Ich bin unterm Strich gar nicht mal so unfroh über die achte Auswärtsniederlage in Folge. Unser Auftritt im blauweißen Traditions-Outfit lieferte immerhin den unumstößlichen Beweis, dass die vielgeschmähten pinken Trikots keine Schuld an der unerklärlichen Pleitensierie trifft. Asche von Rauchtopf auf unser Haupt. Viel mehr Positives vermag selbst ich nicht aus dem verzagten Gekicke unserer in der Fremde so arg fremdelnden Mannschaft herauszusaugen. Oder etwa doch?
Während ich Samstagnachmittag mit Sohnemann dem unerquicklichen Negativrekord entgegendämmerte, warf der Junior plötzlich die Frage auf, wann das Auswärtselend dieser Saison eigentlich seinen seltsamen Lauf aufgenommen hätte? Habe natürlich sofort recherchiert und bin im Kopfkalender auf Mitte Dezember und Rassenknallkopp Läpzsch gestoßen. Der Tag unserer Weihnachtsfeier. An deren freuchtfröhlichem Anfang stand eine nicht unverdiente Nullzwo-Niederlage, der vertrauenswürdige Kicker schrieb von „Einbahnstraßenfußball“. Hernach folgten (ich kann es euch nicht ersparen) Chemie Leversunlicht (1:3), Sport Freiburg (1:2), Dortmaul (Pokal, 2:3 i. E.), Schalsenkirchen (0:2), Hafen Hämburch (0:1), ÄffZäh Kölsch (2:4), Raubach (0:1) und Meins oder Deins 05 (0:1). Ich musste eine Weile drüber grübeln, konnte mir zunächst aber keinen Reim auf Herthachens Heim-Auswärts-Dilemma machen, bis ich glasklar zu folgendem Schluss gelangte: Ohne Auswärtsschwäche keine Heimstärke! Auf soviel Scharfsinn ein Tusch: Ta-taaa!!
So pipileicht ist das nämlich. Wenn Hertha auswärts nicht die wenigen zur Verfügung stehenden Kräfte schonen würde, könnte die alte Dame wiederum daheim wenig bis goarnix reißen. Und mal ganz im Ernst: Wo sind Niederlagen leichter zu ertragen: Live und mittenmang im Olympi oder in der verrauchten Kneipe, am wackeligen Stream, vorm Radio beim Kreuzworträtsel oder an irgendwelchen neumodischen digital-revulotionären Livetickerapps??
Wer jetzt beckmesserisch einwendet, warum es denn in Ingos Stadt (2:0) und Peterundderwolfburg (3:2) mit Siegen und in Bankfurt (3:3), Doofmund (1:1), Autschburg (0:0) wenigstens mitm Unentschieden geklappt hat, dem sei pampig entgegengeraunzt: Da war die Saison auch noch jung und wir waren frisch und frohen Mutes, Du Ignorant!
So, ihr elenden Mecker-Fotzköppe, und jetzt kommts ganz dicke: Trotzdem stehen wir auf Platz fünf! Haha! Wir führen das Peloton an, sind der Kopf vom Mittelmaß, das Haupt der Unfähigen, die Besten vom Rest, die Pfandflasche im Restmüll. Voilá, wenn das nix ist, ihr verwöhnten Kinder des hohen Anspruchs ohne realistische Grundlage.
Musste mal raus, tschuljung. Aber nervt schon ziemlich, diese Jammerei, wenn wir mal nicht Meister oder wenigstens Pokalsieger werden. Also, reißt euch gefälligst alle zusammen am Riemen, wenn wir uns nächstes Wochenende wieder an gewohntem Ort zusammenfinden. Sollte wider Erwarten kein Kantersieg gegen die grauen VW-Mäuse herausspringen, dann klappt es vielleicht ausnahmsweise mal in Bremen. Wenn nicht, dann eben nicht.