinem Kollegen zum Abschied noch sanft zuflüsterte: „Alles Gute, Jos.“

Um bei der Wahrheit zu bleiben: Das Spiel schön zu reden wäre natürlich maßlos übertrieben. Wer aber etwas Anderes statt Hängen und Würgen erwartet hat, muss sich den Vorwurf von Naivität gefallen lassen. So ein Spiel kommt beinahe zwangsläufig zustande, wenn das Motto lautet: Wir müssen gewinnen, dürfen aber auf gar keinen Fall verlieren. Ich könnte jetzt auch einiges an Fußballsachverstand vortäuschen und alle möglichen Mängel im Spiel der Alten Dame benennen. Aber das überlasse ich lieber den üblichen Verdächtigen. Viel Vergnügen.

Ich für meinen Teil freue mich lieber darüber, dass Lusti sich nicht wieder verletzt hat und hoffe, dass Schulz nicht mehr als ein oder zwei Spiele gesperrt wird. Ich bin stolz auf Keeper Kraft, der sich nicht zu schade ist, auch vorm gegnerischen Strafraum eine Mauer zu dirigieren. Und ich bin erfreut über Johnny Heitinga, der im Notfall einen prima Hypnotiseur abgibt. Last not James: Florian Meyer küre ich ab sofort zu meinem Lieblingsschiri: Der hat das Spiel in die Länge gezogen wie anno Trabbi seine Ex-Kollegen in der DDR-Oberliga bei Spielen des BFC. Von mir aus darf der Mann nur noch bei uns pfeifen. Freundschaft!

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